Projekte/Wikimania 2016/Berichte: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Wikimania 2016 Austrian participants 01.jpg|mini|Österreicherinnen und Österreicher in Italien]]
== A3AREL ==
== A3AREL ==
=== Kurzes Statement zur Wikimania insgesamt ===
Mit dem Besuch der diesjährigen Wikimania in Esino Lario durfte ich meine ersten Erfahrungen mit internationalen Konferenzen sammeln. Die lange Autofahrt machte mir nach der Ankunft in der wunderbaren Villa Miki kaum mehr was aus - der Ausblick auf den Comer See und die vielen kleinen und größeren Siedlungen an dessen Ufern, die nachts die weiten Oberflächen des Sees erleuchteten, fand ich großartig. Täglich fuhren wir hinauf in das Konferenzgeschehen, und mir machte es sehr viel Spaß die verschiedenen Dynamiken auf den Veranstaltungen zu untersuchen. Meine ganzen Erwartungen an die Wikimania wurden weit überstiegen, es war alles noch größer und energievoller als ich es mir vorgestellt hatte. Aus allen Teilen der Welt kamen Menschen in einem kleinen italienischen Bergdorf zusammen, um gemeinsam ihre Arbeit, ihr Engagement und neue Ideen vorzustellen, zu diskutieren und sich darüber auszutauschen. Ich erkannte, aus wie vielen Schichten eigentlich Wikimedia und all seine Projekte und Plattformen bestehen. Von Programmierern und Archivisten bis zu Fotografen und Editoren wie mich war alles dabei. Ich lernte viel über Angelegenheiten wie Urheberrecht, Zensur und ähnliche problematische Themen.
Jeden Tag kam man beim Essen ins Gespräch mit den verschiedensten Menschen, die einem was über ihren Beitrag zu dieser großen Community erzählt haben. Auch die lokalen Dorfbewohner, die zahlenmäßig von den Konferenzbesuchern weit überholt wurden, und die vielen jungen Schüler und Schülerinnen aus den umliegenden Orten standen immer freundlich als Wegweiser und Organisatoren von großartigem kulturellen (und kulinarischen!) Rahmenprogrammen immer zur Seite. Ich lernte hier, wie die Wikipedia und ihr Anliegen, das Wissen der Welt für alle Menschen frei zugänglich zu machen auch wirklich eine Herzensangelegenheit der Menschen ist, die ihre Energie in sie stecken. Insgesamt war die Wikimania 2016 insofern sehr wichtig für meine persönliche Weiterentwicklung, dass ich erstmals mit eigenen Augen sehen durfte, das eine Bewegung hinter den ganzen Projekten und Informationen steht, die von zuhause aus nur mit wenigen Klicks abrufbar sind. Jeder einzelne Teilnehmer hat seine ganz eigenen Beweggründe für die Mit- und Zusammenarbeit mit den anderen und das motivierte mich sehr. 
=== Bericht von einer Einzelveranstaltung ===
=== Bericht von einer Einzelveranstaltung ===
Einen wirklich bleibenden Eindruck hatte bei mir der Vortrag zum Thema ''[https://wikimania2016.wikimedia.org/wiki/Critical_issues_presentations/Content_Gender_Gap,_an_International_Movement Content Gender Gap, an International Movement]'' gemacht, weil ich mich auch außerhalb der Wikipedia gerne und oft mit frauenspezifischen Themen auseinandersetze. Im Rahmen des Vortrags wurde das WikiProject Women und die weltweite Women in Red (WIR) Aktion vorgestellt. Hierbei geht es um Listen von Frauen in der Geschichte und Gegenwart, die trotz ihrer herausragenden Leistungen in der Wikipedia keinen Artikel haben und einer erstellt werden muss. Durch das Erstellen von biographischen Artikeln werden diese Frauen sichtbar gemacht. Die Vortragende Rosie Stephenson-Goodknight hat mit beeindruckenden Statistiken gezeigt, wie innerhalb kurzer Zeit durch das Projekt tausende Artikel erstellt wurden, und wie es mittlerweile auch in anderen Sprachversionen der Wikipedia als der Englischen entsteht. Was mich auch sehr positiv überrascht hat war, dass auch verhältnismäßig viele Männer sich den Vortrag angehört haben und begeistert ihr Engagement dafür erklärten. Erfahrungsgemäß sehe ich in feministisch motivierten Veranstaltungen außerhalb der Welt von Wikipedia eher weniger männliche Teilnehmer - vor allem in universitären Lehrveranstaltungen.


