Projekte/WMAT 3-Jahresplan (2022-2024)
Auf Basis unserer neuen Strategie „Roadmap2025“ haben wir einen Fahrplan für die Implementierung in den nächsten drei Jahren erarbeitet, mit einem Budget und konkreten quantitativen und qualitativen Zielen für das kommende Jahr 2022, sowie Meilensteinen und Kernaktivitäten für 2023 und 2024.
Der strategische Plan baut auf unsere Stärken und Alleinstellungsmerkmale – Freiwilligenarbeit, Governance und (internationale) Projektadministration – um diese in den kommenden Jahren zu erhalten und teilweise zu vertiefen oder auszubauen. Zusätzlich wurden Wachstums- und Entwicklungspotenziale für die kommenden Jahre identifiziert: Dies betrifft insbesondere die proaktive Stärkung Freien Wissens in der Gesellschaft auf Basis strategischer Partnerschaften (Advocacy) sowie die Kompetenzentwicklung rund um die Erstellung von und den Umgang mit Freiem Wissen mit interessierten Partnerorganisationen, insbesondere Medien sowie Bildungs-, Kultur- und Gedächtnisinstitutionen.
Ziele und Metriken 2022
METRIK | ZIEL 2022 | Ziel 2021 |
Teilnehmer*innen | 4.000 | (neue Definition! bisher ohne Organisator*innen: 3.600) |
Personen, die an den Aktivitäten des Proposals teilnehmen oder davon profitieren, entweder persönlich (offline) oder virtuell (online). Sie können auf verschiedene Weise teilnehmen, es sind nicht nur Personen, die Wikimedia-Projekte bearbeiten. Teilnehmende, die auch organisierend an einer Veranstaltung, einem Programm oder einer Aktivität beteiligt sind, sollten in dieser Definition berücksichtigt werden. Nicht dazu gehören Follower in sozialen Medien, Spender*innen oder andere nicht direkt Beteiligte. | ||
Benutzer*innen | 3.000 | (neue Metrik) |
Personen, die Wikimedia-Projekte bearbeiten und dabei Inhalte erstellen oder verbessern, die aus den Aktivitäten des Grant-Empfängers resultieren. | ||
Neu registrierte Benutzer*innen | 250 | 210 |
Die Anzahl der Teilnehmenden, die im Rahmen der Aktivitäten des Projekts neue Benutzerkonten in einem Wikimedia-Projekt erstellen. | ||
Organisator*innen | 280 | (neue Definition! bisher nur volunteer organizers: 260) |
Personen, die dafür sorgen, dass Aktivitäten durchgeführt werden können, indem sie die notwendige Zeit, Unterstützung und das nötige Wissen bereitstellen. Diese Definition umfasst Personen, die an der Durchführung von Aktivitäten beteiligt sind, wie z. B. Planer*innen, Koordinator*innen, Trainer*innen, Lehrer*innen, Kontaktpersonen für die Öffentlichkeitsarbeit, Berater*innen, Moderator*innen, Leiter*innen der Öffentlichkeitsarbeit, Sprecher*innen usw. Organisator*innen können Freiwillige oder bezahlte Mitarbeiter*innen sein. | ||
Wiederkehrende Organisator*innen | 200 | (neue Metrik) |
Anzahl der Organisator*innen, die bereits bei vorangegangenen Aktivitäten Organisator*innen waren. | ||
Diversität unter Organisator*innen | 33 % | (neue Metrik, ersetzt nicht-vergleichbare alte Diversity-Metrik) |
Mindestanteil der Organisator*innen, die weiblich oder nicht-binär sind. | ||
Community-Motivation | 80 % | 80 % (leicht veränderte Definition, bisher Online-Engagement statt Wikimedia-Engagement) |
Mindestanteil der an Community-Befragungen Teilnehmenden, die zustimmen, dass unsere Aktivitäten dazu beitragen, sie für ihr Wikimedia-Engagement zu motivieren. | ||
Inhalte | 110.000 | 144,000
(leicht veränderte Definition, bisher ohne Wikipedia-Namensraum) |
Neue oder verbesserte Inhaltsseiten im Hauptnamensraum und im Wikipedia-Namensraum der Wikimedia-Projekte (für Wikimedia Commons: nur Media Files). | ||
