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Hintergründe und Bericht: Guide-Camp, nichtadministrative Konfliktbewältigung

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Version vom 17. Juni 2015, 22:45 Uhr von Agruwie (Diskussion | Beiträge) (Typos, Formatierungen)
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Nichtadministrative Konfliktbewältigung
Nichtadministrative Konfliktbewältigung heißt:
gemeinsame Konfliktbewältigung.

Seit Etablierung der Wikipedia als Online-Enzyklopädie und der Teilnahme vieler Freiwilliger am Aufbau dieser globalen Plattform des freien Wissens wird darüber diskutiert, wie eine produktive Arbeitsatmosphäre in der Wikipedia und ihren Schwesterprojekten gewährleistet werden kann.

Während in den Anfangszeiten der Wikipedia unzählige Freiräume existierten, in denen nicht nur jeder Wikipedianer neue Ideen verwirklichte sondern sich auch vor allem Jung-Wikipedianer überwiegend ungestört versuchen konnten, hat sich die Arbeitssituation durch die nunmehr erreichte Größe deutlich geändert. Eine Vielzahl an Regelwerken, inhaltliche und technische Hürden erschweren mittlerweile genauso den Einstieg wie die Tatsache, dass in zunehmendem Maß nur noch immer komplexer werdende, spezialisierte Fachgebiete Möglichkeiten für erschöpfende neue Artikelarbeit bieten.

Neben einem unproduktiven Verhalten gegenüber Unerfahrenen scheint sich teilweise auch zwischen erfahrenen Wikipedianern ein sehr rauer Umgangston etabliert zu haben, der mehr von einem Kampf um die Wissenshoheit als um eine sachliche Lösungs- und Wissensfindung angetrieben scheint.

Da mittlerweile bereits von der öffentlichen Presse wahrgenommen und berichtet wird, dass in der Wikipedia sowohl zunehmend Altautoren und alteingesessene Administratoren ihre Tätigkeit einstellen, als auch Neuautoren (darunter viele sehnlichst gesuchte Fachexperten) sich abschrecken und vertreiben lassen, werden von vielen Seiten Initiativen gestartet, um den aufkommenden negativen Trend entgegenzuwirken. Als sehr vielversprechend erscheint der Ansatz, den die nichtadministrative Konfliktbewältigung vorsieht: mittels eines Bündels von Maßnahmen und Ideen soll wieder ein besseres Arbeitsklima etabliert und ein respektvoller, produktiver Umgang kultiviert werden. Der Begriff nichtadministrative Konfliktbewältigung soll dabei hervorhaben, dass Konflikte gelöst und nicht mittels administrativer Sperren oder anderer Zwangsmaßnahmen temporär niedergehalten werden. Dazu bietet sich die nichtadministrative Konfliktbewältigung als Plattform und Anlaufstelle für Ideen und Lösungen an. Die jeweils notwendige Unterstützung erfolgt nach Bedarf: kleinere Maßnahmen werden direkt umgesetzt, größere Vorhaben als Projekt gefördert, angestoßen und begleitet oder die Hilfestellung erfolgt mittels Beratung oder Werbung für das jeweilige Vorhaben.

Guide-Camps

Neben der Online-Tätigkeit auf den Seiten der Wikipedia werden auch regelmäßige Treffen angeboten, die Guide-Camps genannt werden und je nach den jeweiligen Projektfortschritten verschiedene Funktionen wahrnehmen:

  • Ideenschmiede
  • Projektdefinition und -abgrenzungsworkshops
  • Projektstart-Workshops
  • Controllingtreffen des jeweiligen Projektfortschritts
  • Spezial-Workshops (z.B. zur Thematik "Moderation") uvm.

Während das 1.Guide-Camp (29.–31. August 2014) in Kassel der allgemeinen Ideenfindung und der Basisarbeit für die Plattform nichtadministrative Konfliktbewältigung diente, wurden im Zuge des 2.Guide-Camps (9.–11. Januar 2015) in der Berliner Geschäftsstelle Themen abgegrenzt, Lösungsansätze weiterentwickelt und umsetzbare Projekte definiert.

Das 3.Guide-Camps 19. bis 21. Juni 2015 in Augsburg dient als Startworkshop für das Projekt Moderation (Details → siehe weiter unten) und soll zusätzlich auch die Möglichkeit bieten, weitere Themen zu evaluieren und neue Lösungsansätze auf deren Umsetzbarkeit zu untersuchen.

Aktuelle Thematiken

Zur Zeit wurden folgende Themen abgegrenzt und erarbeitet, die in Folge als Projekt der Verbesserung des Arbeitsklimas in der Wikipedia verhelfen sollen:

Moderatoren sollen in Konflikte eingreifen und versuchen, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln und Kompromisslösungen finden helfen. Sie können dabei sowohl selbstständig aktiv werden, als auch über die Konfliktmeldung angefordert werden. Eine Moderation erfolgt immer neutral und auf Augenhöhe ohne zusätzliche administrative oder sonstige Sonderrechte. Ergänzend bietet das Projekt Moderation eine Plattform, um aktiven Moderatoren Coaching oder bei Bedarf eine Supervision anbieten zu können.
Das Projekt Moderation soll im Zuge des 3.Guide-Camps gestartet werden.

