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Bericht vom Symposium Kellergassen Kulturlandschaft Weinviertel: Unterschied zwischen den Versionen

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Jede einzelne Gemeinde ist dazu aufgerufen, den Charakter der Kellergasse zu erhalten:
Jede einzelne Gemeinde ist dazu aufgerufen, den Charakter der Kellergasse zu erhalten:
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*[[Bebauungsplan (Österreich)|Bebauungsplan]] (Nächtigungsmöglichkeiten - etwa in einem [[:de:Kellerstöckl|Kellerstöckl]] oder einem adaptierten Dachgeschoß ohne sichtbare Veränderung der Außenansicht - ist erwünscht, kompletter Umbau des Presshauses ist tunlichst zu unterbinden).
*[[:de:Bebauungsplan (Österreich)|Bebauungsplan]]
*Nächtigungsmöglichkeiten - etwa in einem [[:de:Kellerstöckl|Kellerstöckl]] oder einem adaptierten Dachgeschoß ohne sichtbare Veränderung der Außenansicht - ist erwünscht, kompletter Umbau des Presshauses ist tunlichst zu unterbinden).


'''Positive Auswirkungen der Erhaltung und Belebung'''
'''Positive Auswirkungen der Erhaltung und Belebung'''

Version vom 7. November 2018, 15:58 Uhr

Vom 26. bis 28. Oktober 2018 habe ich am Symposium Kellergassen Kulturlandschaft Weinviertel in Poysdorf teilgenommen.

Programm


Das vollständige Programm ist hier abrufbar.

Freitag, 26. Oktober 2018

Den Weg in die richtige Richtung zeigte er am Beispiel der Schweiz auf, wo im ISOS eine Fülle schützenswerter Ortsbilder von nationaler Bedeutung erfasst sind. Auch historische Verkehrswege der Schweiz sind im IVS erfasst.
  • Johann Kräftner nahm in seinem Beitrag Bezug auf seine einschlägigen Publikationen.

Den Abschluß des Abends bildete ein Empfang des Landes Niederösterreich. Dabei lief eine Live-Demo mit beeindruckenden Luftaufnahmen von jenen beiden Kellergassen, deren Besuch für den 28. Oktober vorgesehen war.

Samstag, 27. Oktober 2018

Der Vormittag war den Themen „Erforschung & Erschließung“ und „Schutz & Steuerung“ gewidmet.

  • Eingangs verwies Nina Kalina vom Amt der NÖ Landesregierung auf die Unterstützung des Landes für Projekte, die der Erhaltung und Revitalisierung der Kellergassen und ihrer Objekte dienen.
  • Gerold Eßer verwies auf einschlägige Literatur zum Thema „Schutz“ und ging dabei auf die zahlreichen denkmalgeschützten Presshäuser in der „Kellergasse Aspersdorf / Kirchberg“ und die „Kellergasse Obere Zipf“ in Mailberg ein. Der „Obere Zipf“ mit seinen 20 Presshäusern steht als einzige Kellergasse komplett unter Denkmalschutz. Er verwendete für die Präsentation Fotos aus Commons.

In den anschließenden Fachvorträgen erfuhren die Teilnehmer interessante Details zu den einzelnen Themen:

Den zweiten Vortragsblock am Vormittag „Schutz & Steuerung“ moderierte Peter Strasser, Leiter des Zentrums für Kulturgüterschutz und Projektleiter „UNESCO Welterbe“ an der Donauuniversität Krems.

  • Paul Mahringer vom BDA referierte über den kulturellen Wert und die Schutzmöglichkeiten am Beispiel der Kellergasse „Oagossen“ in Falkenstein.
  • Die Architekten Gabriele und Alexander Jirout erläuterten, was für die Erhaltung der Kellergassen erforderlich ist und gingen dabei u.a. auf den Bebauungsplan als Beitrag der Gemeinde ein. Bei der Renovierung eines Presshauses ist auf das richtige Material zu achten (z.B. Lehmputz versus Kalkputz), weshalb ein Bausachverständiger in die Planung einer Renovierung mit einbezogen werden sollte.
  • Martina Scherz, Sachverständige für Raumplanung, ging auf den Flächenwidmungsplan als Steuerungsinstrument der Raumplanung für die Erhaltung der Kellergassen am Beispiel von Gedersdorf ein.
  • Sibylla Zech erläuterte den Managementplan für die Kulturlandschaft „Kellergasse“ zur Anerkennung als Welterbe.

Am Nachmittag wurden die Themen „Erhaltung & Weiterentwicklung“ und „Nutzung & Vermittlung“ behandelt.

  • Zuzana Syrová vom Institut für Denkmalpflege Brünn beschrieb als Beispiel für die Erhaltung der Kellergassen und ihrer Objekte die „Weinberggebäude in der Kulturlandschaft Südmähren“, wie etwa in Uherské Hradiště. Der in tschechisch gehaltene Vortrag wurde von Alexander Jirout übersetzt.
  • Hannes Weissenbach von den Restaurierwerkstätten des BDA in der Kartause Mauerbach zeigte in seinem Vortrag „Materialgerechte Erhaltung von Presshäusern“ einige Fehler auf, die bei der Fassadenrestaurierung durch die Verwendung ungeeigneten Materials oftmals gemacht werden. Er empfiehlt daher, bereits im Planungsstadium einer Restaurierung einen Bausachverständigen zu konsultieren.
  • Die Ausführungen von Hannes Weissenbach wurden von Hubert Feiglstorfer und einigen weiteren Vortragenden im Beitrag „Strategien für die Erhaltung von Lehmbauten“ untermauert. Die Vortragenden kamen vom Institut für „Angewandte Geologie“ der BOKU.
  • Den letzten Vortrag des Themenblocks „Erhaltung & Weiterentwicklung“ bestritt der Holz- und Lehmbauplaner Andreas Breuss mit seinem Beitrag „Potenziale der Entwicklung von Kellergassenensembles“.
  • Im zweiten Themenblock „Nutzung & Vermittlung“ kam der zertifizierte Kellergassenführer Manfred Breindl von der Poysdorfer Kellerakademie zu Wort. Er referierte „Aus der Kulturarbeit: In-Wert-Setzung des Weinviertler Kulturerbes“.
  • In seinem Vortrag „Nutzungspotenziale von Kulturlandschaften für den Tourismus“ zeigte Johannes Pleil von der Weinviertel Tourismus GmbH die bestehenden Möglichkeiten auf und leitete zum letzten Fachvortrag über.
  • Thomas Schauppenlehner vom Institut für Landschaftsentwicklung an der BOKU referierte zum Thema „Kulturlandschaft im Wandel - traditionelles Landschaftsbild, Nutzungsansprüche, Herausforderungen“. Unter anderem berichtete er über einen Hohlweg, der mit Bauschutt verfüllt war und der wieder freigelegt wurde um der Flora und Fauna ihren Lebensraum zurückzugeben.