Wikipedia-Inhalte | 17.000 | (neue Metrik) |
Neue oder verbesserte Seiten im Artikel- und im Wikipedia-Namensraum. | ||
Wikidata-Inhalte | 32.000 | (neue Metrik) |
Neue oder verbesserte Wikidata-Items. | ||
Wikimedia-Commons-Inhalte | 60.000 | (neue Metrik) |
Hochgeladene Mediendateien. | ||
Inhalte in anderen Wikimedia-Projekten | 1.000 | (neue Metrik) |
Neue oder verbesserte Inhalte im Hauptnamensraum anderer Wikimedia-Projekte. | ||
Freie Inhalte jenseits der Wikimedia-Projekte | 1.200 | 1.900 |
Neuen Seiten mit frei lizenzierten Inhalten in Nicht-Wikimedia-Projekten (z. B. RegiowikiAT). | ||
Inhaltliche Qualität | 5.000 | 3.000 |
Hohe Qualität - die Anzahl der Community-Auszeichnungen für Mediendateien (exzellent, qualitativ, wertvoll) und Artikel (lesenswert, exzellent) - und verbesserte Qualität - die Anzahl der verbesserten Seiten des Hauptnamensraums, die als mit Qualitätsproblemen gekennzeichnet sind. | ||
Mediendateiennutzung | 3.000 | 5.000 |
Unterschiedliche neue Mediendateien, die im Hauptnamensraum von Wikimedia-Projekten verwendet werden. | ||
Strategische Partnerschaften | 75 | (neue Metrik) |
Strategische Partnerschaften, die zu längerfristigem Wachstum, Vielfalt und Nachhaltigkeit beitragen |
Programmplanung 2022
Programm Freiwilligenunterstützung
„Wir unterstützen eine vielfältige Gemeinschaft von Freiwilligen, die über ein breites Spektrum an Kompetenzen verfügt und ein konstruktives Umfeld für bestehende und neue Mitwirkende bietet.“
Zentrale Handlungsfelder
1. Globale Strukturen |
a. Strukturen für gerechte Ressourcenverteilung:
b. Strukturen für internationale Zusammenarbeit:
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2. Qualitative Freiwilligenarbeit |
a. Diversität:
b. Kompetenzen:
c. Empowerment:
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3. Quantitative Freiwilligenarbeit |
a. Motivation:
b. Vernetzung:
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4. Vertretung gegenüber Dritten |
Es soll die Wertschätzung der Communitys und ihrer Arbeit in der Gesellschaft weiter erhöht werden sowie die Zusammenarbeit mit Dritten (Partnerinstitutionen etc) ermöglicht werden. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf einer ausgewogene Berichterstattung über unsere Communitys in den Medien, durch proaktive Pressearbeit, Vorträge und direkte Ansprache von relevanten Institutionen. |
Rahmenbedingungen
Unsicherheit und Komplexität
Unser Engagement im Rahmen der internationalen 2030 Strategie (Weiterentwicklung des Volunteer Support Netzwerks, regionale Hubs und Neuordnung der internationalen Governance-Strukturen) zeichnet sich vor allem durch Unsicherheit und Komplexität aus, entsprechend setzen wir hier auf nicht auf linear-kausale Planungstechniken, sondern einen ressourcenbasierten Ansatz im Sinne von Effectuation. Konkret bedeutet das für uns, dass wir unsere Stärken und Expertise (insbesondere in den Bereichen Communityarbeit und Governance) gezielt einsetzen, die verfügbaren zeitlichen und finanziellen Ressourcen quantifizieren, leistbare Verluste benennen und schließlich in Zusammenarbeit mit aufgeschlossenen Partner*innen unsere Ideen umsetzen und weiterentwickeln. Weitere Richtungsentscheidungen und Etappenziele werden zusammen mit den beteiligten Partner*innen diskutiert und entschieden. Effectuation ist eine somit eine iterative Methodik der kleinen Schritte und ermöglicht Innovation mit überschaubaren Risiken.
