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Projekte/Wikimania 2017/Berichte
Claudia
Bericht von einer Einzelveranstaltung: Unsere Session "Hackathon Goes Hogwarts"
Gemeinsam mit Magdalena durfte ich im Rahmen der Wikimania das Mentor*innenprogramm vorstellen, dass wir für den Hackathon in Wien entwickelt hatten und damit ein inklusives Event gestaltet haben, dass die bestehende Community und Neulinge gleichermaßen im Fokus hatte. Bei der Konzeption des Mentor*innenprogramms haben wir viel von Magdalenas Projekt "Jugend Hackt" in Linz gelernt - diese Impulse und wie wir sie für das Wikiversum genutzt haben standen im Mittelpunkt unserer Präsentation. Mir persönlich war es auch wichtig eine Lanze dafür zu brechen, dass wir öfters und systematischer von gleichgesinnten Communities lernen - insbesondere was die Inklusion von neuen Freiwilligen und die Gestaltung von Lernräumen on- und offline angeht. Aufgrund der zahlreichen Paralleltracks war unsere Session mit rund 15 Personen vergleichsweise klein, aber die Zuhörer*innen waren sehr interessiert und dank eifriger Twitterer haben sich die Links zu unserer umfangreichen Hackathon-Dokumentation auch über den unmittelbaren Teilnehmer*innenkreis hinaus verbreitet. Beim Vorbereitungstreffen zum Diversity Hackathon in den Niederlanden kommendes Jahr im Rahmen der Pre-Conference, konnten wir unsere Erfahrungen darüber hinaus ebenfalls mit rund zwölf Hackathon-Organisator*innen teilen.
Was hat mir die Teilnahme an der Wikimania gebracht?
Seit rund einem Jahr engagiert sich WMAT verstärkt im Bereich Diversität und Inklusion. Im Rahmen der Wikimania wurde der erste Entwurf der strategischen Leitlinien für die Wikimedia Bewegung bis 2030 präsentiert und wie erwartet spielt das Thema auch dort eine wichtige Rolle, was zeigt, dass wir mit unserer Arbeit auf dem richtigen Weg sind. Die Wikimania war für mich eine wichtige Gelegenheit mich anderen auszutauschen, die sich ebenfalls für inklusive Wikimedia Communities engagieren. Dabei ging es nicht nur um den Austausch über bisherige und geplante Aktivitäten, sondern v.a. auch darum, gemeinsam eine Vision dafür zu entwicklen, wie wir gemeinsam über Editier- und Programmierevents hinaus, die richtigen und förderlichen Strukturen dafür im Wikiversum schaffen. Ich hoffe, dass hier im Rahmen der Diversitykonferenz im November in Stockholm weitere Fortschritte erzielt und konkrete Strategien und Konzepte ausgearbeitet werden können.
Auch über die zukünftige Bedeutung von Partnerschaften habe ich mich in Montreal mit den internationalen Kolleg*innen ausgetauscht - gemeinsames Ziel ist es hier bis zur Wikimedia Conference 2018 ein gemeinsames Manifest zu entwerfen, dass die Rolle von Partnerschaften in der Zukunftsstrategie konkretisiert.