Der im Programm vorgesehene Abschlußvortrag von Erwin Pröll mußte entfallen, weil der Referent einen Rehabilitationsaufenthalt antreten mußte. Mit einem Empfang der Stadtgemeinde Poysdorf endete dieser informative Tag.

Sonntag, 28. Oktober 2018 Den Abschluß des Symposiums bildete eine Exkursion in die Kellergasse "Alte Geringen" in Ketzelsdorf (Gemeinde Poysdorf) und das Kellerensemble „Loamgstettn“ in Ameis (Gemeinde Staatz). Unter der sachkundigen Führung von Oliver Fries wurden jeweils 2 Presshäuser mit Baum- und Spindelpressen besucht, die er untersucht hatte. Auch der Unterschied der Keller je nach dem Stand der ursprünglichen Besitzer (Herrschaftskeller, Ganzlehner, Viettellehner, Kleinhäusler) wurden erklärt bzw. an vorhandenen Objekten demonstriert.

Zusammenfassung


Sachlich

Es steht außer Zweifel, daß es sich bei den Kellergassen um eine erhaltenswerte Kulturlandschaft handelt, die das Weinviertel prägt. Da die einzelnen Objekte (Presshäuser) wegen neuer Produktionsmethoden und Lagermöglichkeiten ihren ursprünglichen Nutzungszweck verloren haben, stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten den Weiterbestand sichern könnten. Dazu wurde in den Referaten insbesondere auf folgende Themen eingegangen:

Erhaltung der einzelnen Objekte

Unsachgemäße Eingriffe in die bestehende Bausubstanz sind tunlichst zu vermeiden. So sollte etwa die Fassadenrenovierung möglichst in Absprache mit einem Bausachverständigen erfolgen.

Erhaltung der Kellergasse

Die Kellergasse als Bauensemble kann nur erhalten werden, wenn sie belebt bzw. besucht wird. Dazu wurden folgende Möglichkeiten aufgezeigt, die bereits an einigen oder mehreren Standorten erfolgreich umgesetzt wurden bzw. werden:

Jede einzelne Gemeinde ist dazu aufgerufen, den Charakter der Kellergasse zu erhalten:

  • Flächenwidmungsplan
  • Bebauungsplan
  • Nächtigungsmöglichkeiten - etwa in einem Kellerstöckl oder einem adaptierten Dachgeschoß ohne sichtbare Veränderung der Außenansicht - ist erwünscht, kompletter Umbau des Presshauses ist tunlichst zu unterbinden).

Positive Auswirkungen der Erhaltung und Belebung

Von der Erhaltung und Belebung der Kellergassen profitieren die Gastronomie, die Hotellerie (insbesondere bei mehrtägigen oder Abendveranstaltungen), die Weinwirtschaft sowie der Handel und somit die ganze Gemeinde.

persönliche Eindrücke und Kontakte

  • Das Symposium war höchst interessant und es wurde darin auch mehrfach auf unsere Projekte "Liste der Kellergassen" und "Fotoprojekt Kellergassen" hingewiesen.
  • Im Verlauf des Symposiums konnte ich in Gesprächen mit Gerold Eßer und Paul Mahringer vom BDA eine funktionierende Kooperation des BDA mit Wikimedia Österreich bzw. Wikipedia feststellen.
  • Einige Referenten haben in den begleitenden Bildpräsentationen zu ihren Vorträgen Fotos aus Commons verwendet und die Quelle angegeben.
  • Einer der Referenten (der Bauforscher Oliver Fries vom Büro für Bauforschung & Denkmalpflege in Tulln) hat mir den Band 67 des Jahrbuches für Hausforschung (ISBN 978-3-7319-0712-1) verehrt, in dem ein Artikel von ihm mit einem Foto eines Presshauses von mir (sauber mit Lizenz versehen! :-) ) enthalten ist. Gleichfalls von ihm habe ich die Broschüre "Garser Burgen - Herrschaftsmittelpunkte vom Frühmittelalter bis zur Neuzeit" (ISBN 978-3-85028-731-9) erhalten, das mir bei der Erstellung und/oder Überarbeitung einschlägiger Artikel unschätzbare Dienste erweisen kann. Mit ihm bin ich mittlerweile auch auf Facebook in Kontakt und habe ihm mitgeteilt, daß er für WP ein stets willkommener Text- und Bildautor wäre.
  • Joachim Maly, der Obmann der Poysdorfer Kellerakademie hat avisiert, mich zu einer der nächsten Vorstandssitzungen einzuladen um einen Kontakt der Kellergassenführer mit WP herzustellen.

Manfred Kuzel, 4.11.2018