Covid-19 Pandemie
Ein wichtiges Instrument für unsere Arbeit mit den Freiwilligen ist unsere jährliche Communitybefragung. Hier war 2021 zum ersten Mal seit dem Start der Befragung in 2015 ein merkbares Absinken der Motivation unserer Ehrenamtlichen zu verzeichnen (70% statt 80%). Zusammen mit den Rückmeldungen zu anderen Themenkomplexen (Unterstützungsangebote, Freifeld für generelles Feedback etc) ergibt sich ein kohärentes über die negativen Konsequenzen der Pandemie für unsere Communitys. Insbesondere die persönlichen Treffen, der direkte Austausch auch offline mit dem WMAT-Team und anderen Freiwilligen sowie das Fehlen motivierender Ereignisse wie internationale Events wurden als Gründe angeführt. Verschärft wird die Situation durch die Tatsache, das selbst in Zeiten in denen aufgrund niedriger Inzidenzen mehr gemeinsame Aktionen möglich wären, WMAT als einzige Organisation im deutschsprachigen Raum an die nach wie vor global geltenden Beschränkungen der Wikimedia Foundation gebunden ist. WMDE und WMCH können sich durch ihre Fundraisingprivilegien selbst finanzieren und sind nicht an Grants gebunden, an die diese Einschränkungen geknüpft sind. Das verschärft die ohnehin bestehende Marginalisierung der österreichischen Communitys im deutschsprachigen Raum. Unsere Erfahrungen und unsere Metriken der letzten 1,5 Jahre zeigen, dass unser Handlungsspielraum und damit das Erreichen unserer Ziele entscheidend von der weiteren Entwicklung der Pandemie und dem Umgang der Wikimedia Foundation mit dem Thema abhängig sein werden. Wir fordern, die Entscheidung darüber, welche Maßnahmen zum Schutz der Angestellten und Freiwilligen nötig sind wieder zurück in die Hände der betroffenen Organisationen gegeben wird. Anders als zu Beginn der Pandemie, gibt es keine One-size-fits-all-Lösungen mehr, da sich das Infektionsgeschehen regional und lokal sehr unterschiedlich entwickelt.
Ausblick 2023-24
Für die kommenden Jahre erwarten wir Veränderungen vor allem hinsichtlich der internationalen Zusammenarbeit im Bereich Freiwilligenunterstützung. Während wir uns in Nord-West- und Zentral- und Osteuropa vermutlich noch stärker engagieren und vernetzen werden und damit auch unser gemeinsamer Handlungsspielraum wachsen wird, gehen wir davon aus, dass unsere direkte Beteiligung in anderen Regionen (MENA Region) eher abnehmen wird, da dort mittelfristig hoffentlich dort regionale Support-Strukturen aufgebaut werden. Wir möchten außerdem unsere Kooperation mit dem internationalen Team von Wiki Loves Monuments (WLM) vertiefen und auch hier mit neuen Möglichkeiten experimentieren. Konkret bestehen gemeinsame Pläne einen eigenen Teilzeitmitarbeiter für WLM International innerhalb der WMAT Organisation einzubetten, um dem internationalen Team noch besser administrativ unter die Arme greifen zu können, ohne dass dort eigene Verwaltungsstrukturen eingeführt werden müssen. Dazu gilt es gemeinsam neue Strukturen und Prozesse einzuführen, die eine solche geteilte Verantwortung ermöglichen. Ein weiteres Wachstumsfeld sehen wir in der Arbeit mit jungen Erwachsenen und einer Weiterentwicklung bestehender Konzepte wir Wikipedia For Peace. Hier gibt es enge Anknüpfungspunkte an Wachstumsfelder im Programm 3 (Universitäts- und Schulprojekte) sowie an die Fundraisingstrategie (Fördermöglichkeiten), die es ebenfalls auszuloten gilt.