=== Kurzes Statement zur Wikimania insgesamt ===
Auch der ''[https://wikimania2016.wikimedia.org/wiki/Explainer_Video_Workshop Explainer Video Workshop]'' hat mir sehr gefallen - nicht nur, weil der Assistent zum Erstellen von Erklärvideos sehr nützlich sein kann, sondern auch, weil uns nahegebracht wurde, wie wichtig es ist, Informationen mundgerecht und einfach zu gestalten. Oft habe ich in der Wikipedia Artikel gelesen, die schon zu kompliziert geschrieben waren um daraus Erklärungen zu ziehen. Vor allem bei streng naturwissenschaftlichen Artikeln, zu chemischen Themen beispielsweise, ist es oft schwer, sie als Laie zu verstehen. Die beiden Workshopleiter von der Simpleshow Foundation haben mit sehr viel coolem Anschauungsmaterial erklärt, wie man Inhalte spielerisch verpackt und sie leicht vermittelbar macht. Ich denke, dass ich das Gelernte nicht nur für das Erstellen von Artikeln, sondern auch für meine Präsentationen im Studium gut verwenden kann. Es gibt noch sehr viele andere Vorträge, aus denen in einiges mitnehmen konnte - aber diese zwei waren für mich am eindrucksvollsten.


== Ailura ==
== Ailura ==
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== Haeferl ==
== Haeferl ==
=== Kurzes Statement zur Wikimania insgesamt ===
Esino Lario war für mich die erste Wikimania und insgesamt ein sehr positives Erlebnis. Dazu haben nicht zuletzt auch die österreichische Reiseorganisation sowie alle Mitfahrenden beigetragen. Besonderen Dank an Annemarie, Claudia und Raimund, aber auch an die LenkerInnen der Autos für das stets sichere Fahren!
[[Datei:Comer See mit Monte Bregagno - klein.jpg|thumb|Ausblick aus unserer Villa]]
[[Datei:Dervio - Villa Miky - Österreicherquartier während der Wikimania 2016.jpg|thumb|Blick in den Garten der Villa]]
[[Datei:Esino Lario - Wikipedians at Wikimania 2016.jpg|thumb|hochkant|Wikipedianer in Esino Lario]]
Dass unsere Unterkunft so weit weg vom Veranstaltungsort lag, hat positive wie negative Seiten, die großteils schon aufgezählt wurden. Nicht okay fand ich, daß weder die Handtücher gewechselt wurden noch die [http://de.venere.com/ho536087/italien/comer-see-region/villa-miky/ hier] versprochene Waschmaschine im Haus war. Auch wenn andere das für sich anders sehen, ich will mich nicht eine ganze Woche ins selbe Badetuch abtrocknen müssen. – Trotzdem hat mir unsere Villa aber sehr gefallen, besonders der große Gemeinschaftsbereich, sowohl drinnen wie draußen, den wir auch ausgiebig genützt haben.
Am Donnerstag hab ich gemeinsam mit dem Tsui einen Fotoausflug ins Kloster Piona gemacht, wobei uns dankenswerter Weise Alex hingebracht und Thomas Ledl wieder abgeholt hat. Das Kloster selbst war eher bescheiden, hat aber doch für ein paar nette Fotos gereicht.
Zur Wikimania selbst: Den Veranstaltungsort und die Organisation der Italiener fand ich großartig und ich bin froh, daß gerade diese Wikimania meine erste war und nicht eine in einem kalten Konferenzzentrum oder so. Die Fußwege zwischen den einzelnen Räumlichkeiten waren nicht nur gut, um andere zu treffen und sich über die Freundlichkeit sowohl der WikipedianerInnen als auch der Dorfbewohner zu freuen, man kam so auch zwischendurch zu etwas Bewegung und an die frische Luft, und nicht zuletzt ist es dadurch auch nicht zu den unschönen Trauben aus vor der Tür stehenden