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Fundraising

Das Fundraising wie es aktuell in unserer Bewegung gehandhabt wird ist teilweise organisch gewachsen und teilweise politisch motiviert strukturiert worden. Seit vielen Jahren hat keine systematische Diskussion darüber stattgefunden, ob diese Strukturen noch die effizientesten, sinnvollsten oder gerechtesten sind. Alle Organisationen, die aktuell fundraisen sitzen in den USA und Westeuropa und haben ein Monopol auf die Nutzung der Banner in den Projekten. Andere Teile der Welt hatten nie die Chance ähnliche Kompetenzen aufzubauen und auch innerhalb der westlichen Welt lassen wir uns dadurch Möglichkeiten entgehen, nachhaltige Beziehungen zu unseren Fördergebern aufzubauen und vergeben damit wichtige Potenziale für eine finanziell stabile Zukunft.

Die Movementstrategie bietet mit ihrem klaren Bekenntnis zu Dezentralisierung und Selbstmanagement nun endlich Möglichkeit diese Strukturen auf den Prüfstand zu stellen und neue Ideen zu diskutieren und implementieren. Als Teil der westeuropäischen Communities regen wir folgende Veränderungen an:

In der Minimalversion muss es künftig möglich sein, einen direkteren Bezug zwischen der Arbeit lokaler Communities und Wikimedia Organisationen und Banner-Spender*innen hinzuweisen. D.h. Hinweise auf die Existenz und die Arbeit/Projekte der Organisation sowohl in den (Dankes-)E-mails und Briefen als auch auf den Spendenbannern. Aber auch die Möglichkeit Projektbanner (für Fotowettbewerbe etc) gezielt für Crowdfunding zu nutzen, in dem man nicht nur zum Mitmachen aufruft, sondern auch klar macht, dass man mit einer Spende unterstützen kann.

In der Maximalversion wird das Fundraising komplett dezentralisiert, das soll nicht heißen, das jede einzelne Organisation nun parallele Strukturen aufbaut, aber dass man in Westeuropa zum Beispiel eine gemeinsame Servicestelle (zum Beispiel als Teil eines regionalen Hubs) hat, die von den beteiligten Organisationen gesteuert wird und die das Fundraising in den einzelnen Ländern durchführt. In Westeuropa würde es Sinn machen dazu auf der bestehenden Expertise der Chapter aufzubauen, die das seit Jahren in ihrem Kontext machen können (WMDE und WMCH). Es sollte auch eruiert werden, wie wir im Sinne des Equity-Gedankens dieses Know-how mit andere Regionen teilen können (falls dort gewünscht) um diesen Vorsprung, den wir hier genießen wett zu machen.

Grantmaking

Ein ähnliches Bild bietet sich im Bereich Grantmaking, aufgrund personeller Veränderungen und Engpässe in Verbindung mit einem Stillstand durch den Strategieprozess in den letzten Jahren kommt hier noch hinzu, dass in diesem Bereich selbst die etablierten Prozesse nur noch auf Sparflamme funktionieren (die gewählten Communitygremien, die über die Grants entscheiden sollten gibt es nicht mehr etc.). Gleichzeitig ist eine effiziente und gerechte Verteilung von Ressourcen essentiell für Stabilität, Wachstum und Innovation in der Bewegung und kann alleine deshalb nicht länger stiefmütterlich behandelt werden. Auch für die Implementierung der Strategie in den nächsten Wochen und Monaten ist eine Planungssicherheit für die beteiligten Akteure unabdingbar. Hier sehen wir daher mitunter den dringendsten Handlungsbedarf und eine wichtige Priorität für die Implementierungsphase.

WMAT setzt sich für ein regionales Grantmakingmodell ein, auch hier sehen wir das Potenzial dieses Entscheidungsgremium in einen westeuropäischen Hub einzubinden, da hier die Beurteilung der Projekte und Budgets in einem gemeinsamen Kontext und Bezugsrahmen möglich ist. Wichtig ist, dass die eingebunden Communities auch hier die Möglichkeit haben über Wahlen oder andere ähnliche Prozesse mitzugestalten. Dies gilt für die Prozesse der Entscheidungsfindung über Budgets ebenso wie für die Erarbeitung von Kriterien zur Förderbarkeit, gemeinsamen Bewertungskriterien /Metriken und Zeithorizonten der Förderung.

