Projekte/Wikimania 2018/Berichte: Unterschied zwischen den Versionen

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===== Was hat mir die Teilnahme an der Wikimania gebracht? =====
===== Was hat mir die Teilnahme an der Wikimania gebracht? =====
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Die (erstmalige) Teilnahme an der Wikimania brachte mir die folgenden zehn Vorteile, die ich systematisch auflisten möchte:
Die Möglichkeit des intensiven Austausches (''"cross-cultural exchange"'') mit Teilnehmer(innen) aus der ganzen Welt, beispielsweise aus Indien. Dieser Staat hat es geschafft, für rund eine Milliarde seiner etwa 1,3 Milliarden Einwohner(innen) digitale Identitäten zu schaffen. 2025 wird es in Indien bereits 900 Millionen Internetuser(innen) geben, jeder siebente Mensch, der sich im Internet bewegt, wird also aus Indien stammen. Diese neuen Fakten beeinflussen natürlich gravierend auch alle Wikimedia-Projekte, die schon ihrer Struktur nach international ausgerichtet sind. In Mumbai leben noch immer rund 60 % der Bevölkerung in "''informal settlements''" bzw. in "''slums''" - durch den Einsatz von Satelliten und Drohnen ist es Indien nunmehr gelungen, diese Gebiete erstmals zu erfassen, was mit traditionellen Mitteln viele Jahre in Anspruch genommen hätte. Das Programm "''Digital India Scheme''", welches am 1. Juli 2015 begonnen wurde, sieht unter anderem "''AR-Assisted Teaching/Learning''" vor, den flächendeckenden Einsatz von MOOCs ("''massive open online courses''") etc. Es ist interessant, sich mit Betroffenen aus Indien selbst bei einer internationalen Konferenz angeregt über alle diese Projekte und die mit ihnen verbundenen Probleme unterhalten zu können.
Die Wikimedia Foundation entwickelt immer mehr und immer bessere Tools, mit denen man sich auf einer internationalen Konferenz wie der Wikimania vertraut machen kann. Ich gewann einen sehr guten Einblick in folgende Tools: Grant Metrics, Pattypan ("upload GLAM files the spreadsheet way"), ScienceSource. Alex Stinson, der "GLAM-Wiki Strategist" von der Wikimedia Foundation, erläuterte bei der Konferenz viele wichtige Details, zu denen man ansonst nicht so leicht Zugang hat. Er hat einen Masters-Abschluss von der Kansas State University und kann auf über 80 000 Edits verweisen.
Am 19. Juli 2018 konnte man sich ausführlich über "''why mobile editing matters''" informieren. Obwohl derzeit nur 6 % der Edits (noch) über Smartphones erfolgen, werden 55 % der Wikimedia-Produkte über Smartphones konsumiert. Der Trend der letzten Jahre geht eindeutig zum "''mobile editing''". Bei der Wikimania konnte man sich auch alle derzeit zur Verfügung stehenden Möglichkeiten auf diesem Gebiet vorführen lassen bzw. sie an Ständen selbst ausprobieren.
Ich hatte erstmals die Gelegenheit, ein wenn auch nur sehr kurzes kurzes Gespräch mit Jimmy Wales zu führen. Wir unterhielten uns über sein Projekt ''WikiTribune'' bzw. über "''evidence-based journalism''". Er sagte mir, dass er auf der Suche nach "''fact checkers''" sei. Ich lese täglich den in London erscheinenden "''WikiTribune Newsletter''". Im Jahr 2006 schien er in der Liste der "''The 100 Most Influential People in the World''" des Time-Magazins auf. Toll, dass sich Jimmy Wales nunmehr in die Schlacht gegen die zunehmende Verbreitung von "''fake news''" geworfen hat!
Kapstadt ist wegen seiner hohen Dichte an Museen und sonstigen "''must-see-attractions''" ein ideales Terrain für Wikimedianer(innen), die auf dem GLAM-Sektor aktiv sind. Das "''South African Jewish Museum''" wurde im Dezember 2000 von Nelson Mandela persönlich eröffnet. Das "''Cape Town Diamond Museum''" dokumentiert die Entwicklung dieses wichtigen Sektors, nachdem 1867 Diamanten in Südafrika gefunden wurden. Das "''South African Museum''" beherbergt über eineinhalb Millionen Millionen Exponate, darunter rund 120 000 Jahre alte Steinwekzeuge. In der rund zweieinhalb Millionen Einwohner(innen) zählenden Township ''Khayelitsha'' (bedeutet "''neues Heim''" in der Sprache isiXhosa) gibt es ein eigenes "''Gangster Museum''", das erste seiner Art in der Nähe von Kapstadt.
Der Kunstmarkt ist heute komplett globalisiert. Seit dem Jahr 2000 erstellt die Firma ''Artprice'' einen Index ("''Global 500''") der wichtigsten Kunstschaffenden der Welt. Afrikanische Kunst gewinnt immer mehr an Bedeutung. Der frühere Chef von Puma ''Jochen Zeitz'' hat in Kapstadt ein ultramodernes Museum für zeitgenössische afrikanische Kunst errichtet - das von ''Thomas Heatherwick'' designete Gebäude, in welchem sich früher Getreidesilos befanden, ist ein Kunstwerk für sich. Im nahe Kapstadt gelegenen Botanischen Garten von Kirstenbosch (gegründet 1913, rund 36 Hektar groß) befindet sich auch ein Skulpturengarten, der Steinskulpturen des Volkes der Shona (Zimbabwe) zeigt. Da ich Hobby-Bildhauer bin, habe ich Kirstenbosch nach der Konferenz einen ganztätigen Besuch abgestattet.