RaucherInnen gekommen. Sollten wir in den nächsten Jahren in Österreich eine Wikimania oder WikiCon organisiseren, wäre das Format sicher nachahmenswert. Es muß ja nicht gleich so ein hochgelegenes, nur über Serpentinen erreichbares Bergdorf sein, aber schöne Ortschaften haben wir auch. Die Idee mit den zufällig verteilten Essensgutscheinen gefiel mir ebenfalls, auch wenn ich persönlich froh bin, daß ich immer deutschsprachige GesprächspartnerInnen fand. Das Zuhören bei Vorträgen und Diskussionen auf Englisch war für mich nämlich ziemlich anstrengend und ich wollte mein Hirn zumindest beim Essen etwas entspannen. Simultanübersetzung in drei bis fünf Sprachen bei den größeren Vorträgen fände ich gut; ich weiß, daß ich nicht die einzige bin, die sich besonders bei alles ohne Betonung runterratternden Native-Speakern mit dem Verstehen schwer tut. Durch das Beseitigen von sprachlichen Barrieren könnte man wahrscheinlich auch mehr Leuten die Teilnahme ermöglichen. Wobei ich auch festgestellt habe, daß ich mir dort leichter getan habe, wo eine gute Diashow vorbereitet war, sodaß ich das Wichtigste auch lesen und dadurch wiederum das Gesprochene besser verstehen konnte. Vielleicht will ja der eine oder andere Mitlesende beim nächsten Mal Vorreiter mit zwei- oder gar mehrsprachigen Diashows sein? ;-)
Besonders gefreut hat mich, daß ich gleich am ersten Tag Kritzolina kennengelernt habe, die mir schon lange durch ihre Themen, aber auch durch vernünftige Diskussionsbeiträge aufgefallen ist. Der persönliche Kontakt hat den positiven Eindruck noch verstärkt.
=== Bericht von einer Einzelveranstaltung ===
=== Bericht von einer Einzelveranstaltung ===
=== Kurzes Statement zur Wikimania insgesamt ===
Ich bleibe gleich bei Kritzolina, die zu ihrem Thema „Wikipedia Addiction and its Comorbidities - what role does mental health play in a community that wants to create an encyclopedia?“ sehr schön betont und langsam gesprochen hat, sodaß ich den Großteil verstanden habe. Ihrer Meinung nach ist Wikipediasucht an sich nicht problematisch, solange jemand noch Freunde trifft und auch andere Sachen macht. Zu Problemen kommt es erst, wenn andere psychische Störungen dazukommen, Menschen sind dann oft für rationale Lösungen in Konflikten nicht zugänglich und brauchen Unterstützung. In diesem Zusammenhang nannte sie die Häufigkeiten einiger Störungen wie etwa der posttraumatischen Belastungsstörung, Angststörung, Stimmungsschwankungen oder Alkoholismus. Im Laufe ihres Lebens leiden rund drei Viertel aller Menschen zumindest vorübergehend an irgend einer Form von psychischer Störung. Und weil Wikipedianer sowieso alle irgendwie verrückt („crazy“) sind, sollten wir viel mehr gegenseitig auf uns achten, uns z.B. Mails schreiben, wenn  man merkt, daß der andere sich gerade in einen Konflikt hineinsteigert, und uns im RL treffen. Zwei weitere Punkte, die sie aufzählte, erscheinen mir besonders wichtig: sich und den anderen in Diskussionen mit dem Antworten Zeit lassen und für gemeinsame Projekte einen großzügigen Zeitrahmen setzen, denn Streß/Druck fördert Konflikte. Letztlich kann man aber das Verhalten anderer nur wenig beeinflussen. Kritzolina appellierte abschließend an alle, nur in guter Verfassung zu editieren, denn für sein eigenes Verhalten ist jeder selbst verantwortlich.


