Benutzer:Plani/AdminCon 2017 in Salzburg

Bericht von der AdminCon 2017 in Salzburg

Erstmals gastierte die sogenannte AdminCon 2017, ein Treffen der deutschsprachigen Wikipedia-Community, das sich primär an Administratoren und solche, die es werden wollen, richtet, am vergangenen Wochenende in Österreich. Und dabei nicht irgendwo in Österreich – auf besonderes Betreiben von Man77, der sich dabei im Orga-Team engagierte und dem an dieser Stelle mein besonderer Dank gilt, fand das Treffen in der wunderschönen Stadt Salzburg statt. Dass diese Stadt nicht nur verkehrstechnisch ideal gelegen ist, sondern gleichzeitig auch perfekt als Kulturbotschafterin für Österreich glänzt, bewiesen die begeisterten Kommentare der deutschen Kolleginnen und Kollegen. Das großartige Orga-Team ließ dann auch nichts unversucht, diese Kulturbotschaft weiter in die Veranstaltung hineinzutragen, etwa indem bereits am ersten Abend der Wochenendveranstaltung mit dem Auftritt eines bezaubernden Streicher-Trios bestehend aus drei jungen Studentinnen des Mozarteums, die Musik Wolfgang Amadeus Mozarts in die Konferenzräume getragen wurde.

Natürlich wurde auch intensiv gearbeitet und nachgedacht, was ja der primäre Sinn einer solchen Veranstaltung ist, wobei aber stets der harmonische Ton des Willkommensabends über der AdminCon 2017 schwebte. So arbeiteten sich die gut 50:50 verteilten Admins und Nicht-Admins an typischen und atypischen Admin-Fragestellungen, wie etwa Löschdiskussionen und Sperrprüfungen, aber auch etwa Verstößen gegen das Prinzip der Anonymität, ab. Besonders gelungen fand ich insbesondere den Programmpunkt zur letztgenannten Thematik, der durch eine besonders interaktive, kleingruppengeleitete Konzeption aus dem Programm hervorstach und erstaunliche und teilweise auch befremdliche Ergebnisse zutage brachte. Die bunte Mischung der Themen, verbunden mit einem gut durchdachten Zeitplan und daraus resultierenden Gelegenheiten zum persönlichen Besprechen mit anderen Wikipedianerinnen und Wikipedianern machten die AdminCon 2017 in meinen Augen zum absoluten Erfolg und Maßstab für zukünftige AdminConventions. Auch wenn nicht jede AdminConvention in Österreich stattfinden kann und soll.

Eine ausführliche Dokumentation der inhaltlichen Schwerpunkte der AdminCon sowie das Protokoll der einzelnen Einheiten finden sich hier.

Plani, 20. Februar 2017


Ein wesentlicher Schwerpunkt der AdminCon 2017 lag im Bereich der Konfliktfelder und Konfliktfehler: "Wie können wir bessere Konflikte haben?" fragte Asaf Bartov von der Wikimedia Foundation bei seinen Workshops im vergangene Jahr in verschiedenen Ländern und Erdteilen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Dafür gibt es je nach Konfliktebene und Konflikteskalation verschiedene Lösungsansätze. "Komponenten des Konflikts" war daher am Samstag Nachmittag auch der Titel meines Beitrags zur AdminCon. Der Ansatz, nicht nur Administratoren für die Lösung von Konflikten verantwortlich zu machen, fand Anklang in den Diskussionen. Methoden der "außeradministrativen" Konfliktbewältigung innerhalb der Wikipedia wurden erörtert. Dazu zählen die Dritte Meinung und der Vermittlungsausschuss. Die Workshops zur Nichtadministrativen Konfliktbewältigung ("Guide Camps") haben die Idee des Einsatzes von "Moderatoren" innerhalb der Wikipedia hervorgebracht. Diese Idee wurde bei der AdminCon 2017 wiederbelebt.