Die Wikimedia-Bewegung muss auch das politische und ökonomische Umfeld der Staaten, in denen sie agiert, genauestens mit "''impact studies''" analysieren, gefährlich sind Pauschalurteile aller Art. Afrika konnte im Jahr 2017 nur 2,9 % der weltweiten Investitionen anlocken. Ungeachtet dessen haben Staaten wie etwa Botswana eine beeindruckende Erfolgsbilanz vorzuweisen - als die frühere britische Kolonie 1966 unabhängig wurde, gab es nur 12 km gepflasterte Straßen und 22 Universitätsabsolventen. Der Anteil der Entwicklungshilfe am Budget Ruandas sank in den letzten 10 Jahren von 80 % auf 17 %. In Südafrika gab es erst im April 1994 freie und faire Wahlen. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist in den meisten afrikanischen Ländern wesentlich kürzer als in Österreich (81,5) gegenüber etwa Burundi (60,9). 68 % aller EU-Unternehmen, die auf dem afrikanischen Kontinent operativ tätig sind, haben ihren Hauptsitz in der Republik Südafrika. ''Wanda Guma'', der in der ersten Township namens ''Langa'' (gegründet noch unter dem 1923 erlassenen "''Urban Areas Act''" im Jahr 1927) geboren wurde und selbst an der Wikimania teilnahm, organisierte eine "''Wikimania Ubuntu Township Tour''", an der ich gerne teilnahm. Besonders beeindruckend war das "''Guga s'Thebe Arts and Cultural Centre''", gegründet 1999. Es umfasst unter anderem einen Theaterraum mit 200 Plätzen. Es herrscht also nicht nur Tristesse in Afrika, es gibt trotz aller Rückschläge und trotz der durch den jahrhundertelangen Kolonialismus bedingten wirtschaftlichen Probleme viel Erfolgreiches.
Südafrika ist der achtgrößte Weinproduzent der Welt, rund 290 000 Personen sind in der Weinwirtschaft beschäftigt. Da ich aus einer Weinregion stamme, verkostete und bewertete ich einige südafrikanische Weine aus der Kapregion an Ort und Stelle und besuchte nach der Konferenz auch zwei Weingüter. Die Tendenz zur Globalisierung (Stichwort: "''flying winemakers''") ist in diesem Wirtschaftszweig besonders hoch.
Bei der Wikimania in Kapstadt wurden im Rahmen der ''#visiblewomencampaign'' Postkarten über Frauen wie etwa ''Marielle Franco'' verteilt - diese brasilianische Feministin wurde wegen ihrer unbeirrbaren Kritik an der Polizeibrutalität in den Favelas 2018 ermordet. Die Wikimedia-Bewegung ist und war seit ihrem Beginn auch immer eine Human-Rights-Bewegung! In der Stadt Timbuktu im nordafrikanischen Mali haben Islamisten im Jahr 2012 eine Bibliothek mit wertvollen historischen Büchern und Kunstschätzen angezündet. Dass Digitalisierung notwendig ist, um Kulturgut zu dokumentieren und vor derartigen barbarischen Akten für die Nachwelt zu sichern, ist wohl jedem GLAM-Aktivisten klar. Es gab, was ich ganz toll fand, bei der Wikimania auch eine sehenswerte Kunstausstellung zum Thema "''What is knowlege?''" im Konferenzhotel, an der sich insgesamt 10 Künstlerinnen und Künstler beteiligten. Ich unterhielt mich sehr lange mit Frau ''Siko Bouterse'', welche diese Ausstellung organisiert hatte. Eine Wikimania ist nicht nur eine Angelegenheit für Nerds, sondern auch für kunstaffine Menschen wie mich.
"''Wiki Loves Love - International Photographic Competition"'' - wird im Februar 2019 erstmals stattfinden. Photos von "''love testimonials''" sollen en masse gesammmelt werden. Regionalisierungsansätze wie der 2015 gestartete "''Wikipedia Asian Month''" werden fortgesetzt, im November 2018 erfolgt die vierte Ausgabe dieses Projekts. "''Wikitongues''" ist eine Initiative, um gefährdete Sprachen zu dokumentieren und zu retten (organisiert als non-profit mit Registrierung in Brooklyn, New York). Bei der Wikimania wurde für die "''GLAM Wikimedia Conference''" vom 3. bis 5. November 2018 in Tel Aviv geworben. Bei einer Wikimania sind nicht nur die Vorträge und Workshops wichtig, sondern auch die vielen, oft sehr einfallsreich Stände im Konferenzhotel, welche die gesamte Bandbreite der Wikimedia-Bewegung belegen!
Die 15. Wikimania wird vom 14. bis 18. August 2019 in Stockholm stattfinden. Ich hoffe, wieder dabei sein zu dürfen :)


==== Shikeishu (Stipendiat) ====
==== Shikeishu (Stipendiat) ====
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