Maxdalenareiter
Teilnahme an der Wikimania
Für mich war es das erste Mal, dass ich an einer Wikimania teilnehmen durfte und ich war trotz häufiger Besuche von Tech-Konferenzen überrascht von dem einmaligen Charakter des Wiki-Community-Treffens: Das Miteinander und die weitläufige Wertschätzung der kollaborativen, freiwilligen Arbeit formt also nicht nur die Wiki-Projekte, sondern prägte auch die ganze Veranstaltung im positivsten Sinn. Neben spannender Vorträge, Inputs und Workshops, lag unter anderem wegen dieser positiven Stimmung das eigentliche Highlight für mich in den zahlreichen persönlichen Treffen mit internationalen Projektleiter*innen und spannenden Persönlichkeiten aus dem Wikiversum. Dass ich so eine Vielzahl an interessanten Menschen in dieser kurzen Zeit kennenlernen konnte ist meinen beiden mitreisenden Kollegen aus dem Vorstand, sowie der Geschäftsstelle zu verdanken. Sie haben mich immer wieder neuen Wikimedianer*innen und Wikipedianer*innen vorgestellt und vor allem meine inhaltlichen Schwerpunkte (Diversität im Wikiversum, neue Zielgruppen, Jugend- und Tech-Communities) dabei berücksichtigt. Dabei entstanden nicht nur spannende, interessante Gespräche, sondern Diskussionen und Erfahrungsaustausch über konkrete Projekte, Programme und Vorhaben der einzelnen Chapter. Mit einigen liegt ein längerfristiger Austausch zu speziellen Themen auf der Hand. Die Wikimania war also eine großartige Gelegenheit, die im Normalfall am Erdball verstreuten Menschen persönlich kennenzulernen. Besonders gefreut hat mich das Treffen mit den Initiator*innen von ART+FEMINISM, vor allem, da wir im Herbst selbst einen Edit-a-thon aus dieser Reihe veranstalten werden. Das Ausmaß an Zuspruch und die Unterstützung der Projektleiter*innen aus den USA ist mir erst beim persönlichen Treffen bewusst geworden. Beim Workshop mit internationalen ART+FEMINISM-Veranstalter*innen wurde mir dann auch nochmal die Dimension des Projektes vor Augen gehalten. Ich freue mich seither besonders, einen Teil dazu beitragen zu dürfen.
"Hackathon Goes Hogwarts"
Zusammen mit Claudia Garád durfte ich einen Vortrag über das Mentor*innensystem halten, das im Programm von Jugend hackt ausgearbeitet wurde und das die Wikimedia Österreich für den im Frühjahr 2017 in Wien veranstalteten Hackathon übernommen und adaptiert hatte. Wir konnten über die Learnings berichten, die wir aus der Pädagogik rund um Lernerfolge und –motivation bei Kindern und Jugendlichen auch auf Erwachsenen übertragen konnten. Das wichtigste Learning dabei war wohl: Um Neulingen einen Einstieg in Tech-Hackathons spürbar zu erleichtern, braucht es Menschen, die eine ausschließliche Rolle als Mentor*innen übernehmen. Obwohl unsere Session aufgrund der vielen parallelen Tracks relativ klein war, informierten sich nach dem Vortrag unterschiedlichste Personen nochmal im Detail über unsere Erfahrungen. Zudem gab es aufgrund der aktuellen erfolgreichen Ergebnisse erst Überlegungen über mehr dezidierte und vor allem koordinierte Jugendarbeit im Wikiversum. Im Zentrum standen dabei Ideen einerseits rund um die Inklusion von Jugendlichen, die aktuell weniger mit Technik und Technologie assoziiert werden (beispielsweise Mädchen, junge Menschen mit schwächerem sozioökonomischen Hintergrund oder junge Menschen mit Fluchterfahrung), sowie andererseits jenen Jugendlichen, die zwar stark mit Technologie verknüpft werden, den aber Anknüpfungspunkte in der Community fehlen (beispielsweise junge Menschen im Autismus-Spektrum). Die Buntheit einer Community ist ein Anzeichen für ihre Gesundheit und für ihren Weiterbestand, weswegen ich mich freue, dass das Erreichen dieser Diversität als Aufgabe in der Strategieentwicklung der Wikimedia bereits verankert wurde.
