Bericht: GLAM-Konferenz Bremen 2014 2014-04-07
GLAM-Konferenz Bremen 2014. Bild: Jürgen Howaldt, CC BY-SA 3.0 DE
Eveline Wandl-Vogt war mit mir gemeinsam in Bremen bei der 1. Glam-Konferenz diesen Jahres.

Es war auffallend, dass mehr als die Hälfte des Präsidiums von WMDE anwesend waren, leider war der Eindruck, den sie hinterließen, nicht ungeteilt positiv. Speziell Präsidiumsmitglieder, welche nicht der Community zugerechnet werden, waren in ihrem Auftritt eher problematisch bis nichtssagend. Man spürt deutlich, dass Communityerfahrung nicht einfach durch bloße Spekulation darüber, wie das mit der Community so ist, ersetzt werden kann.

Die Organisation war schon im Vorfeld von einigen ziemlich heftigen Unstimmigkeiten getrübt, so sollte das Treffen erst um 12 Uhr am Samstag beginnen, entgegen aller bisherigen Erfahrungen die wir mit dem Freitagabendtermin und den Gesprächen am Samstag vormittag hatten.

Die Gründe für diese Zeitverschiebung sind im Prinzip allen bekannt, ich will das nicht weiter ausführen. Durch eine apodiktisch durchgeführte Änderung des ursprünglichen Zeit- und Referatsablaufes durch Christoph Braun und mir kam es dann doch zu der üblichen gemeinsamen Konferenzzeit. Insgesamt waren um die dreißig Personen anwesend. Somit war diese, die dritte, die größte aller bisherigen Tagungen.

Bremen wurde als Tagungsort gewählt, weil es ein neues, wohl auch durch die Zögerlichkeit der Geschäftsstelle, recht kleines QRpedia-Projekt gegeben hat. Es könnte deutlich größer sein, wenn etwas mehr Mittel genehmigt worden wären. Die dortige Community ist darüber zurückhaltend ärgerlich, erst in der Nachschau wurde massive Kritik geäußert. Es ist ähnlich wie bei uns in Ö, auch hier sind ältere Herrschaften aktiv in Projekte eingebunden bzw. initiieren und betreuen diese. Sicher auch ein Hinweis darauf, gerade bei dieser Gruppe von Mitarbeitern gezielt Potential abzufragen.

Man hat eindeutig erkannt und das völlig unbestritten, dass Projekte mit den jeweiligen Impulsgebern stehen und fallen. Ob das bei uns ist, Bremen, Brilon, Bonn (kunsthalle). Es besteht immer ein Nahbezug von Leuten aus der Gegend, deren Motivation überhaupt diese Projekte erst ermöglichen.

Sehr kritisch wurde darüber gesprochen, inwieweit das aktuelle System der Abteilung Politik und Gesellschaft überhaupt - trotz Einsatzes enormer Mittel (!!) - nachhaltig Wirkung hat. Die Berichte klingen im ersten Moment einigermaßen plausibel, halten aber einer genaueren Überprüfung, bezogen auf Nachhaltigkeit und Anwerbung neuer Mitarbeiter nicht stand. Das Moment, tatsächlich von oben generierte Projekte in die Community hineinzutragen in der Hoffnung, die wird das dann schon machen, wird eigentlich von allen als völlig gescheitert erkannt. Eine allgemeine Aufforderung an 7000 Mitglieder von WMDE brachte weniger als ernüchternde Ergebnisse, eigentlich NULL. Wobei die Kosten dafür zwei bis drei Kleinprojekte perfekt hätten abdecken können.

Problematisch wurden die Kontakte zu großen Institutionen gesehen. Die Geschäftsstelle kann im Prinzip nur von oben mit den Kontakten beginnen, womit auch gleichzeitig ein juristisches Procedere eingeleitet wird, wenn es um Rechte, Möglichkeiten, Erlaubnis etc. geht. Wenn es einen einzelnen persönlichen Bezug auch zu großen Institutionen gibt, dann ist der Einstieg ein völlig anderer. Dann zählt auch die Position der vermittelnden Person innerhalb dieser Institution, was wiederum zu unbürokratischen Zugängen mit großen Erfolgschancen führt, die dann in Folge dann auch innerhalb der Institution als positives Beispiel erkannt und dann auch gefördert wird. Erfolg teilt man gerne, Verantwortung gibt man lieber ab.

Somit war es klar: Unspektakulär kleine, aber über persönliche Beziehungen und Zuständigkeiten geschaffene, dezentral agierende Projekte, das ist das Konzept der Zukunft für GLAM. Damit sind dann auch dauerhafte Kooperationen möglich.

Die großen Institutionen haben alles Geld der Welt, ihr Wissen zu bewahren und zu dokumentieren. Bei den kleinen Museumsprojekten ist oftmals eine Existenzgefährdung, aber fast immer auch eine Nichtwahrnehmung gegeben. Da können wir als Wikipedia deutlich besser einsteigen, mit Sicherheit auch Mitarbeiter finden. Es hat sich gezeigt, dass - z.B. beim Stadtmuseum Berlin oder der DAI - es zu keinen neuen Autoren gekommen ist, auch sind die Kontakte eingeschlafen. Dokumente sammeln alleine ist nicht unser Ziel, auch wenn es andere gerne sehen wollen. Bei den kleinen Projekten bleiben immer wieder mal Leute hängen und tun was, weil sie auch das Interesse haben, dass ihre Sache gut dargestellt ist.

In Ö sind wir im Grunde genau dort angekommen. Auch wenn die Kooperationspartner große Namen haben, so ist die Umsetzung nie von oben gekommen, sondern über persönliche Kontakte, was dann nach oben hin gewirkt hat.

Ich selbst hatte in Bremen einen Vortrag über die Sprachdatenbank, leider war das Klima anfangs. auch durch den etwas selbstherrlichen Auftritt von Jens Best etwas gespannt. Hervorheben muss man aber auch den Vortrag von Christoph über das Thema Digitalisierung sowie Jens Olig mit Wikidata, der ein guter Ansprechpartner für den Konnex Sprachdatenbank/Wikidata sein kann und mir das auch angeboten hat.

Eveline konnte sich vor allem auch in persönlichen Gesprächen sehr gut einbringen, man hat großes Interesse an ihrer Person aber auch an der Institution ÖAW gezeigt.

Dass Eveline angeboten hat, dass wir die Räumlichkeiten der ÖAW für ein Glam-Treffen nutzen können, ist in mehrfacher Hinsicht hilfreich. Einerseits haben wir damit perfekt ausgestattete, ausreichend große Räumlichkeiten (die Kosten sind lt. Eveline gering, wenn nicht kostenlos, allerdings werden wir wg. der Nutzung am Wochenende etwas für den Portier bezahlen müssen), ich habe mir das gestern, bei der Langen Nacht der Forschung noch angeschaut. Andererseits können wir das in einem höchst attraktiven historischen Gebäude machen, welches die Kollegen sicher sehr beeindrucken wird. Der Rest ist halt Wien und wir. Wenn wir gut trommeln, können wir eine tolle Veranstaltung zustandebringen.

Der Zeitraum so eines GLAM-Treffens in Wien wäre mit Oktober gut gewählt.

Hubertl

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