== Hamster28 ==
== Hamster28 ==
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== Herzi Pinki ==
== Herzi Pinki ==
=== Bericht von einer Einzelveranstaltung ===
=== Bericht von einer Einzelveranstaltung ===
Ich war die ersten beiden Tage am Hackathon, gemeinsam mit AleXXw, und wir haben uns um die Übernahme der österreichischen Denkmallisten nach WD gekümmert. Wir beide waren als profunde Kenner der österreichischen Denkmaldaten und ihrer Struktur und auf Anregung von Beppo an diesem Thema. D.h. wir haben gemeinsam mit dem Projekt von WMSE, André Costa (WMSE) (Projektleitung) und Mattias Östmar (WMSE) (Programmierung) die Datenstruktur der Denkmaldaten in der WP:de nach vorgegebenen Schema klargelegt (ist quasi die Interfacedefinition): https://www.wikidata.org/wiki/Wikidata:WikiProject_WLM/Mapping_tables/at_(de). Über Programmierung ist nicht viel gesprochen worden, und soweit ich mitbekommen habe, hat auch kein Probeimport (etwa der schwedischen Daten) stattgefunden.


=== Kurzes Statement zur Wikimania insgesamt ===
Der Hackathon fand in der Schule von Esino Lario statt, am ersten Tag ist die Gruppe um Lodewijk anfangs am Gang gesessen. Es war laut und für mich war es schwierig, der Diskussion zu folgen, die Trennschärfe meiner alten Ohren reicht nicht mehr aus, um bei mehreren parallelen Gesprächen einem zu folgen. Dann doch eine Schulklasse mit Tür, da war die Kommunikation besser. Insgesamt halte ich so einen Hackathon (mein erster) für wichtig, um Ansprechpartner f2f kennenzulernen, und weniger, um programmiertechnisch was weiterzubringen. Allein schon die [[:meta:Hackathon/Laptop setup|Anleitung zur SW-Installation]] für den Hackathon war zwar einfach, hat aber so nicht geklappt und hat mich schließlich ob der nicht auflösbaren Abhängigkeiten scheitern lassen. War aber für mein Thema auch nicht notwendig. Pair-Programming glaube ich, wäre in meinem Fall effektiver.
 
Just während der Wikimania hat das BDA die 2016er Daten veröffentlicht und erfreulicherweise wird die ObjektID mitveröffentlicht und alle Daten stehen zur freien Verfügung: ''Bei der Denkmalliste handelt es sich um ein freies Werk gemäß § 7 Abs. 1 Urheberrechtsgesetz. Sie genießt daher keinen urheberrechtlichen Schutz.''<ref>http://www.bda.at/downloads/1928/Denkmalliste</ref> Einem Import nach WD steht daher lizenzrechtlich nichts mehr im Weg.


== Kulac ==
Die nächsten Schritte sind die Vervollständigung der Interfacedefinition (es müssen neue WD Properties definiert und angelegt werden), die Bereitstellung von ein paar Musterdatensätzen zu denkmalgeschützten Objekten in WD, und das Erstellen einer Denkmallistenvorlage, die die Properties alternativ aus WD holt. Wenn das funktioniert, können die Daten in WD in voller Breite importiert werden und die Denkmallisten und die WD-ids der denkmalgeschützten Objekte ergänzt werden. Diese Schritte werden von mir unmittelbar nach dem erfolgten Update auf die 2016er Daten erfolgen.
=== Bericht von einer Einzelveranstaltung ===


=== Kurzes Statement zur Wikimania insgesamt ===
=== Kurzes Statement zur Wikimania insgesamt ===
Mir hat die Veranstaltung gut gefallen. Das Setting war sehr interessant und die Offenheit der Region, der Ortschaft und ihrer BewohnerInnen beeindruckend. Kann mir nicht vorstellen, dass dieses Klima auf einem Campus oder in einem Veranstaltungshotel nur annähernd erreicht werden kann. Einziger Wermutstropfen war, dass einigen der Italiener spontan als Antwort auf ''Siamo da Austria'' ihrer Militärzeit in Sterzing eingefallen ist. Da hat die WP also noch Bildungsauftrag und Schärfungsbedarf.
Das Programm war so gestaltet, dass die 3 täglichen Blöcke ohne Pause stattfanden, was zur Folge hatte, dass ein Wechsel des Veranstaltungsortes innerhalb einer solchen Blockzeit ob der Gehwege zwischen den einzelnen Locations nur mit Vortragsteilverlust möglich war. Vielleicht wären generell 5 Minuten Wechselzeit auch innerhalb der Blöcke eine Verbesserung gewesen.
Das Essen war vorzüglich und abwechslungsreich und die gesamte Organisation passend. Die fixe Einteilung, wer wo essen gehen muss, eine gute Idee. Kann mich nicht an längere Wartezeiten erinnern. Es gab genügend freien Parkraum (Kurzparkzonen galten nicht), nur am Sonntag zur festa San Giovanni, dem Fest des Ortsheiligen, wurden die Parkplätze knapp.
Das Quartier, das Annemarie für uns ausgesucht hat, war formidabel. Wie in einem [[:de:Nouvelle Vague|Nouvelle Vague Film]], der an der Côte d’Azur spielt.