Community-Unterstützung

Im Bereich der Community-Unterstützung begrüßen wir generell die Schwerpunkte der strategischen Empfehlungen. Diese verorten wir in

  • einer verbesserten Kultur der gegenseitigen Wertschätzung
  • der Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten
  • Strukturen für eine bessere Kommunikation, Koordination und Zusammenarbeit
  • der besseren Unterstützung von Sicherheit und Konfliktmanagement
  • die verstärkte Förderung der Zielgruppen (a) nicht editierende Beitragende, (b) neue Beitragende, (c) Führungspersönlichkeiten und (d) Angehörige unterrepräsentierter Gruppen.

Dafür ist der Bedarf zusätzlicher Ressourcen zu berücksichtigen und zwar für alle, die aktiv dazu beitragen können und wollen, also z. B. auch uns als WMAT. Wir unterstützen es besonders, die Wertschätzung und Anerkennung von Beitragenden außerhalb der Editor Community aktiv zu steigern. Beim Zur-Verfügung-Stellen von Wikimedia-Ressourcen an diese Zielgruppe sind transparente Richtlinien erforderlich, die erwünschte und unerwünschte Beteiligungen konkretisieren.

Einzelne Maßnahmen zur Umsetzung der Strategie sind so vorzunehmen, dass sie nicht anderen strategischen Prioritäten entgegenwirken. Beispielsweise sehen die strategischen Empfehlungen eine bessere Einbindung verschiedener Stakeholder in Gestaltungsprozesse allgemein vor. Auch eine Global Charta, die es noch nicht gibt, kann ein wichtiger Bezugspunkt für andere Maßnahmen sein.

Organisationsentwicklung

Wikimedia Österreich unterstützt die Prinzipien, die den Empfehlungen zugrunde legen und begrüßt die explizite Erwähnung von Prinzipien wie Selbstmanagement, Subsidiarität, Inklusivität und Teilhabe an Entscheidungsprozessen. Diese Prinzipien sind auch Teil unserer Vereinskultur und Wikimedia Österreich legt großen Wert auf die Balance von Ehrenamt/Hauptamt - es ist die Grundlage für unseren Erfolg und unser generell gutes Standing in den Communities.

Insbesondere was die Umsetzung der Prinzipien in Organisations- und Governance Modelle angeht, können wir im weiteren Strategieprozess Erfahrungen beitragen. Besonders der Aufbau entsprechender Kompetenzen / Skills in allen Bezugsgruppen ist aus unserer Sicht zentral, wenn es darum geht erfolgreich verteilte und inklusive Entscheidungsstrukturen aufzubauen und von ihnen zu profitieren.

Prioritäten für die Implementierung sehen wir daher im Teilen und Entwickeln von Kompetenzen in den Bereichen Freiwilligenunterstützung und Organisationsentwicklung, insbesondere auch zwischen Wikimedia Organisationen und Communities. Dazu Bedarf es entsprechender finanzieller und personeller Ressourcen sowie einer generellen Anerkennung und Aufwertung dieser Arbeit. In diesem Rahmen gilt es auch bisherige Barrieren und Herausforderungen in diesem Bereich gezielt zu adressieren: Die Tatsache, dass diese Arbeit nur schwer in Metriken zu fassen ist und keinen direkten Niederschlag auf Editcount und andere harte Metriken hat und daher in vielen Organisationen im besten Fall Nebenschauplatz ist bzw nicht zu den Kernaufgaben gezählt wird. Dementsprechend ruhen insbesondere internationale Bemühungen in diesen Bereichen bisher auf viel zu wenigen Schultern.

Ein weiterer Fokus liegt auf dem Aufbau neuer Governance Strukturen (Hubs und/oder Servicecenter wie im Bereich Fundraising und Grantmaking näher ausgeführt) in unserer Region, den wir aktiv mitgestalten möchten, um sicherzustellen, dass der Prozess nicht zu einer Entfremdung mit den Communities führt.