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Aktuelle Version vom 4. April 2017, 13:13 Uhr
Die Wikimedia Conference 2016 fand von 22. bis 24. April in Berlin statt. Die Konferenz ist das jährliche internationale Treffen der Wikimedia-Organisationen und dient dem Austausch über die Zukunft der Wikimedia-Bewegung bezüglich Kooperationen, Strukturen und Organisationsentwicklung. Aus Österreich waren für den Vorstand Kurt Kulac und Beppo Stuhl und von den Mitarbeitern Claudia Garád und Raimund Liebert vertreten.
In diesem Jahr drehten sich die Diskussionen inner- und außerhalb der Sessions natürlich stark um die vergangenen Krisenmonate bei der Foundation (WMF) und wie es nun weiter gehen soll. Dabei rückten v. a. die aktuellen Wahlen für die Vertreter der Wikimedia-Organisationen im Vorstand der Foundation in den Vordergrund. Ein weiteres Schwerpunktthema war “Impact”: die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses dafür, wie die Wirkung unserer Arbeit verstanden, gemessen und bewertet werden kann.
- Notizen von Beppo
Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Wikimedia Conference 2016 in Berlin waren schon am ersten Abend müde. Von was? :) Ich befragte einige derer, die sich beklagten, ob sie vielleicht am Vortag zu viel gefeiert hätten. Glaubhaft versicherten sie, kaum außerhalb der Konferenzräumlichkeiten gewesen zu sein. Tatsächlich können das Programm und die vielen Gespräche zwischendurch müde machen.
Allein die Teilnehmerliste ist imposant: Jedes Chapter konnte bis zu vier Mitglieder (zwei aus dem Vorstand, zwei von den Angestellten) nach Berlin schicken. Mindestens zwei Vertreter aus 35 Ländern rund um den Erdball, wo es bereits anerkannte Wikimedia-Organisationen (Chapters) gibt, waren anwesend. Dazu kamen User Groups aus 37 weiteren Ländern, an der Schwelle zum Chapter, die allerdings nur je eine Person pro Gruppe entsenden durften. Die USA waren mit ihren beiden Chapters aus Washington D.C. und New York angereist sowie durch die New England User Group und die North Carolina Triangle Wikipedians vertreten, so dass man insgesamt Abgesandte aus rund 70 verschiedenen Ländern begrüßen konnte, eine kleine Wiki-UNO. Dazu kamen 27 Mitglieder des Staffs der WM-Foundation, inkl. der Interimsgeschäftsführerin Katherine Maher, und 8 Mitglieder des WMF-Boards of Trustees, imkl. "Founder" Jimmy Wales.
Das allein konnte einen schon nervös machen, sollte man doch die Gelegenheit nützen, alle zu begrüßen, um zu erfahren, was denn so in den verschiedenen Sprachversionen der Wikipedia abgeht, und um zu erzählen, woran man im eigenen Land gerade arbeitet. Dazu war das Programm sehr anspruchsvoll, immerhin zusammengehalten von einer thematischen Klammer, dem "Movement Impact". Früher schrieben einige Gelehrte im stillen Kämmerchen an ihren Lexika, sie wollten zur Bildung beitragen, erreichten aber meist nur die reicheren Schichten. Was ist anders, wenn eine ganze Community, bestehend aus jungen und alten Menschen, gebildet oder interessiert, an derselben Enzyklopädie mitarbeitet? Können wir gemeinsam mehr (sowohl quantitativ als auch qualitativ) auf dem Bildungssektor erreichen? Was sind unsere Ziele und Strategien? Schwierige Fragen!
Um den Neuen bei der Wikimedia Conference den Einstieg zu erleichtern, gab es schon am Mittwoch und Donnerstag eine Pre-Conference mit Workshops zum Programm-Design, zu Evaluation und Community-Learning. Auch ein Board-Training für neue Mitglieder in den einzelnen Vorständen wurde wieder angeboten.
"How to move forward" war eines der zentralen Themen auf dieser Konferenz: Wie bekommt und behält man neue Freiwillige? Wie können sie sich beteiligen? Welche Kommunikationskanäle stehen uns zur Verfügung? Wozu dienen uns die sozialen Netzwerke? Wie messen wir Erfolg? Was ist Output und was Outcome? Welche Möglichkeiten haben wir zur Problemlösung? Welche Modelle wurden dazu schon erarbeitet und was können wir bei deren Umsetzung lernen? Einige Beispiele für Freiwilligenunterstützung durch Wikimedia-Chapters wurden von den Community-Zuständigen der deutschsprachigen Wikimedia-Organisationen eingebracht (siehe Bericht von Raimund weiter unten).
