Projekte/Wikimania 2017/Berichte
Claudia
Bericht von einer Einzelveranstaltung:
Was hat mir die Teilnahme an der Wikimania gebracht?
Seit rund einem Jahr engagiert sich WMAT verstärkt im Bereich Diversität und Inklusion. Im Rahmen der Wikimania wurde der erste Entwurf der strategischen Leitlinien für die Wikimedia Bewegung bis 2030 präsentiert und wie erwartet spielt das Thema auch dort eine wichtige Rolle, was zeigt, dass wir mit unserer Arbeit auf dem richtigen Weg sind. Die Wikimania war für mich eine wichtige Gelegenheit mich anderen auszutauschen, die sich ebenfalls für inklusive Wikimedia Communities engagieren. Dabei ging es nicht nur um den Austausch über bisherige und geplante Aktivitäten, sondern v.a. auch darum, gemeinsam eine Vision dafür zu entwicklen, wie wir gemeinsam über Editier- und Programmierevents hinaus, die richtigen und förderlichen Strukturen dafür im Wikiversum schaffen. Ich hoffe, dass hier im Rahmen der Diversitykonferenz im November in Stockholm weitere Fortschritte erzielt und konkrete Strategien und Konzepte ausgearbeitet werden können.
Maxdalenareiter
Plani
Persönliche Betrachtungen von Plani zur Wikimania 2017
Die Wikimania 2017 war für mich die dritte internationale Wikimedia-Konferenz, an der ich teilnehmen durfte (nach vorangegangenen Teilnahmen in Hongkong 2013 und London 2014). Besonders eindrücklich sind mir daher die Unterschiede zu vorangegangenen Wikimania-Konferenzen aufgefallen. Zunächst war klar, dass eine Wikimania auf dem Nordamerikanischen Kontinent eine Konferenz mit einer Vielzahl an Teilnehmern aus den Vereinigten Staaten sein würde. Dass diese allerdings nicht nur zahlenmäßig sondern auch thematisch klar die Wikimania in Montréal (also immerhin gerade nicht auf US-Territorium) dominieren würden, war dann doch etwas überraschend. Insbesondere bei den Keynote-Talks und auch bei einzelnen Veranstaltungen abseits davon war deutlich spürbar, dass die US-Amerikanischen Teilnehmer die Wikimania 2017 quasi als Heimspiel betrachteten, was den Fokus oft stark zulasten einer US-Perspektive verschob. Besonders deutlich spürbar war dies etwa bei der Keynote von Susan Herman, der Präsidentin der American Civil Liberties Union (ACLU), die eine starke Fokussierung auf die Rechtslage in den Vereinigten Staaten aufwies.
Abseits davon setzte sich ein Muster fort, das ich schon bei den vorangegangenen Wikimanias erkennen konnte: Die wichtigsten, informativsten und spannendsten Gespräche fanden nicht in den einzelnen Veranstaltungen, sondern abseits von diesen – meistens in den Kaffee- oder Mittagspausen – statt. So lernte ich etwa von begeisterten Wikidata-Enthusiasten neue nützliche Tools für die Bearbeitung von Wikidata kennen (und durfte meinerseits mein Wissen um bestehende Tools weitergeben). Im Gespräch mit zwei brasilianischen Wikipedianern konnte ich mich über die Schwierigkeiten austauschen, wenn in einer Sprachversion der Wikipedia mehr als eine Sprachgruppe zusammenarbeitet (wie etwa in der Portugiesischsprachigen Wikipedia oder eben bei uns in der Deutschsprachigen Wikipedia). Schließlich konnte ich auch noch offene Fragen zur Commons-Kategorisierung diskutieren und viele weitere interessante Gang- und Kaffegespräche führen.
Selbstverständlich waren aber auch die angebotenen Sessions selbst sehr interessant, wenngleich dort – wie in meinem eigenen Vortrag zum Thema Constitutional Court meets Wikipedia, zu Deutsch also Verfassungsgericht tritt Wikipedia (Vortragsfolien, Gesamter Vortrag als Video (Youtube), Foto siehe rechts) – primär die Wissensvermittlung vom Vortragenden an die Zuhörenden im Fokus stand. Der Raum für Diskussionen war in diesem Fall auch aus Zeitgründen meistens nur sehr begrenzt vorhanden. Es gab aber davon auch erfreuliche Ausnahmen, wobei ich im Folgenden Bericht auf eine davon näher eingehen möchte.
Bericht vom Birds of a Feather-Meeting der Wikipedians in Residence
Jene Wikipedianerinnen und Wikipedianer, die bereits Erfahrungen als Wikipedians in Residence (WiR) gemacht haben oder aktuell als solche in einer Institution tätig sind, trafen sich am Freitagvormittag im ersten Session-Block zu einer gemeinsamen Diskussionsrunde und zum Erfahrungsaustausch unter der Leitung des brasilianischen Wikipedians in Residence David Alves. Mehrere gemeinsame Probleme wurden dabei angesprochen und diskutiert, beginnend bei so trivialen Themen wie der Wahl eines geeigneten Benutzernamens für den WiR-Account über die kritische Frage der Bezahlung von Wikipedians in Residence durch die jeweiligen Institutionen bis hin zur angedachten Gründung eines eigenen Netzwerks (etwa im Rahmen einer anerkannten Wikimedia User Group) für die Wikipedians in Residence (siehe hierzu Wikimedians in Residence Exchange Network). Die Gespräche waren äußerst intensiv und lehrreich. Insbesondere zeigten sie auf, dass wir alle vor ungefähr ähnlichen Problemen und Herausforderungen standen und die Größe oder Art der jeweiligen Residence-Institution dabei nur eine untergeordnete Rolle spielte. Ebenfalls zeigte sich, dass die bisherige Meinung, Wikipedians in Residence seien nur eine Form von GLAM-Kooperationen, nicht mehr haltbar ist, da Wikipedians in Residence derzeit bereits weit über das Feld von GLAM-Institutionen hinaus tätig werden (z.B. wie in meinem Fall an einem Gericht aber auch beispielsweise an biotechnischen Forschungseinrichtungen). Eine Abkopplung bzw. Emanzipation des Konzepts WiR von GLAM ist daher – z.B. im Rahmen der angedachten User Group – jedenfalls notwendig.
Weiterführende Hinweise: Folien der Diskussionsveranstaltung, Etherpad-Notizen