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Benutzer:Beppo/GLAM on Tour in Heidelberg

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Treffen der Wikipedia-Redaktion Altertum in den Räumlichkeiten des Sonderforschungsbereichs Materiale Textkulturen im Oktober 2016 in Heidelberg.
Nikolaus Dietrich erklärt Aufbau und Bedeutung der Malereien auf einer attisch-rotfigurigen Trinkschale.
Der Hexer fotografiert ein Thymiaterion

GLAM – hinter diesem Kürzel aus vier Buchstaben verbergen sich Institutionen wie Galerien, Bibliotheken, Archive und Museen (englisch: Galleries, Libraries, Archives and Museums). Ihnen gemeinsam ist: sie sammeln und speichern das kulturelle Erbe der Welt. Sie überlegen, wie sie ihre Sammlungen am besten präsentieren, wie sie sich organisieren und finanzieren können und was ihre Rolle im gesellschaftlichen Zusammenhang ist. Was hat das mit Wikimedia zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass die GLAM-Institutionen wie die Wikimedia-Projekte Wissen und Bildung vermitteln wollen. Aber ist das schon Grund genug, zusammenzuarbeiten?

Nähert man sich Heidelberg von Stuttgart aus im öffentlichen Nahverkehr, so muss man unweigerlich durch Mannheim. Die Stadt Mannheim ist Eigentümerin der Reiss-Engelhorn-Museen. Deren Direktor las kürzlich der Wikipedia die Leviten: "Wir haben nichts gegen Wikipedia. Aber wir entscheiden, für welche Fälle die Freigabe erteilt wird, und wann das als Motiv für Merchandise verwendet werden darf und wann nicht." Das Museum hatte die Wikimedia Foundation wegen der Verwendung einer Abbildung eines in ihrem Besitz befindlichen Gemäldes aus dem Jahr 1862 beim Landgericht Berlin verklagt und gewonnen. Bei der Fahrt durch Mannheim dachte ich noch nicht daran, dass uns im Antikenmuseum der Universität Heidelberg ganz ähnliche Fragestellungen erwarten würden.

1. Tag - Redaktion Altertum. Am Montag, dem 3. Oktober stellte der Sonderforschungsbereich 933 „Materiale Textkulturen“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft seine Räumlichkeiten für ein Treffen der „Wikipedia-Redaktion Altertum“ zur Verfügung. Diese Redaktion gibt es de facto schon seit 2009. Sie hatte 2011 mit der Organisation des Kongresses „Wikipedia trifft Altertum“ mit hochkarätigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus vielen europäischen Ländern an der Universität Göttingen und der Veranstaltung „Wikidata trifft Archäologie 2013“ im deutschen Außenministerium in Berlin ihre ersten großen Erfolge. Acht Wikipedianerinnen und Wikipedianer aus dem Kernteam und verschiedenen Fachbereichen der Archäologie sowie Mitarbeiter des Sonderforschungsbereichs stürzten sich auf die Themen wie Megalithik, Ur- und Frühgeschichte, Historische Geographie, Römisches Konsulat sowie Kategorisierungs- und Lemmafragen und dem Wert von Wikidata als zentralen Verknüpfungspunkt für große Datenmengen, die es in aufbereiteter Form gerade in den Altertumswissenschaften in großer Zahl gibt. Vor allem Wikidata spielt in den Überlegungen der Forscher eine große Rolle, die Archäologie ist längst im 21. Jahrhundert angekommen. Das beweist auch der Sonderband Die Magie der Schrift, der in der Reihe „Spektrum der Wissenschaft Spezial: Archäologie - Geschichte - Kultur 3/2016“ herausgekommen ist und sich im Sonderforschungsbereich 933 „Materiale Textkulturen“ gerade in der Endredaktion befand. Meine besondere Aufgabe an diesem Tag war es, für die Redaktion Altertum das Protokoll zu führen.