Nicht immer war es schwierig, manchmal sogar sehr unterhaltsam, etwa beim Workshop zum "Story-Telling". Und beim Partnerspiel im Vorfeld des abendlichen Treffens in der Berliner "Home Base" konnte man viel lernen, etwa dass es in Kanada bereit ein Chapter gibt (das ist wichtig für die Organisation der Wikimania in Montreal), dass die Schweiz drei Community-Manager hat, jeweils einen für die drei Hauptsprachen des Landes, und vieles mehr. Aber selbst bei dieser Abendveranstaltung stand die Arbeit an der Wikipedia im Vordergrund: Die Gruppe um die Chapters aus Central and Eastern Europe (CEE) blies zum Wikidojo, einer neuen Erfahrung von Edit-a-thon in den Räumlichkeiten von WMDE.
Überhaupt scheinen sich einige regionale internationale Treffen, ähnlich unserer WikiCon, anzubahnen: Vertreter aus Süd- und Ostasien (Taiwan, Thailand, Indonesien, die Philippinen und Südkorea, verstärkt durch Bangla Desh und Nepal) wollen anlässlich des "Asian Month" zumindest virtuell mehr zusammenarbeiten. IberoCoop, die Kooperation lateinamerikanischer Chapters soll wiederbelebt werden, und nicht zuletzt wird es Anfang September wieder ein Treffen der oben schon erwähnten kreativen CEE geben. Man kann gespannt sein, welchen "Impact" die Wikimedia Conference 2016 noch haben wird (siehe auch: Behind the Scenes of the Wikimedia Conference).
- Notizen von Claudia
Was hat mir die Konferenz gebracht?
Der größte Mehrwert einer jeden Konferenz ist für mich stets die Gelegenheit, neue Kollegen und Freiwillige aus anderen Ländern und Communities persönlich kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und ein gemeinsames Verständnis für Themen und Herausforderungen zu entwickeln, die wir mit anderen Menschen und Organisationen im Wikiversum teilen. In diesem Jahr gab es besonders viele neue Gesichter bei den Geschäftsführerinnen in anderen Chaptern: In Schweden sowie auch bei unseren guten Nachbarn in der Schweiz haben in den letzten Monaten neue Kolleginnen angefangen. Gemeinsam hatten wir dann auch unser erstes Treffen mit Katherine Maher, der neuen Interimsgeschäftsführerin der Wikimedia Foundation mit dem vielversprechenden Ergebnis, dass die Zusammenarbeit zwischen Chaptern und der Foundation auf Geschäftsführungsebene in Zukunft noch enger und vor allem auf Augenhöhe fortgeführt werden soll.
Einige Bewerber für die WMF Vorstandswahlen waren ebenfalls auf der Konferenz, so dass ich auch hier die Möglichkeit nutzen konnte im persönlichen Gespräch mehr über ihre Vorstellungen für die Zukunft der Foundation zu erfahren. Unsere Einschätzung der Kandidaten und die darauf basierenden Empfehlungen der Ideenwerkstatt Anfang des Monats wurden dabei bestätigt.
Was habe ich mit nach Berlin gebracht?
Daneben habe ich die Veranstaltung genutzt, um unseren Hackathon 2017 zu bewerben und Organisationen, vor allem unter den Communities aus Zentral- und Osteuropa, mit an Bord zu holen, die ebenfalls ihre Tech-Communities ausbauen wollen. Dazu habe ich u.a. einen kurzen Lightning Talk gegeben.
- Notizen von Kurt
- Notizen von Raimund
Ich habe gemeinsam mit Muriel von Wikimedia CH und Veronika von Wikimedia Deutschland - beide wie ich Chapter-Angestellte im Bereich Freiwilligenunterstützung - eine einstündige Konferenz-Session zum Thema “Volunteer Support” abgehalten. Dabei ging es uns darum, auch in anderen Ländern einfach umsetzbare Aktivitäten möglichst konkret vorzustellen und zu diskutieren. Das waren 1. Preise für Wikipedia-/Wikimedia-Wettbewerbe als Zeichen für Wertschätzung, 2. verschiedene Herangehensweisen an das Thema Veranstaltungsakkreditierungen für Commons-Fotografen, 3. verschiedene Formen von Literaturstipendien & Co und 4. Unterstützung von lokalen Treffen, wie bei uns z. B. der WikiDienstag. Es ist uns denke ich recht gut gelungen, einen Dialog darüber anzustoßen, dass wir in den verschiedenen Chaptern oft ähnliche Dinge in der Freiwilligenunterstützung tun, es sich aber lohnt uns darüber noch mehr auszutauschen und voneinander zu lernen.
Von anderen Sessions bei der Wikimedia Conference nehme ich teilweise konkretes Wissen mit (z. B. in Hinblick auf Tools), vor allem aber den Kontakt zu anderen Wikimedianern, die oft vor ähnlichen Herausforderungen wie wir in den deutschsprachigen Wikimedia-Projekten stehen. Ich habe die Tage in Berlin auch intensiv für formelle und informelle Arbeitstreffen abseits der Konferenzprogramms genutzt, dabei besonders mit den Kolleginnen aus Deutschland und der Schweiz.