== Man77 ==
== Man77 ==
=== Bericht von einer Einzelveranstaltung ===


=== Kurzes Statement zur Wikimania insgesamt ===
=== Kurzes Statement zur Wikimania insgesamt ===
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Bedingt durch die Unterbringung eine halbe Autostunde von der eigentlichen Wikimania entfernt und die dadurch nötige Koordination war es für mich die erste Wikimania, auf der ich weniger den Eindruck hatte, mich als Individuum zu bewegen, denn als Teil einer Delegation. Die Möglichkeit sich international und über Sprachgrenzen hinweg zu vernetzen litt darunter, auch wenn ich eine ähnliche Tendenz schon 2015 festgestellt habe, wo ich auch nicht mehr völlig unvoreingenommen auf Leute zugegangen bin, die mir alle nicht bekannt waren wie noch 2013. Der See bei unserer Villa war zwar ein nettes Extra, bei einem eventuellen nächsten Mal würde ich aber wohl die Möglichkeit vorziehen, vor Ort und ungebunden untergebracht zu sein. Ich habe den Eindruck, ich hätte so mehr für mich aus der Wikimania herausholen können, auch wenn sich gerade auch abends in der Villa wertvolle Gespräche unter uns Österreichern ergeben haben.
Bedingt durch die Unterbringung eine halbe Autostunde von der eigentlichen Wikimania entfernt und die dadurch nötige Koordination war es für mich die erste Wikimania, auf der ich weniger den Eindruck hatte, mich als Individuum zu bewegen, denn als Teil einer Delegation. Die Möglichkeit sich international und über Sprachgrenzen hinweg zu vernetzen litt darunter, auch wenn ich eine ähnliche Tendenz schon 2015 festgestellt habe, wo ich auch nicht mehr völlig unvoreingenommen auf Leute zugegangen bin, die mir alle nicht bekannt waren wie noch 2013. Der See bei unserer Villa war zwar ein nettes Extra, bei einem eventuellen nächsten Mal würde ich aber wohl die Möglichkeit vorziehen, vor Ort und ungebunden untergebracht zu sein. Ich habe den Eindruck, ich hätte so mehr für mich aus der Wikimania herausholen können, auch wenn sich gerade auch abends in der Villa wertvolle Gespräche unter uns Österreichern ergeben haben.


Anders war auch das Programm, die Inhalte, und irgendwie auch die Stimmung. Irgendjemand verglich die Wikimania 2016 schon mit den deutschsprachigen WikiCons: Es war definitiv familiärer, egalitärer und bewusst weniger mondän und elitär als zuletzt, die Beitragenden fanden verstärkt Platz, während die Entwickler und Wikimedia-Strategen weniger Dominanz ausübten. Glaube ich.
Anders war auch das Programm, die Inhalte, und irgendwie auch die Stimmung. Sehr gut in diesem Zusammenhang gefiel mir die Einbettung der Wikimania in die vor Ort gegebene Wirtschaft und dass alle die gleichen T-Shirts in ihrem Goody Bag hatten, weil ja alle auf ihre Art freiwillig Beitragende sind (kann man auch anders sehen, das Signal ist aber nett). Irgendjemand verglich die Wikimania 2016 schon mit den deutschsprachigen WikiCons: Es war definitiv familiärer, egalitärer und bewusst weniger mondän und elitär als zuletzt, die Beitragenden fanden verstärkt Platz, während die Entwickler und Wikimedia-Strategen weniger Dominanz ausübten. Glaube ich.