Programm Freie Inhalte
„Wir unterstützen die Erstellung, Gewinnung und Verbreitung freier Inhalte, die das in der Gesellschaft verankerte Wissen in ihrer Vielfalt verlässlich abbilden. Außerdem möchten wir einen einfachen Zugang zu und eine einfache Nachnutzung von diesen Inhalten für alle gewährleisten.“
Zentrale Handlungsfelder
1. Quantität der Inhalte |
a. Wikipedia:
b. Wikimedia Commons:
c. Wikidata:
|
2. Qualität der Inhalte |
a. Technische Standards:
b. Zuverlässigkeit und Verständlichkeit:
c. Inhaltslücken:
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3. Weiternutzung und Partnerschaften |
a. Weiternutzung:
b. Content-Partnerschaften:
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Rahmenbedingungen
Covid-19 Pandemie
Da Freie Inhalte zu einem guten Anteil das Ergebnis unserer Freiwilligenförderung darstellen, ergibt sich ein enger Zusammenhang mit den oben dargestellten Herausforderungen rund um Covid-19 und dem Ausmaß der Einschränkungen, die in dieser Hinsicht künftig zu erwarten sind. Ein mangelndes Interesse der oberen Führungsebenen an Digitalisierung im Allgemeinen und Skepsis gegenüber Freiem Wissen im Besonderen, waren bisher häufig große Hürden für erfolgreiche große GLAM-Projekte in Österreich. Hier lassen sich im Rahmen der Pandemie (hoffentlich nachhaltig) positive Entwicklungen erwarten, da viele Institutionen kreativer werden müssen, um ihrem Auftrag gerecht zu werden und Zugang zu ihren Inhalten auch unter erschwerten Bedingungen zu ermöglichen.
Ausblick 2023-24
Ausgehend von Pilotprojekten in 2022 (Wikimedians in Residence der Stadt Linz, virtuelle Kulturveranstaltungsreihe) möchten wir künftig Contentpartnerschaften in Österreich verstärkt vorantreiben, auch mit dem Ziel insbesondere Inhaltslücken in den Projekten zu schließen. Kultur- und Gedächtnisorganisationen, die dafür in Frage kommen gibt es zahlreich, bisherige Hürden sehen wir vor allem in einem Rückstand hinsichtlich Digitalisierung in vielen österreichischen Organisationen sowie mangelnden zeitlichen Ressourcen und Fertigkeiten (technische Expertise, Data Literacy) auf beiden Seiten. Hier gilt es über Förderungen und Partnerschaften die Handlungsspielräume zu erweitern. Ein weiteres Anliegen ist es uns, mittelfristig die Nachnutzung freier Inhalte auf breiter Basis in Österreich und Europa zu fördern, indem wir niedrigschwellige und verständliche Angebote und Leitfäden dazu erstellen und verbreiten.
Freies Wissen: Bewusstsein und Veränderung
„Gemeinsam mit Partner*innen möchten wir politische Veränderungen zugunsten Freien Wissens auf verschiedenen Ebenen mitgestalten und Menschen dabei unterstützen das Internet auch als offene und öffentliche Ressource zu nutzen.“
Zentrale Handlungsfelder
1. Politische und gesellschaftliche Interessenvertretung |
a. Nationale Gesetzgebung:
b. Europäische Gesetzgebung:
c. Öffentliche Verwaltung:
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2. Bildung |
a. Universitäten:
b. Schulen:
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Rahmenbedingungen
Advocacy
Dank stabiler strategischer Partner*schaften, rechtlicher Expertise im Vorstand und anderen Gremien sowie der verlässlichen Unterstützung der Kolleg*innen der Brüssler Free Knowledge Advocacy Gruppe, kann WMAT trotz schlanker Strukturen und ohne eigene bezahlte Stelle, effektive Advocacyarbeit leisten. Allerdings trägt dies nur im bisherigen Rahmen der mehr oder wenigen reaktiven Ausrichtung auf Gesetzgebungsprozesse, die direkte Auswirkungen auf unsere Projekte haben. 2021 starteten wir mit ORF.Wie Wiki unsere erste proaktive Kampagne, rund um die Wahl des neuen ORF-Chefs, um für mehr freie Inhalte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu werben. Möglich war dies nur durch ein Corona-bedingtes Finanzpolster (Gelder, die aufgrund der Restriktionen nicht anderweitig verbraucht werden konnten). Künftige Initiativen benötigen daher entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen (siehe Fundraising-Strategie).