Als weitere Ausbaustufe zum Projekt Moderation könnten Ombudsleute mit erweiterten Rechten Konflikte an bestimmte Institutionen der Wikipedia weiterleiten (z.B. SG, 3M usw...). Die impliziten zusätzlichen Rollen-Kompetenzen müssten per Meinungsbild durch die Community bestätigt werden und erforderten die Legitimation der Betreffenden per Wahl.
Der Projektansatz wurde mittlerweile zurückgestellt, da betreffende Initiatorin vorläufig der administrativen Tätigkeit den Vorzug gegeben hat.

Als Ergänzung wurde angedacht, bei schwerwiegenden Konflikten, einzelnen Konfliktparteien eine von einem Professionisten durchgeführte Supervision anzubieten. Diese würde bei Bedarf vom Ombudsman angefordert und müsste finanziell von WMDE getragen werden.
Auch dieser Projektansatz wurde mittlerweile zurückgestellt, da er mit dem Projekt "Ombudsleute" in unmittelbaren Zusammenhang steht und selbige Initiatorin vorläufig der administrativen Tätigkeit den Vorzug gegeben hat.

Jedem Wikipedianer soll das Recht eingeräumt werden, dass begangene Fehler und daraus resultierende Sperren nach einer zu definierenden Zeit verjähren und damit lange vergangene Problematiken den Betreffenden nicht mehr ewiglich vorgehalten werden bzw. einen Hinderungsgrund für ein Amt darstellen. Damit sollen Wikipedianer die Möglichkeit für einen Neuanfang geboten werden ohne sich gezwungen zu sehen, alte Usernamen aufgeben zu müssen um glaubwürdig einen konzilianteren Stil zu leben.
Thema befindet sich in Ausarbeitung

Jung-Wikipedianer sollen eine Zeitlang automatisiert bei der Signatur eine Kennzeichnung erhalten, die alteingesessene Wikipedianer verpflichtet, gewisse noch zu definierende Verhaltensregeln gegenüber den potenziellen Neu-Autoren an den Tag zu legen. Jene Kennzeichnung könnte mit Erreichen der aktiven Sichterrolle erlöschen. Neuartikel entsprechender Neu-Wikipedianer sollen in Anlehnung zur Sandkasten-Funktionalität in der englischsprachigen Wikipedia automatisiert im jeweiligen BNR platziert und dort zwecks Auffindbarkeit mit einer eigenen Kategorie gekennzeichnet werden. Ziel ist es, die meist sehr motivierten Neu-Autoren zu unterstützen und ihnen inhaltlich zu helfen anstatt sie viel zu schnell und für immer zu verprellen
Thema befindet sich in Ausarbeitung

Ein Auslöser für Konflikte stellen oftmals zielgerichtete Löschanträge dar Alt-Wikipedianern dar, die als IP oder mittels Sockenpuppen getarnt auftreten. Um Troll-Aktivitäten auf Meta-Seiten künftig hintanzuhalten bzw. den Einsatz von Sockenpuppen zu erschweren bzw. zu verteuern, wird überlegt Meta-Seiten mittles kürzlich implementierter Rolle "editeditorprotected" zu schützen
Thema befindet sich in Ausarbeitung

Im Gegensatz zu anderen Schwesterprojekten wie das Wiktionary wird in der Wikipedia die Teestube nicht als Plattform für gegenseitige, fachliche Unterstützung genutzt und fristet eher ein ruhiges Dasein. Im Zuge der Neu-Wikipedianer-Unterstützung könnte die Teestube genutzt und wiederbelebt werden
Thema befindet sich in Ausarbeitung

Im Zuge einiger Projekte sind Bereiche von Nöten, um in einer geschützten Umgebung ohne Historie mitarbeitende Wikipedianer betreuen zu können. Moderatoren sollen gecoached bzw. mit ihnen eine Supervision durchgeführt werden, ohne dass dabei die allzu verletzliche Privatsphäre beeinträchtigt wird. Auch die beim Projekt Supervision von Professionisten durchzuführende psychologische Beratungs-Tätigkeiten sind strikt geschützt zu halten. Obwohl besonders seitens der Administratorenschaft Misstrauen gegenüber der Thematik "privater Raum" geäußert wurde, sind diese unabdingbar. Existierende Vorbehalte müssen entsprechend durch Aufklärungsarbeit aufgelöst werden.
Thema befindet sich in Ausarbeitung