Da wären wir nämlich wieder beim Programm: Darin fanden sich im Vergleich zu meinen Vor-Wikimanias 2013 und 2015 kaum Plenen, dafür relativ viele Workshops und Diskussionsrunden, jedoch komprimiert auf nur drei Blöcke pro Tag. Auch wenn mir allgemein die Stimmung während der Veranstaltung sehr zusagte, fand ich das Programm eher mau: kurz und trotz der anderen Schwerpunktsetzung wenig packend. Die Workshops hatten Themen, die mich nicht interessierten, die Diskussionsrunden, in denen ich war, waren zu hektisch, gedrängt und vom Diskussionsleiter gesteuert. Das hat mir 2015 besser gefallen, als es noch eine gute, alte Q&A-Session mit einem vollbesetzten Kuratorium gab, als die Diskussionen noch einen eher intimen Rahmen hatten und als noch kein Schritt zurück zu den Wurzeln Platz für externe Redner schuf. Eventuell war ich heuer auch nicht allzu geschickt bei der Wahl der besuchten Sessions und mein Bild der Wikimania ist dadurch etwas schräg.
Da wären wir nämlich wieder beim Programm: Darin fanden sich im Vergleich zu meinen Vor-Wikimanias 2013 und 2015 kaum Plenen, dafür relativ viele Workshops und Diskussionsrunden, jedoch komprimiert auf nur drei Blöcke pro Tag. Auch wenn mir allgemein die Stimmung während der Veranstaltung sehr zusagte, fand ich das Programm eher mau: kurz und trotz der anderen Schwerpunktsetzung wenig packend. Die Workshops hatten Themen, die mich nicht interessierten, die Diskussionsrunden, in denen ich war, waren zu hektisch, gedrängt und vom Diskussionsleiter gesteuert. Das hat mir 2015 besser gefallen, als es noch eine gute, alte Q&A-Session mit einem vollbesetzten Kuratorium gab, als die Diskussionen noch einen eher intimen Rahmen hatten und als noch kein Schritt zurück zu den Wurzeln Platz für externe Redner schuf. Eventuell war ich heuer auch nicht allzu geschickt bei der Wahl der besuchten Sessions und mein Bild der Wikimania ist dadurch etwas schräg.


