Über mich

Ich bin Sonja Fischbauer :)

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Sonja's Bericht von der Wikimania 2024 in Katowice

Die diesjährige Wikimania fand von 7.-10. August 2024 in Katowice (Polen) statt. Die Konferenz war riesig und es gab täglich mehrere Programmpunkte parallel, so dass zwei Menschen auf der gleichen Konferenz ganz verschiedene Eindrücke haben konnten. Meine Perspektive, meine Wahrnehmung von der Konferenz, ist geprägt von meinem Schwerpunkt auf Organisationsentwicklung, Strategie und internationale Beziehungen in meiner Rolle als Obfrau für Wikimedia Österreich. Die Originalversion dieses kleinen Berichts habe ich auf der Rückfahrt verfasst und mit meinem Vorstandskollegium geteilt. Ich hoffe, es ist für euch, liebe Mitglieder von Wikimedia Österreich, auch interessant.

Wenn ihr mehr wissen wollt, schaut auf die Webseite der Wikimania, durchstöbert die Fotos oder lest Berichte von anderen Konferenzteilnehmenden.

In einem Satz...

Der geplatzte Traum von der Movement Charter und die Rolle der Foundation waren das Thema neben den Fachvorträgen, über das alle offen reden konnten - mit vielen Gefühlen bei allen Beteiligten, in großen Sessions, invite-only-Meetups und in Zweiergesprächen.

Movement Charter

Auf allen Seiten gibt es verletzte Gefühle, Frustration, Erschöpfung, Ängste. (Zeigten sich in den Sessions und in einzelnen Gesprächen zwischendurch.) Trotzdem überwiegt allerorts der Wille, weiterzumachen. Die WMF (Wikimedia Foundation) bemühte sich auch, uns das zu zeigen. Wieviel dahintersteckt werden wir sehen. Ganz oft habe ich gehört: So klar wie wir jetzt verhandeln, das hätten wir schon vor drei Jahren machen sollen. Wenigstens liegen die Karten jetzt auf dem Tisch. Gefühlter Konsens besteht darüber, dass man lieber mal was Kleines rasch ausprobiert, anstatt einen jahrelangen Prozess zu schleppen. Ein oft erwähnter Weg waren schneller aufeinanderfolgende Verhandlungen in kleiner Runde (zB zwischen WMF und Geschäftsführer*innen der Chapter). Zumindest ein erstes solches invite-only-Gespräch fand direkt dort statt (unsere Geschäftsführerin Claudia war für WMAT dabei). Wir haben auch die Idee einer Mediation eingebracht, um die Verletzungen kontrolliert aufzuräumen und strukturiert aus Fehlern zu lernen, bevor man weitermacht.

Grant Making

Unsere Regional Grant Officer Agnes ist wirklich eine gute Person. Sie kümmert sich ehrlich und setzt sich stark ein. Sie fährt aus eigener Tasche zu Events in ihrer Region (wie z.B. WikiCon), weil ihr die WMF vieles nicht zahlt. Dieses Engagement kennen wir von unseren Reihen, aber seitens WMF ist das selten. Es gab eine Session zu Grant Making, veranstaltet von der WMF (nicht von Agnes, sondern ihrer Vorgesetzten): Die Teilnehmenden brachten viele konstruktive Vorschläge für einen verbesserten Prozess. Das Versprechen der WMF ist, dass bis Jänner 2025 ein erster Schritt getan ist. Leider haben wir hier die Erfahrungen, dass hier viel versprochen, aber wenig umgesetzt wird. Wir warten ab.

Open Knowledge Network

Ich arbeite hauptamtlich bei der Open Knowledge Foundation Deutschland. Mit dieser Funktion war ich Teil eines Panels des Open Knowledge Network, All for one and one for all, united we stand divided we fall (Videoaufzeichnung, englisch) . Das Open Knowledge Netzwerk ist ähnlich, aber viel viel kleiner als das Wikiversum und es gibt auch keine finanzielle Abhängigkeit von der zentralen Organisation in Großbritannien, die eine rein koordinierende Rolle hat. Die regionalen Organisationen haben ihren Ursprung in Open Data, machen aber alle sehr verschiedene Dinge, von Advocacy über Data Literacy zu Open GLAM (zu letzterem ist die Schweiz aktiv.)

Künstliche Intelligenz (KI)

Eine Keynote von Prof. Aleksandra Przegalińska hat mir neue Aspekte von KI eröffnet. (Präsentationsfolien (englisch), Videoaufzeichnung (englisch))

Chatbots sind super dafür, vom Aussterben bedrohte Sprachen wiederbeleben, Einsatz eignet sich z.B. für Wikitongues. Die Arten von KI die wir haben sind schon sehr gut. Wir brauchen mehr Anwendungen der aktuellen KIs, die tatsächliche Probleme lösen, anstatt neue Technologien. Größte Gefahren: a) Deep Fakes, zB falsche Videos von Politiker*innen. b) die falsche Vermenschlichung von KIs, die uns in die Irre führt (eine freundliche Stimme redet mit dir, da kann man leicht vergessen dass niemand dahinter ist.) Es fehlt: Gesellschaftlicher Diskurs und Konsens über Leitlinien, wo KI eingesetzt werden soll und wo nicht (z.B. "KI ist gut für die Bildung, aber nicht im Militär.").

Technische Infrastruktur - Wiki-Software MediaWiki

Ich hatte ein interessantes Gespräch mit Birgit Müller, Director of Product für MediaWiki bei der WMF, der Software hinter allen Wikis. Mit unserem RegioWiki nutzen wir die Software auch. Birgit sorgt mit ihrem Team dafür, dass die Software stabil ist: Schutz gegen Attacken; Updates; Datentransfer. Aktuelle Herausforderungen:

  • Unsere Software ist alt, sie muss up to Date bleiben.
  • Relevanz: User-Verhalten ändert sich, unser Produkt muss sich ändern. (Kurzversion des Problems: die Leute suchen über Google etwas, die Suchmaschine zeigt es direkt an und man kommt gar nicht mehr auf unsere wikipedia-Seite. Dadurch sehen die Leute keinen Banner mehr, wir verlieren direkte Leser*innenschaft, Freiwillige und Spender*innen, etc.)
  • Die Realität ist schon weiter, wir sind mit unseren Diskussionen hinten nach.

Birgit wünscht sich, dass Technisches in Strategie-Diskussion mehr beachtet wird. (Ist aber oft schwer, weil diese spezifische technische Expertise im Team ist nur bei der WMF vertreten.)

Weiters…

… habe ich mehr über die Nachhaltigkeitsstrategie von WM France gelernt (ähnlich wie bei uns!), einen enthusiastischen Vortrag über Wikidata gehört, und viele persönliche Gespräche geführt, mit Personen aus Taiwan, Hongkong, Libyen, Kanada, …