Bei den meisten Wahlen zu einem bestimmten Amt lässt sich oftmals eindeutig ein Herdenverhalten seitens der Wähler beobachten, die auf ein strategisches Wahlverhalten bzw. auch auf Gruppenzwangeffekte hinweisen. Um hinkünftig allen Beteiligten eine unbeeinflusstes Wahlverhalten zu ermöglichen, soll (analog zur Foundation) die geheime Wahl etabliert werden.
Thema befindet sich in Ausarbeitung

Als Reaktion auf aktuelle Vorkommnisse wurde die Idee eingebracht, dass nach abgeschlossenen SG-Prozessen die betreffenden Person (z.B. bei einem Freispruch) nicht mehr mittels Endlosdiskussion und -thematisierung des Themas gemobbt bzw. belangt werden darf.
Thema befindet sich in Ausarbeitung

Für Neuangemeldete oder IPs, die einen Edit tätigen wollen, soll automatisiert ein Wizzard vorgeschaltet werden, der alle erforderlichen Rahmenbedingungen (wie z.B. die Belegpflicht) für einen Edit zu erfüllen helfen soll
Thema befindet sich in Ausarbeitung

Es soll ein kleiner Hilfeguide für jene entwickelt werden, die selbst vermittelnd in einen Konflikt eingreifen wollen
Thema wird im Zuge des 3.Guide-Camps erarbeitet

Aktuelle Entwicklungen

Im Zuge der Vorbereitung des 3. Guide-Camps hat AndreasPaul, der den Ansatz nichtadministrative Konfliktbewältigung ursprünglich entwickelte und für die Thematik als Ansprechperson zur Verfügung stand, angekündigt, wegen eines einmaligen Stadtentwicklungsprojekts in Berlin Auszeit nehmen zu wollen. Somit übernehme ich mit dem 3. Guide-Camp als Ansprechperson die Koordinierung, werde aber wegen der vielfältigen Projekte und Thematiken einen größeren Personenkreis aufbauen, der die entsprechenden Anliegen nach außen vertritt.

Mögliche Probleme und Krisen
  • Im Zuge der Veröffentlichung der Ideen und Vorhaben des Projekts Moderation wurden seitens bestimmter Administratoren bedenken geäußert, die dem Projekt seitdem aus verschiedenen Gründen bremsend gegenüberstehen. Diesbezüglich habe ich nach einer Evaluierung der aktuellen Problematiken Mängel in der Kommunikation der vorzustellenden Projekte und Ideen identifiziert
    • Es wurde bislang kaum zwischen der Vorstellung der tatsächlichen Vorhaben und der Präsentation prinzipieller Lösungsansätze unterschieden.
    • Das gemeinsame Auftreten als Team und die ventilierte Vorreiterrolle des sogenannten Guides scheint den Eindruck zu vermitteln, dass eine kleine geschlossene Gruppe Dinge beschließt und diese der Community aufzuzwingen versucht
  • Der Begriff Moderator bzw. die Moderation wird in Online-Foren offenbar begriffsverfälschend generell für die Tätigkeit als Administrator verwendet. Rückwirkend entstand deshalb offenbar der Verdacht, dass mittels Moderations-Portal eine neue geheime Administratoren-Rolle etabliert werden soll.
  • Es bestehen Vorbehalte gegenüber bestimmten am GuideCamp teilnehmenden Personen
  • Viele inhaltliche (Schreib-)Arbeit bleibt meist an einer kleinen Persongruppe hängen, die sich seit dem Wegfall von AndreasPaul zur Zeit auf genau mich reduziert hat. Problem: Wenn betreffender kleiner Personenkreis (also ich) von Berufs wegen selbst keine Zeit mehr für besagte Schreibarbeit findet, kommt der Gesamtprojektfortschritt unweigerlich zum stehen.

Die angeführten mögliche Problembereiche werden im Zuge des 3. GuideCamps aufgearbeitet und einer Lösung zugeführt werden

Fazit

Jegliche Interaktion in einem sozialen Umfeld bedingt einen unaufhörlichen Lernprozess. Dies gilt auch besonders, wenn über die Interaktion als solches nachgedacht wird um diese und damit auch das generelle Arbeitsklima in einem sozialen Umfeld zu verbessern. Überraschend und verblüffend erscheint es dann für jene "Klimaverbesserer", wenn deren Aktivitäten auf Argwohn stoßen und Widerstände auslösen, nicht vollständig kommunizierte Ansätze im Zweifel negativ interpretiert werden und schlussendlich die Friedensstifteraktion Unfrieden bewirkt. Im Zuge der Übergabe der Verantwortung des Gesamtprojekts an mich werden wir uns jedenfalls dieser Herausforderung stellen und können die Etablierung der Idee der Konfliktlösung in der Wikipedia praktischerweise auch gleich als umzusetzendes Praxisbeispiel einer Konfliktlösung verstehen.
Wie bereits zu Beginn des Fazits erwähnt: man lernt eben nie aus ...

Agruwie, 17. Juni 2015