Während der Wikimania gewann ich den Eindruck, als wäre etwas in Bewegung, aber als wüsste man nicht, was und wohin. Dass währenddessen ein zu vier Fünfteln besetztes Board einen Neuling zu seinem Chef macht und eine Interims-Geschäftsführerin echte Geschäftsführerin wird, passt ins Bild. Eines jedoch war nicht anders: Die WMF-Fettnäpfchen des vergangenen Jahres waren einmal mehr nicht auf der Agenda der Wikimania.
Während der Wikimania gewann ich den Eindruck, als wäre etwas in Bewegung, aber als wüsste man nicht, was und wohin. Dass währenddessen ein zu vier Fünfteln besetztes Board einen Neuling zu seinem Chef macht und eine Interims-Geschäftsführerin echte Geschäftsführerin wird, passt ins Bild. Eines jedoch war nicht anders: Die WMF-Fettnäpfchen des vergangenen Jahres waren einmal mehr nicht auf der Agenda der Wikimania.
=== Bericht von einer Einzelveranstaltung ===
[[Datei:Wikimania2016illu.png|right|300px]]
Normalerweise komme ich von Wikimanias zurück und denke mir, dieser eine bestimmte Vortrag oder dieses eine besondere Gespräch war mir den ganzen Aufwand ganz alleine wert. Auch in dieser Hinsicht ist Wikimania 2016 anders, dementsprechend schwierig gestaltet sich meine Entscheidung welcher Einzelveranstaltung ich hier einen Bericht widmen will. Wirklich etwas mitgenommen aus einer Veranstaltung und dadurch profitiert habe ich heuer offen gestanden nicht, abgesehen davon, dass ich Jeph Alapat für die Anregungen aus seinen Vortragsfolien danken möchte, wie man Grafiken erklärend einsetzen kann. Darum ging es in seinem Vortrag aber nicht.
Daher stellen wir die Frage andersrum: Wo war es für die Veranstaltung gut, dass ich sie besucht habe? Eine Veranstaltung läuft hier außer Konkurrenz, nämlich die, bei der ich auf der Theaterbühne gestanden bin, und damit bleibt eine übrig, nämlich ''[https://wikimania2016.wikimedia.org/wiki/Training_sessions/Proposals/Listening_to_Community_Voices?uselang=de Listening to Community Voices]'', bei der meine Anwesenheit ein nicht unwesentlicher Faktor gewesen sein sollte.
Besagte Training session hatte das Ziel, dass in Kleingruppen von je etwa sieben Nasen jeweils eine von vier Plattformen, Tools bzw. Strategien durchdiskutiert werden sollte, die darauf abzielen, dass die Foundation bzw. Organisationen mit „Wikimedia“ im Namen sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Communities orientieren kann. Ich fand mich dabei in der Untergruppe wieder, in der es um technische Wunschlisten ging, wie es sie von WMDE organisiert schon zweimal in der deutschsprachigen Wikipedia und einmal WMF-betrieben auf Meta gab. Da der für alle Untergruppen vorgesehene Raum Platz für etwa ein Dutzend Teilnehmer bot und das Raumklima und die Akustik nicht Hollywood spielten, wechselten wir in den schattigen Bereich der Piazza Pietro Pensa. Dies gab uns die Möglichkeit ziemlich ungestört zu diskutieren und sorgte dafür, dass Edward Galvez als Veranstaltungsverantwortlicher mehrmals einige Meter zwischen uns und dem Rest zurücklegen musste. Er hat sich sein Dinner, wo auch immer er dies einnehmen durfte, also wirklich erarbeitet.
Ich war, glaube ich, der einzige der Teilnehmenden in meiner Untergruppe, der schon einmal Wünsche bei so einer Wunschliste einreichte (nämlich bei jeder; rausgekommen ist noch nichts, auch wenn einer letztlich auf der Liste der umzusetzenden Wünsche landete), und neben der mitdiskutierenden WMDE-Hauptamtlichen der einzige Anwesende, der alle bisherigen Wunschlisten aktiv verfolgt hat. Wie ich in Nachbetracht festgestellt habe, zählte ich als Ausschließlich-Community-Wikimedianer eigentlich gar nicht zur eigentlichen Zielgruppe der Session, doch war man (id est: die schon erwähnte Hauptamtliche von WMDE, ein Angestellter der Foundation, Kollegen aus Weißrussland und den Niederlanden und andere, bei denen ich nicht nur den Namen, sondern auch ihre Herkunft und Zugehörigkeit vergessen habe) an meinen Erfahrungen doch recht interessiert. Wir besprachen die positiven und negativen Aspekte, die Vor- und Nachteile dieser Art der Community-Befragung recht ausgiebig, blamierten uns aber dabei, dies wie vorgesehen zu Papier zu bringen (zwei Flipchart-Bögen auf einmal zum Ausfüllen zu bekommen, kann auch nur schiefgehen, wenn man normalerweise mit Tabs arbeitet). Insbesondere widmeten wir uns der Frage, wie man eventuell garantieren kann, dass auch Meta-ferne Communities (solche aus nichtenglischsprachigen Regionen, kleinen Projekten etc.) den Weg zu Meta-Wunschlisten finden, sich einbringen (bzw. wie man die Hürde sich einzubringen möglichst abträgt) und ob sie eine gerechte Chance haben, mit ihren Anliegen durchzukommen. Zum Abschluss kamen die Untergruppen wieder in dem Sälchen zusammen und verglichen ihre Erkenntnisse zu den jeweiligen Tools.


