Projekte/Wiki-meets-University

Wikipedia meets University November 2013 bis März 2014
Jurididum in Wien. Bild: Funke, CC-BY-SA 3.0
Im Dachgeschoß kurz vor Beginn der Veranstaltung. Bild: Raimund Liebert (WMAT), CC-BY-SA 3.0
Gespräche bei Wikipedia meets University. Bild: Raimund Liebert (WMAT), CC-BY-SA 3.0

VERANSTALTUNG am 15. März 2014 am Juridicum in Wien

Freund, Feind oder einfach zwei Welten, die mehr gemeinsam haben, als man auf den ersten Blick wahrnimmt? Was verbindet eine der traditionsreichsten Universitäten im deutschsprachigen Raum mit dem vergleichsweise jungen, unkon­ventionellen Online-Netzwerk?

Die Vermittlung von Wissen ist der kleinste gemeinsame Nenner der freien Online-Enzyklopädie Wikipedia und der Universität Wien. Welche Rolle kann und darf die Wikipedia im Universitätsalltag spielen und welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich daraus? Der gemeinsame Workshop der Universität Wien, der ÖH Wien und dem Förderverein Wikimedia Österreich möchte gemeinsam mit Studierenden, Lehrenden und aktiven Wikipedianern diesen Fragen nachgehen und bietet zudem die Möglichkeit im Rahmen des Bar­camps eigene Fragen und Themen dazu einzubringen. Die Veranstaltung findet am 15. März 2014 am Juridicum Wien statt.

Termin und Ort

  • Samstag, 15. März 2014, 10 bis 16 Uhr
  • Juridicum (Dachgeschoß), Schottenbastei 10-16, 1010 Wien

Teilnehmen

Teilnahmegebühr

Die Veranstaltung ist kostenlos.
Für Erfrischungen während der Pausen wird gesorgt.

Anmeldung

Für die bessere Planung wird um eine kurze, formlose Anmeldung bis zum 12. März 2014 per Mail an claudia.garad@wikimedia.at gebeten.

Barcamp

Vorschläge für die Barcamp-Session können ebenfalls über den oben angegebenen Kontakt bis zum 12. März 2014 eingereicht werden.

Datenschutz

Alle E-Mails und Daten werden vertraulich behandelt und im Anschluss an die Veranstaltung gelöscht.

Zielgruppen

  • Lehrende
  • Betriebsrat
  • Hochschülerschaft

Projektteam

  • Mag. Dr. Friedrich Schipper
    stv. Vorstand des Instituts für Alttestamentliche Wissenschaft und Biblische Archäologie
  • Mag. Dr. Maia Zaharieva
    Forschungsgruppe Multimedia Information Systems
  • ao. Univ.-Prof. Dr. Ilse Reiter-Zatloukal
    stv. Vorständin des Instituts für Rechts- und Verfassungsgeschichte
  • Privatdoz. Mag. Dr. Anton Tantner
    Lehrbeauftragter am Institut für Geschichte
  • Mag. Thomas Schmidinger
    Lehrbeauftragter am Institut fuer Politikwissenschaft
  • Anton Karl
    Grüne & Alternative Studierende
  • Heinz Egger
    Wikipedian in Residence Bundesdenkmalamt
  • Beppo Stuhl
    Vorstand Wikimedia Österreich
  • Claudia Garád
    Geschäftsführerin Wikimedia Österreich
  • Thomas Planinger
    Community Manager Wikimedia Österreich

