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Benutzer:Hubertl/GLAM-Den Haag

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Version vom 22. April 2015, 13:12 Uhr von Raimund Liebert (Diskussion | Beiträge) (Kategorien, onlyinclude-Tags)
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GLAM-Wiki-Konferenz in Den Haag

Immer ist wer nicht drauf.

Zur diesjährigen großen GLAM-Konferenz hat - schon zum zweiten mal nach Amsterdam 2011 - WMNL vom 10. bis 12. April eingeladen und die Organisation übernommen. Gekommen sind fast an die 200 Wikimedianer, von Australien über Armenien und auch aus amerikanischen Ländern. Das Programm hatte schon fast als programmatischen Zwang wiederum die Frage in den Vordergrund gestellt, ob die Herausforderung, den Global South und die Überwindung des Gender gaps doch einmal zu einem Ergebnis führt.

Wie schon bei anderen Konferenzen erfahren, es gilt der übliche Bottom Down Ansatz, man setzt auf Promis, man will klingende Namen sehen, man will klingende Gäste außerhalb der Wikimediawelt begrüßen. Anerkennung? Wer anerkennt wen? Das schlägt sich dann im Programm selbst nieder. Dazu kommt auch - wie immer - das Gewusele von dem immer selbigen Leuten, die sich gegenseitig ganz lieb haben.

Veranstaltet wurde - wirklich hervorragend organisiert - das Treffen in der Koninklijke Bibliotheek & National Archive of The Netherlands, diese beiden Institutionen sind auch wichtige Partner für Wikimedia Niederlande. Diese Kooperation ist schon fast eine alte, man hat über lange Zeit bereits gemeinsame Wege beschritten. Wie auch in Holland ganz offensichtlich die Bereitschaft, die Institutionen zu öffnen, aus meiner Sicht weit Open knowledge-freundlicher ist als man es von anderen Ländern kennt.

Wie ganz typisch für GLAM-Menschen, es wird in Zahlen gedacht und diese präsentiert. Was dazu führt, dass die Anzahl der erhaltnenen Exponate angeführt werden, nicht jedoch die tatsächliche Verwendung und die - aus meiner Sicht weit wichtigere Frage: Führen diese Kooperationen insgesamt zu einer Erhöhung der Autorenzahlen in Wikipedia. Nicht jedes Land hat diese Probleme, dort, wo oftmals erst aufgebaut wird, scheint die Teilnahme an Autoren zu wachsen (Armenien). Dort, wo es bereits klare Strukturen gibt, wird diese Frage eher in den Hintergrund gedrängt.

Ähnlich wird die Frage, ob WikiData mehr Fluch als Erfolg ist, höchst einseitig beantwortet, nämlich dadurch, dass alle diese Konferenzen diesem Projekt von vornherein einen bevorzugten Präsentationsraum einräumen, in dem von den Erfolgen - die dann aber nicht wirklich dargestellt werden - fabuliert wird. Es zeigt sich, dass Arbeitsgruppen, welche aus bezahlten Personen bestehen, auch ausreichend Zeit haben, innerhalb des Systems die Freiwilligen auf die Seite zu drängen. Fragen werden höflich, jedoch ausweichend beantwortet. So ist auch die Fragen: Gibt es zu den Daten verlässliche Quellen? und: Muss man Programmierer sein, um sich mit Wikidata beschäftigen zu können seit zwei Jahren dieselbe geblieben, ohne dass es eine erkennbare Lösung gibt. Es ist und bleibt ein Kindergarten für Sammelwütige und keiner fragt ernsthaft, wozu gesammelt wird, was genau gesammelt wird und wem das in Folge dann nützt. Daten sind ganz offenbar etwas, was eo ipso keinen weiterführenden Nutzen einfordert, Daten sind für sich Religion.

Mein Resumée, welches ich von dieser Konferenz mitbringe:

Wikimediaprojekte und deren Server sollen kein Repositorium für Aufgaben der Zivilgesellschaft sein, nämlich dem blindwütigen Sammeln und Verfügungstellen von Wissen, welches bislang in Institutionen einen beschränkten Zugang haben. Unsere Aufgabe soll es sein, den Zugang dahin zu schaffen, aber nicht, um Kopien von kleinen Teilbeständen zu erzeugen. Das verzerrt im Grunde genommen völlig die Größenordnungen. Wenn ein Nationalarchiv einen digitalisierten Bestand von zig-Millionen Objekten hat, uns dann eine, von ihnen ausgesuchte Menge von 10.000 Objekten zur Verfügung stellt - wovon im Ergebnis dann vielleicht bestenfalls 0,5% davon für Wikipedia verwendbar ist -, dann ist das schlicht Unfug und kann nicht als Erfolg gewertet werden. Unsere Aufgabe soll es sein, das für uns Notwendige nach unseren Anforderungen an eine Verarbeitung in enzyklopädischen Inhalten zu bekommen (nicht irgendwelche Sammlungen, welche niemals auch nur in einen Artikel münden), den Rest aber als Forderung an die Zivilgesellschaft zu formulieren, einen freien Zugang zu den Beständen der Institutionen zu gewährleisten.

Und wie an anderer Stelle schon oft als Kassandraruf angeführt: Wenn wir nicht die Möglichkeiten schaffen, die Autorenstruktur zu verbreitern (oder zumindest die bestehende Struktur zu erhalten), dann werden uns - dank Wikidata und der CC0-Lizenz - Google und andere Anbieter in naher Zukunft die Frage der heutigen Leser unserer Projekte abnehmen, ob Wikipedia überhaupt in der Form, wie es existiert, noch gebraucht wird. Und nicht Wikipedia früher oder später einfach geschlossen wird und dann als solches einer Vermarktung zugeführt wird. Jedenfalls wird Wikipedia auf mobile Devices, welche inzwischen schon fast ein Drittel der Zugriffe ausmachen, als unlesbar erkannt. Was auf einem Smartphone-Bildschirm Platz hat, wird gelesen. Nicht jedoch, was darüber hinausgeht. Wir werden weiterhin zwar als Quelle angeführt - wir, das ist der Name Wikipedia - die Inhalte werden jedoch aus Wikidata generiert werden. Qualität wird keine Rolle mehr spielen, Wikipedia bürgt ja dafür, auch wenn das mit Wikipediainhalten nichts zu tun haben wird. --Hubertl (Diskussion) 12:27, 22. Apr. 2015 (CEST)