== Raimund ==
== Raimund ==
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== Shikeishu ==
== Shikeishu ==
=== Bericht von einer Einzelveranstaltung ===
=== Bericht von einer Einzelveranstaltung ===
Am meisten Adrenalin gab es bei mir klar bei der "Coolest Projects"-Session. Darin wurden unzählige Community-Projekte vorgestellt, die im Vorjahr mit einem geringen Budget ungewöhnliche Konzepte und innovative Umsetzungen in die Community einbrachten, oft in Kooperation mit externen Organisationen. Die vorgestellten Projekte kamen zwar hauptsächlich aus Europa, Israel und New York, waren aber inspirierend und haben das Gefühl hinterlassen, dass unsere Community weltweit die Kapazität hat, innovative Projekte zu initiieren und zu gestalten.
Drei der ca. dreißig Projekte, die vorgestellt wurden, wurden als Finalisten ausgewählt, um schließlich vom Publikum via Applaus zum "coolest project" gewählt zu werden. Auch das von mir mitinitiierte Projekt [[Projekte/Workcamp Wikipedia for Peace|Wikipedia for Peace]] wurde von Wikimedia Österreich als ein "coolest Project" vorgeschlagen und wurde als einer der Finalisten ausgewählt, so wie auch ein Edit-a-thon im Friedensnobelpreismuseum in Oslo und das beeindruckende Wiki-Club-Schulprojekt von Wikimedia Armenien, das schlussendlich (und verdientermaßen) den meisten Applaus bekam. Für ein Projekt auf der Bühne zu stehen, hat sich ein bisschen so angefühlt, als hätte mir die Wikimania auf die Schulter geklopft und "Gut gemacht" gesagt.


=== Kurzes Statement zur Wikimania insgesamt ===
=== Kurzes Statement zur Wikimania insgesamt ===
Schon lustig, nach zehn Jahren Wikipedia-Aktivität das erste Mal an einer Wikimania teilzunehmen und alle paar Stunden neue Gesichter hinter vertrauten Benutzernamen zu entdecken. Das hat zu Gesprächen auf Isländisch und Schwedisch, Diskussionen zum Eurovision Song Contest in den unterschiedlichen Sprachversionen, Gesprächen darüber, wie Wikimania in Sri Lanka organisiert ist, mein begeistertes Herantasten an den Manga-Bereich auf Wikidata und zu einer ständigen Not, meinen Benutzernamen zu erklären, geführt - und dabei meine Motivation für meine Aktivität immens gesteigert.
Am wichtigsten war für mich definitiv der Aspekt abzuwägen, inwiefern ich in meinen Aktivitäten mit anderen kooperieren und neue Projekte starten könnte. Ich habe verstanden, dass Veranstaltungen wie die Wikimania (oder bald auch die WikiCon) die einzige wirkliche Plattform bieten, um sich überregional zu vernetzen. Ich war beeindruckt davon, wie schnell es ging, für 2017 schon ein erstes gemeinsames Projekt mit jemandem, den ich gerade erst kennengelernt hatte, zu planen.
Die Dinge, die mich auf der Wikimania am meisten geprägt haben, waren also außerhalb des Programms und fanden in Gesprächen vor, zwischen und nach den Workshops und Vorträgen statt. Vielleicht auch weil die besten Seminare und Konferenzen, an denen ich bislang teilgenommen habe, solche waren, die mit Diskussionen im Plenum und PowerPoint-Vorträgen gebrochen haben und innovative Methoden der Präsentation und der Moderation von Diskussionen angewandt haben, war ich teilweise etwas frustriert und gelangweilt, selbst wenn mich das Thema selbst begeistert hätte. Meine ideale Wikimania wäre also eine, in der Vorträge, Workshops und Diskussionen die Inklusion unterschiedlicher Perspektiven, die Interaktion zwischen den Teilnehmenden und die Vielfältigkeit, mit der man Inhalte interessant einem Publikum näher bringen kann, stärker berücksichtigen würden. Und sie wäre wieder eine mit einem Grassroots-Charakter, größtenteils mit Herzblut aufgestellt von Ehrenamtlichen und mit großer lokaler Wirkung, wie in Esino Lario.


== Thomas Ledl ==
== Thomas Ledl ==
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== Philip ==
== Philip ==
=== Bericht von einer Einzelveranstaltung ===


=== Statement zur Wikimania insgesamt ===
=== Statement zur Wikimania insgesamt ===