Veranstalter

  • Wikimedia Österreich
  • Universität Wien
  • ÖH und IG
  • Juridicum

Ziele der Veranstaltung

  • Vermittlung der Anforderungen an einen Wikipedia-Artikel:
    Viele Anforderungen an Wikipedia-Artikel sind ganz ähnlich gelagert wie im wissenschaftlichen Arbeiten üblich, manche unserer Regeln, wie etwa die Relevanzkriterien oder der Grundsatz des neutralen Standpunkts, bedürfen noch etwas genauerer Ausführungen.
  • Parallelen zum wissenschaftlichen Arbeiten aufzeigen:
    Auch Wikipedia-Autoren haben eine strenge Belegpflicht für alle nicht-trivialen Aussagen sowie den Anspruch, Themen von möglichst allen Seiten gleichermaßen zu beleuchten. Diese Parallelen möchten wir gerne aufzeigen, um den Einstieg in das Schreiben von Artikeln einfacher zu machen.
  • Medienkompetenz im Hinblick auf die Nutzung von Wikipedia als Quelle im Studium:
    Der Umgang mit der Wikipedia will gelernt sein - Vertrauenswürdigkeit und Quellenbasiertheit sollten gerade an einer Hochschule bekannte Thematiken im Hinblick auf die Verwendung der Wikipedia sein. Es liegt auch in unserem Interesse, dass Studierende, aber auch Lehrpersonen in ihrem Umgang mit der Wikipedia dahingehend tiefergreifend geschult werden.
  • Gewinnung von Fachexperten, die Wikipedia-Autoren beraten:
    Oft stellen sich für Wikipedianer Fragen, die sich nicht ohne weiteres aus der vorhandenen Literatur beantworten lassen. Genauso ist häufig nicht klar, welche Literatur überhaupt zu einem Thema maßgeblich relevant ist. An dieser Stelle wären Fachexperten, die die Autoren bei solchen Fragen unterstützen und beraten könnten, sehr hilfreich.
  • Gewinnung neuer Autoren:
    Mehr Menschen insbesondere mit spezifischen Fachkenntnissen zum unentgeltlichen, freiwilligen Schreiben von Wikipedia-Artikeln zu bringen, ist eines unserer Hauptziele als Verein Wikimedia Österreich.
  • Sensibilisierung für die Bedeutung freien Wissens:
    Ebenfalls ein Kernanliegen unserer Bewegung ist es, das Wissen der Menschheit allen Personen auf der Erde zugänglich zu machen. Warum das in unseren Augen so bedeutsam ist und was das für die Wissenschaft bedeutet, würden wir daher gerne näher erläutern.
  • Türöffnerfunktion für Kooperationsprojekte:
    Wir sehen in Veranstaltungen im akademischen Umfeld eine Art Türöffnerfunktion im Hinblick auf die weiterführende Zusammenarbeit mit Hochschulen oder anderen wissenschaftlichen Einrichtungen und Personen.

Themensammlung

  • Online- vs. Offlinequellen in der Wikipedia
  • Unterschied Quelle / referenzwerk
  • Qualitätshierarchien (Exzellente Artikel) und die Rolle von Universitätslehrenden (Beratung)
  • Eigenplagiate
  • Wertschöpfung studentischer Inhalte
  • Qualitätssicherung
  • Code of Conduct für den Umgang mit der Wikipedia im Wissenschaftsbetrieb

Konzept

Halbtägiger Workshop

  • Impulsvorträge
    • Was man über die Wikipedia wissen sollte
    • Wikipedia in der Lehre
    • Wikiversity
  • Podiumsdiskussion "Umgang mit Wikipedia als Quelle, Umgang mit Quellen in der Wikipedia"
  • Gruppenarbeit (z.B. World Café)
    • Kooperationen
    • Peer Review
    • Digitalisierung von Quellen
    • Wiki in der Lehre
    • Ideologie
    • Autor werden
  • Pausen dazwischen mit Catering (Sponsoring?)

Programm

Begrüßung

10.00-10.05 Uhr

  • Grußworte: Christa Schnabl, Vizerektorin für Studium und Lehre an der Universität Wien

Impulsvorträge

10.05-11.30 Uhr

  • Wikipedia stellt sich vor
    • Heinz Egger, Wikipedia-Autor
  • Wikipedia/Wikiversity an der Hochschule
    • Falko Wilms, FH Dornbirn
    • Thorsten Schwerte, Universität Innsbruck
  • Studierende editieren Wikipedia
    • Thomas Planinger, Wikipedia-Autor
  • Wikipedia in der Lehre
    • Anton Tantner, Universität Wien
  • Was bedeutet Open Science?
    • Stefan Kasberger, Open Knowledge Foundation Austria