Obwohl die Zeit zur Diskussion nach jedem Vortrag wie immer (zu) kurz war, zog sich das Thema Konflikte wie ein roter Faden auch durch die folgenden Vorträge und konnte von verschiedenen Seiten her beleuchtet werden. Der Vortrag von Neozoon zum Thema "Vandalismusmeldung" beleuchtete eine der in letzter Zeit am häufigsten genutzten Wikipedia-Seiten. Aber nicht nur Schülervandalismen landen hier, sondern auch sogenannte "Edit-Wars" zwischen langjährigen Benutzern, unpassender Umgangston und persönliche Angriffe bis Beleidigungen und Verstöße gegen die Anonymität der Benutzer. Die Seite sollte meiner Meinung nach schon längst "Konfliktmeldung" heißen. Flexible und angepasste Reaktionen der Admins könnten eher zur Konfliktlösung führen, als eine generelle Sperrung bestimmter Mitarbeiter.

Genauso umstritten ist das Thema Löschdiskussionen und Artikellöschungen, dem sich Kritzolina widmete. Die Anzahl der mit Löschantrag versehenen Artikel ist zwar in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen, die Löschquote, also die Anzahl der gelöschten Artikel im Verhältnis zu den behaltenen, dürfte aber gleich geblieben sein. Viele Artikel schmoren lange in der "Löschhölle", bevor über sie entschieden wird. Vermeiden die Administratoren diese "Minenfelder"? Sind die Entscheidungen schwieriger und die Diskussionen unübersichtlicher geworden oder gibt es bloß zu wenige Admins? Ausführliche und sachliche Löschbegründungen vermindern die Frustration der Beteiligten und erleichtern die Diskussion in der "Löschprüfung", wo einzelne Fälle in Revision gehen können.

Eine kleine "Trollologie" bot Alnilam in ihrem Vortrag über Benutzersperren. Anders als in der nordischen Sage treten aber die Trolle in der Wikipedia nicht nur kurz auf und verschwinden wieder, sie regenerieren sich und kommen immer wieder. Sie wechseln ihre Benutzernamen, können aber durch ihr auffälliges Verhalten meist schnell identifiziert werden. Sie bekommen von den Admins "Arbeitstitel" wie z. B. der "Klotroll", der in seinen Benutzernamen immer wieder das Wort "Klo" einzubauen versucht. Auseinandersetzungen mit Trollen reichen manchmal bis weit außerhalb der Wikipedia, wo die Administratoren manchmal bis ins Real Life nachverfolgt werden. Aber das ist schon das nächste Thema. Der Nachmittag über das Thema Konflikte war mit zwei Vorträgen von Adminas und zweien von Admins sehr ausgewogen strukturiert und ergab einen guten Überblick. Die Diskussionsbeiträge ergaben nicht nur ein Stimmungsbild zur Situation der Administratorinnen und Administratoren in der Wikipedia, sondern enthielten viele Lösungsmodelle und Verbesserungsvorschläge.

Beppo, 20. Februar 2017


So, meine erste AdminCon. Ich bin nur hingefahren, weil sich so viele Nicht-Admins angemeldet haben. Unter lauter AdminAs wäre ich mir mit meiner Admin-Performace etwas fehlt am Platze vorgekommen. Danke an Man77 für die eindringliche Erinnerung.

Ich habe in Salzburg viele persönliche Kontakte knüpfen können, tw. zu Menschen, die ich aus der WP schon seit Jahren kenne und schätze. Ein Gesicht zum Account hilft dann doch. Das war für mich der Kern des Treffens. Die Vorträge und Diskussionen waren für mich interessant, konkretes Hintergrundwissen zu Auswirkungen auf RL für mich neu, wenn auch nicht unerwartet. Im Detail war es hilfreich, wenn auch nicht prinzipiell neu, verschiedene Aspekte des Admin-Handbuchs durchzubesprechen. Interessant dabei waren die technischen Informationen zu z.B. IP-range Sperren.