Die beiden folgenden Tage standen ganz im Zeichen des GLAM. Mittlerweile zu einer Gruppe von einem Dutzend Wikimedianern angewachsen und immer wieder mit verschiedenen Gästen, wurden unsere Arbeitsräumlichkeiten ins Antikenmuseum der Universität Heidelberg (direkt gegenüber der Mensa) inklusive Hörsaal mit Ausblick auf das Heidelberger Schloss verlegt. Wie häufig bei derartigen Veranstaltungen wurde eine permanente Schreibwerkstatt mit Bibliotheksanschluss sowie der Möglichkeit, Fotos in der Sammlung zu machen eingerichtet. Der langjährige Kurator der Sammlung, Dr. Hermann Pflug sowie der neue, für die Sammlung verantwortliche Professor Nikolaus Dietrich führten am Vormittag jeweils mit einem eigenen Schwerpunkt und ihrer eigenen persönlichen Note durch die Sammlung. Am frühen Nachmittag referierte Nicolas Zenzen zur Geschichte der Antikensammlung und des Klassisch-Archäologischen Instituts. Er hatte gerade für das anstehende 150-jährige Jubiläum des Antikenmuseums und der Gipsabdrucksammlung geforscht. Etwas später sprach Dr. Hubert Mara, ein Österreicher aus Neunkirchen und Leiter des Interdisziplinären Zentrums für wissenschaftliches Rechnen über die Arbeit seiner Forschungsgruppe, die beispielsweise die Software entwickelte, um antike Vasen dreidimensional aufzunehmen, Keilschrifttafeln automatisiert einzulesen oder verwitterte Grabsteine wieder lesbar zu machen. Meine besondere Aufgabe an diesem Tag war es, die lange geplante praktische Einführung in Wikipedia für das wissenschaftliche Personal und die Studentinnen und Studenten abzuhalten. Meine Erfahrung bei den Edit-a-thons an der Universität Wien kamen mir dabei sehr zugute.

Am zweiten Tag stellte sich die Wikimedia-Welt den Gästen vor. Sina Wohlgemuth stellte die Wikimedia-Bewegung vor und ich (unterstützt von den anderen anwesenden Wikimedianern) stand hinterher den Fragenden Rede und Antwort. Neben gängigen Fragen kamen dieses Mal auch ungewöhnliche zu Ethik und Moral, zum Selbstverständnis der Wikipedia, die alles andere als leicht zu beantworten sind. Wie auch bei den anderen beiden Vorträgen am Vortag und den Führungen waren auch hier wieder ein angenehm großes, aufmerksames und interessiertes Publikum anwesend. Während der Einsame Schütze und Nightflyer die Sammlung durch fotografierten, widmeten wir Anderen uns den Artikeln, was dank des sehr sinnvoll von Nikolaus Dietrich zusammen gestellten Handapparates nicht schwer war. Bislang entstanden ein gutes Dutzend neuer Artikel (und die Arbeit ist bei Weitem noch nicht am Ende), darunter der Wichtige zum Antikenmuseum der Universität Heidelberg, zum ungemein bedeutenden Keramiker Adam Winter, der gemeinsam mit dem Archäologen Roland Hampe überhaupt erst die Grundlagen der antiken Keramikherstellung erforscht hatte, sowie einige Artikel zu Exponaten der Sammlung, etwa der Namenvase des Heidelberger Malers oder einem Böotischen Krater. Der Maxdorfer hat daneben diverse Artikel zu Vasenformen erweitert und belegt. Alles in allem war es bislang eine recht ergiebige Veranstaltung. Insgesamt war aber doch das der Höhepunkt, was gegen Ende passierte. Kurator Herrmann Pflug war uns ohnehin die ganze Zeit eine stete Hilfe und Ansprechpartner bei allen möglichen Fragen. Und wir hatten Fragen. Das zeigte aber auch, dass wir zum einen wussten, was wir taten und wollten und dass wir zum anderen wirklich Interesse an der Sache hatten. Dennoch hätte sicher Niemand gedacht, dass er gegen Ende der Veranstaltung extra für uns noch einige der Originale aus den Vitrinen nahm, damit wir sie besser fotografieren konnten. Dieses Vertrauen ehrt uns ungemein. https://meta.wikimedia.org/wiki/Grants:Learning_patterns/GLAM_on_Tour_-_connecting_Wikipedians_and_cultural_institutions_on_the_local_level