Zusammenfassung
Heinz Egger (Wikipedia-Autor) umriss in seinem Eingangsstatement mehrere Potenziale und Problemfelder im Spannungsfeld von Wikipedia und Universität. Für Studierende ist die selbst erarbeitete Verschriftlichung von Inhalten der Schlüssel zu deren Verständnis. Dieser Prozess findet sich im Verfassen eines Wikipedia-Artikels wieder. Problematisch ist die mangelnde Beteiligung von Studierenden, wenn ihre Mitarbeit in der Wikipedia nicht in ihre Beurteilung auf der Universität einfließt. Falko Wilms (Fachhochschule Vorarlberg) stellte in einer Videobotschaft vor, wie er Wikiversity in der Lehre nutzt. Er zeigte Wikiversity als vielseitig einsetzbare Plattform für Podcasts, PDF-Dateien und weitere lehrveranstaltungsrelevante Unterlagen. Thorsten Schwerte (Universität Innsbruck) referierte über eine Umsetzung des Konzept des “Problem based learning”, deren Ziel die Veröffentlichung oder Überarbeitung eines naturwissenschaftlichen Wikipedia-Artikels ist. Die Grundlage des seit mehreren Jahren bestehenden Projekts liefert ein eigenes Wiki der Universität. Thomas Planinger (Wikipedia-Autor) erläuterte, dass mehrere Anforderungen an Studierende und Wikipedia-Autoren einander entsprechen, beispielsweise die Rezeption anerkannten Lehrwissens. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem Thema während des Studiums kann, mittels Eigeninitiative der Studierenden, direkt in einen fachlich bereichernden Ausbau des entsprechenden Wikipedia-Artikels münden. Anton Tantner (Universität Wien) erkannte in der Wikipedia eine lebensbegleitende und niederschwellige Möglichkeit des aktiven und passiven Lernens. Er erwähnte Genderbias und mangelhafte Literaturangaben als Kritikpunkte an der Online-Enzyklopädie. Als ein Beispiel für die Verwendung von Wikipedia in der universitären Lehre nannte er, dass er bei schriftlichen Arbeiten verlange, ein Kapitel zur Bewertung dessen zu verfassen, was die Wikipedia zum gewählten Thema zu sagen hat. (Vollständiger Vortrag von Anton Tantner hier.) Stefan Kasberger (Open Knowledge Foundation Austria) verankerte das Thema „Wikipedia meets University“ abschließend im Kontext von Open Science: „Open Science öffnet Wissenschaft und ermöglicht allen den Zugang und die Teilhabe daran.“ Der Ansatz verbindet die Prinzipien von Open Access, Open Data, Open Source, Open Educational Resources, Open Methodology und Open Peer Review (Folien von Stefan Kasberger hier als PDF).

Kaffeepause

11.30-12.00 Uhr

Podiumsdiskussion

12.00-13.00 Uhr

  • Moderation Friedrich Schipper, Universität Wien
  • Ilse Reiter-Zatloukal, Universität Wien
  • Thorsten Schwerte, Universität Innsbruck
  • Heinz Egger, Wikipedia-Autor
  • Thomas Planinger, Wikipedia-Autor
  • Claudia Garád, Wikimedia Österreich
  • Stefan Kasberger, Open Knowledge Foundation Austria
  • Daniela Spießberger, Fakultätsvertretung JUS