Bildung
Unsere Universitätsprojekte möchten wir im Rahmen der neuen Strategie grundlegend auf den Prüfstand stellen und insbesondere kaum skalierbare, personalintensive Konzepte künftig nicht weiterverfolgen.
Ausblick 2023-24
Advocacy
Mittel- bis langfristig verfolgen wir sowohl in Österreich als auch auf EU-Ebene einen proaktiveren Ansatz bei der Advocacy-Arbeit. Bisher reagieren wir vor allem auf Anlassfälle und Gesetzgebungsprozesse, die uns (häufig) negativ betreffen. Künftig soll die Agenda aktiv mitgestaltet werden, um das Internet im positiven Sinne frei und offen mitzugestalten. Wir möchten uns als Stimme von “Good-Tech” und selbstverwalteten Online-Communities positionieren. Dies erfordert verstärkte inhaltliche Arbeit, ebenso wie nachhaltige Präsenz in und um Verhandlungen. Dazu müssen wir weiterhin verstärkt auf Synergien durch Partnerschaften bauen und zusätzliche Ressourcen aufstellen, was sich insbesondere im europäischen Kontext anbietet.
Bildung
Unsere Bildungsprogramme müssen auf eine neue, selbsttragende und skalierbare Basis gestellt werden. Dazu arbeiten wir 2022 aktiv mit bestehenden und neuen Partner*innen zusammen und leiten daraus Schritte für die Folgejahre ab. Im Rahmen unseres Strategieprozesses hat sich darüber hinaus herauskristallisiert, dass die Förderung Freien Wissens in der Gesellschaft kohärenter Weise bereits in der Schulbildung ansetzen sollte. Abgesehen von einigen Einzelinitiativen in der Vergangenheit, wäre ein skalierbares Konzept für Schulen eine komplett neues Handlungsfeld für uns, das sich nur mit entsprechenden Partner*innen erreichen lässt. Im Raum steht daher die Einführung einer neuen Expert*innengruppe für Strategische Partnerschaften mit einem Schwerpunkt im Bildungsbereich, um Möglichkeiten und tragbare Konzepte im Sinne eines ressourcenbasierten Effectuation-Ansatzes zu erarbeiten und evaluieren.
Fundraisingstrategie
„Das vollständige Erreichen unserer strategischen Ziele setzt zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen voraus. Diese Ressourcen wollen wir auf breiter Ebene generieren, wobei wir neben einer Grundfinanzierung aus den Mitteln des internationalen Fundraisings auf Dauer- und Einzelspenden, öffentliche Förderungen, Sponsoring und Sachleistungen von Partnerorganisationen setzen.“
Das kurzfristige Ziel unserer Fundraisingstragie für 2022 ist die Erhaltung der gegenwärtigen Einnahmenstruktur durch Wikimedia-Gelder, Einzelspenden, Sachspenden sowie Drittmitteln aus öffentlichen Förderungen (Erasmus+, Stadt Wien etc). Eng damit verbunden ist das Ziel der politischen Unabhängigkeit, das sich einerseits aus dem Charakter der um größtmögliche Neutralität bemühten Projekte und Communitys ergibt, die wir unterstützen. Andererseits, waren die letzten Jahre in Österreich geprägt von einer wenig stabilen politischen Lage, die von einigen Parteien auch zu erheblichen Einschränkungen für die Zivilgesellschaft genutzt wurde (shrinking civil society spaces), ein Phänomen, das viele westliche Demokratien vor große Herausforderungen stellt. Ein weiteres Kriterium für die Akquirierung von Drittmitteln der öffentlichen Hand, ist der damit verbundene administrative Aufwand für die jeweiligen Grants, der in einem gesunden Verhältnis zur Summe und unseren administrativen Ressourcen stehen muss.