Die Erfahrungsberichte standen mE unter dem Motto: Wie tuen andere Admins in konkreten Situationen. Sehr konkret die Handlungsmaximen von Rax. Interessant war der ANON Aspekt, einerseits im Workshop von Sargoth, und das Gefühl, viele hier sind sehr besorgt, keine Details aus dem RL preiszugeben (Vornamen, Beruf, Familie waren nicht Thema). Und mein ANON-clash gleich am ersten Abend wo AdminCon und RL aufeinanderprallten.

Prinzipielle Probleme in der WP und wie man sie denn lösen könnte, kamen eher nicht oder nur am Rande zur Sprache. In diese Richtung hätte ich mir mehr erwartet.

Die Selbstwahrnehmung der Adminschaft unterscheidet sich doch sehr von der Außenwahrnehmung (vulgo Adminbsshing). Nur drei zusätzliche Knöpfe und nix ist kaputtbar. Von Macht wenig Spur.

Die AdminCon hat mich motiviert, noch einen Versuch zu starten, als Admin aktiver zu sein. Danke an Itti, Alraunenstern und Man77 für die Orga.

Herzi Pinki, 16. März 2017


Sorry, ich bin spät dran, aber bei allem, was sich dieses Jahr in meinem RL getan hat, hatte ich den Bericht längst verdrängt. Aber jetzt zum eigentlichen Thema: Dass ich auf die AdminCon fahren wollte, war einerseits, weil ich mehr von Kritzolina und ihren psychologischen Ansätzen zur Konfliktlösung hören wollte, andererseits, weil ich einmal sehen wollte, wer die Admins sind und wie sie so drauf sind, und nicht zuletzt, weil ich mir vorgenommen hatte, für das Schiedsgericht zu kandidieren. Dass daraus bei der letzten Wahl (noch) nichts geworden ist, lag daran, dass ich mich noch nicht dazu überwinden konnte, mich mit dem Skypen vertraut zu machen (worüber ich mich angesichts des Ausgangs des aktuellen Schiedsgerichtsfalls sehr ärgere).
Insgesamt hatte ich einen recht positiven Eindruck von den Admins und ihren Sichtweisen auf die Probleme innerhalb der Wikipedia, von einzelnen sogar einen sehr guten, was natürlich zu einem größeren Vertrauen in die Arbeit der Admins geführt hat.

Besonders gefallen hat mir Beppos Vortrag zur Konfliktlösung, denn er hat die aus Regeln bestehende Oberfläche verlassen und ist in die Tiefe, ins Menschliche gegangen. Ein meiner Meinung nach großes Hindernis am dauerhafteren Lösen von Konflikten ist, dass man offensichtliche persönliche Probleme der betreffenden Benutzer nicht ansprechen darf. So leben viele hier ihre Neurosen oder ihren Narzissmus etc. völlig ungehindert auf dem Rücken anderer aus. Hier besteht effektiv Handlungsbedarf, wobei irgendwie keine Lösung in Sicht scheint, da sowas wie Supervision ja dann gerade von den Betroffenen abgelehnt wird. Wobei: Im öffentlichen und halböffentlichen Dienst ist Supervision verpflichtend, wenn man beruflich mit anderen Menschen konfrontiert ist. Ich denke, man könnte das durchaus als mögliches Mittel etwa des Schiedsgerichts als Alternative zu einer Sperre durchsetzen, es kommt nur auf die Argumente an.

Die Organisation des Treffens fand ich sehr lobenswert, es hat alles bestens funktioniert. Lediglich die Sache mit dem Tischewechseln hat mir nicht gefallen - kaum hatte ich verstanden, worum es geht, musste ich schon wieder weiter. Grundsätzlich sind mir auf allen diesen Treffen (also auch WikiCon etc.) die Diskussionen zu kurz, wodurch alles immer sehr an der Oberfläche bleibt und kaum etwas zu konkreten Ergebnissen führt/führen kann (aber das ist allgemeine Kritik und hat nichts mit der Organisation der AdminCon zu tun). Häferl, 30. Jänner 2017