Zusammenfassung
Die Panel-Teilnehmer/innen eröffneten die Diskussion mit kurzen Statements, hier eine Zusammenfassung: Es gibt technische Hürden, die einer Universitätsprofessorin beim Verfassen eigener Wikipedia-Artikel im Weg stehen. Für eine Auseinandersetzung damit, auch im Rahmen der Lehre, fehlen die zeitlichen Ressourcen. Die Wikipedia ist an der Universität keineswegs ein Feindbild. Von zentraler Bedeutung ist es, den richtige Umgang mit ihr zu vermitteln. Im Wissenschaftsbetrieb fehlt die Anerkennung für das Publizieren von Wikipedia-Artikeln. Zunächst müssten wissenschaftlich etablierte Medien zur Publikation genutzt werden, anschließend könnte die Veröffentlichung für die Wikipedia aufbereitet werden. Die Qualität der Quellen in der Wikipedia sollte verbessert werden. Dazu müssten entsprechende Quellen aber erst verfügbar gemacht werden („Open Science“). Innerhalb der Wikipedia kann den Leser/innen mehr zugetraut werden. Mehrere Positionen zu einem Thema könnten nebeneinandergestellt werden. Ferner sei eine Rückkoppelung an die tatsächlichen Fragestellungen der Menschen zu einem Thema sinnvoll. Es steht fest, dass die Wikipedia zusätzliche Autor/innen brauchen kann. Studierende werden zumeist dazu angehalten, in wissenschaftlichen Arbeiten nicht aus der Wikipedia zu zitieren. Dadurch erhält die Wikipedia insgesamt einen unseriösen, unwissenschaftlichen Ruf. Für Modelle eines Peer-Review in der Wikipedia würden zwei Expert/innen, die einen Artikel überprüfen, nicht genügen. Eine Schlüsselfrage lautet: Wie können wir wissen?

Im anschließenden Dialog zwischen Podium und Publikum wurden mehrere Themen vertieft oder neu eingebracht, hier eine Auswahl:

  • Die Wikipedia versucht den technischen Zugang, bislang eher erfolglos, zu erleichtern.
  • Es gibt in der Wikipedia keine Aufsichtsinstanzen, die jenen in der Wissenschaft gleichzusetzen wären.
  • Open Access kann dafür kritisiert werden, teilweise die Prekarisierung von Wissenschaftler/innen zu fördern. Ein Problem sei außerdem der Informantenschutz in den Sozialwissenschaften. Umgekehrt sei Open Access kein abgeschlossenes Modell, sondern noch in Entwicklung.
  • Autor/innen aus der Wissenschaft fehlen, weil Wikipedia nicht zitierfähig ist: Die Wissenschaft muss sich aus der Anerkennungsschleife befreien. Anerkennung für die Arbeit als Wikipedia-Autor/in gibt es im Alltag, aber kaum im Wissenschaftsbetrieb.
  • In der Wikipedia kann weiter an der Willkommenskultur, gegenseitiger Hilfe und einem angenehmen Klima gearbeitet werden. In der russischen Wikipedia beispielsweise sei die Willkommenskultur besser, wovon die deutschsprachige Wikipedia lernen könnte. Wikipedianer/innen „schlagen“ externe Wissenschaftler/innen auf Grund ihrer Erfahrung mit dem wikipediainternen Regelwerk.
  • Veröffentlichungen in der Wikipedia durch Wissenschaftler/innen könnten für diese attraktiver sein, wenn es sich dabei um einen Nachweis für den „gesellschaftlichen Impact“ handelt, den Wissenschaftler/innen leisten (müssen). In der universitären Lehre stellt sich die Frage, ob und wie vermittelte „Wikipedia-Kompetenz“ ein messbares und damit zu rechtfertigendes Qualitätskriterium sein kann.

Mittagspause

13.00-14.00 Uhr

Barcamp

14.00-16.00 Uhr

Zusammenfassung
Das Barcamp bestand aus drei Gruppen, die folgende Themencluster bearbeiteten:

  • Texte und Quellen - in der Wissenschaft, in der Wikipedia: Wie können Gemeinsamkeiten und Unterschiede besser kommuniziert werden und Missverständnisse und Enttäuschungen vermieden werden?
  • Meine ersten Schritte in der Wikipedia: Welche Ideen und Initiativen können dazu beitragen, die vorhandenen Einstiegshürden leichter zu überwinden?
  • Soll Wikipedia-Autoren ein Netzwerk externer Experten aus dem universitären Bereich zur Verfügung stehen; und welche Formen – von der Einzelanfrage bis zum Peer-Review – wären sinnvoll, welche machbar?

Die Ergebnisse des Barcamps werden ausgewertet. Sie können weitere wertvolle Impulse für Folgeprojekte geben.