Da die Stiftungslandschaft in Österreich im Vergleich zu Nachbarländern wie Deutschland und der Schweiz wenig ausgeprägt ist, bleibt insbesondere das direkte Fundraising von Kleinspenden als unabhängige Finanzierungsquelle. Allerdings führt auch hier die mangelnde Spendenabsetzbarkeit zu Nachteilen, was gute und nachhaltige Spender*innenkommunikation umso wichtiger macht (das Spendenaufkommen in Österreich ist wesentlich geringer als im restlichen DACH-Raum, vgl Spendenbericht 2020). Als einziges deutschsprachiges Chapter genießt WMAT hier allerdings nicht das Privileg Wikipedia-Banner zu diesem Zwecke zu nutzen, was erhebliche Nachteile und Marginalisierungen mit sich bringt.
Daher ist das langfristige Ziel für uns die Ungleichheiten in diesem Bereich abzubauen: durch Zugang zu den Daten der österreichischen Spender*innen, um eine auf lokale Bedürfnisse und Aktivitäten zugeschnittene Kommunikation und darauf aufbauende Beziehungen mit Spender*innen aufzubauen. Zusätzlich die direkte Ansprache potentieller neuer Spender*innen in Österreich über die Banner in den Projekten. Hier setzen wir stark auf die Dezentralisierungsprozesse im Rahmen der internationalen Strategie und die Möglichkeit diese Aktivitäten über gemeinsame Strukturen in Europa zu lösen (d.h. Fundraising-Services im Rahmen künftiger Hubs). Der Vorteil wäre, dass statt zusätzlicher Parallelstrukturen bereits bestehende Expertise (bei WMCH und WMDE) breiter genutzt werden könnte.
Ebenfalls auf europäischer Ebene sehen mittel- bis langfristig Potenziale für mehr gemeinsam (mit anderen Wikimedia-Organisationen, anderen Partnerorganisationen oder like-minded Communitys) akquirierte öffentliche Förderungen im Rahmen europäischer Programme. Insbesondere im Bereich proaktiver Advocacy-Arbeit sowie Erasmus+ für Projekte mit jungen Erwachsenen. Dafür könnten zum Beispiel bereits erfolgreich geförderte Ansätze wie “Wikipedia for Peace” ausgebaut werden. Potenzial für Drittmittelförderungen (Bund und Land) sehen wir außerdem auch im Bereich der Contentpartnerschaften, die ohne zusätzliche personelle Kapazitäten nicht in dem Maße ausgebaut werden können, wie es die Möglichkeiten der hiesigen Kulturlandschaft erfordern.
Strategie für ökologische Nachhaltigkeit
Ein weiteres Querschnittsthema für unsere strategische Planung in den kommenden Jahren ist das Thema ökologische Nachhaltigkeit: Wikimedia Österreich möchte ihren Teil zur Bekämpfung der Klimakrise beitragen und in der Diskussion mit unseren verschiedenen Bezugsgruppen haben wir folgende Handlungsfelder identifiziert:
- Stromversorgung: Wikimedia Österreich wird 2022 auf Ökostrom umsteigen.
- Reisen: 2022 soll unsere Reisekostenrichtlinie überarbeitet werden um klimaschonenderes Reisen vermehrt zu fördern.
- Events: Wikimedia Österreich hat frühzeitig und professionell im Rahmen der Pandemie die Rahmenbedingungen und Infrastruktur für Online-Events ausgebaut. Diese Expertise möchten wir auch in Zukunft, wenn Einschränkungen durch die Pandemie weniger werden, beibehalten und zielgerichtet für nachhaltige Eventkonzepte zum Einsatz bringen. Allerdings sehen wir auch klar den Mehrwert persönlicher Treffen für unsere Communities und die Notwendigkeit für die jeweiligen Anlässe und Ziele die passenden Formate zu finden und zu fördern.
- Arbeitsgruppe: Das Thema Nachhaltigkeit sehen wir als anhaltenden Prozess und ganzheitliche Aufgabe, daher wurde unsere Expert*innengruppe Organisationsentwicklung damit betraut, Maßnahmen zu erarbeiten, die nachhaltige Prozesse und Verhaltensweisen im Alltag fördern.