Plani
Persönliche Betrachtungen von Plani zur Wikimania 2017
Die Wikimania 2017 war für mich die dritte internationale Wikimedia-Konferenz, an der ich teilnehmen durfte (nach vorangegangenen Teilnahmen in Hongkong 2013 und London 2014). Besonders eindrücklich sind mir daher die Unterschiede zu vorangegangenen Wikimania-Konferenzen aufgefallen. Zunächst war klar, dass eine Wikimania auf dem Nordamerikanischen Kontinent eine Konferenz mit einer Vielzahl an Teilnehmern aus den Vereinigten Staaten sein würde. Dass diese allerdings nicht nur zahlenmäßig sondern auch thematisch klar die Wikimania in Montréal (also immerhin gerade nicht auf US-Territorium) dominieren würden, war dann doch etwas überraschend. Insbesondere bei den Keynote-Talks und auch bei einzelnen Veranstaltungen abseits davon war deutlich spürbar, dass die US-Amerikanischen Teilnehmer die Wikimania 2017 quasi als Heimspiel betrachteten, was den Fokus oft stark zulasten einer US-Perspektive verschob. Besonders deutlich spürbar war dies etwa bei der Keynote von Susan Herman, der Präsidentin der American Civil Liberties Union (ACLU), die eine starke Fokussierung auf die Rechtslage in den Vereinigten Staaten aufwies.
Abseits davon setzte sich ein Muster fort, das ich schon bei den vorangegangenen Wikimanias erkennen konnte: Die wichtigsten, informativsten und spannendsten Gespräche fanden nicht in den einzelnen Veranstaltungen, sondern abseits von diesen – meistens in den Kaffee- oder Mittagspausen – statt. So lernte ich etwa von begeisterten Wikidata-Enthusiasten neue nützliche Tools für die Bearbeitung von Wikidata kennen (und durfte meinerseits mein Wissen um bestehende Tools weitergeben). Im Gespräch mit zwei brasilianischen Wikipedianern konnte ich mich über die Schwierigkeiten austauschen, wenn in einer Sprachversion der Wikipedia mehr als eine Sprachgruppe zusammenarbeitet (wie etwa in der Portugiesischsprachigen Wikipedia oder eben bei uns in der Deutschsprachigen Wikipedia). Schließlich konnte ich auch noch offene Fragen zur Commons-Kategorisierung diskutieren und viele weitere interessante Gang- und Kaffegespräche führen.
Selbstverständlich waren aber auch die angebotenen Sessions selbst sehr interessant, wenngleich dort – wie in meinem eigenen Vortrag zum Thema Constitutional Court meets Wikipedia, zu Deutsch also Verfassungsgericht tritt Wikipedia (Vortragsfolien, Gesamter Vortrag als Video (Youtube), Foto siehe rechts) – primär die Wissensvermittlung vom Vortragenden an die Zuhörenden im Fokus stand. Der Raum für Diskussionen war in diesem Fall auch aus Zeitgründen meistens nur sehr begrenzt vorhanden. Es gab aber davon auch erfreuliche Ausnahmen, wobei ich im Folgenden Bericht auf eine davon näher eingehen möchte.
Bericht vom Birds of a Feather-Meeting der Wikipedians in Residence
Jene Wikipedianerinnen und Wikipedianer, die bereits Erfahrungen als Wikipedians in Residence (WiR) gemacht haben oder aktuell als solche in einer Institution tätig sind, trafen sich am Freitagvormittag im ersten Session-Block zu einer gemeinsamen Diskussionsrunde und zum Erfahrungsaustausch unter der Leitung des brasilianischen Wikipedians in Residence David Alves. Mehrere gemeinsame Probleme wurden dabei angesprochen und diskutiert, beginnend bei so trivialen Themen wie der Wahl eines geeigneten Benutzernamens für den WiR-Account über die kritische Frage der Bezahlung von Wikipedians in Residence durch die jeweiligen Institutionen bis hin zur angedachten Gründung eines eigenen Netzwerks (etwa im Rahmen einer anerkannten Wikimedia User Group) für die Wikipedians in Residence (siehe hierzu Wikimedians in Residence Exchange Network). Die Gespräche waren äußerst intensiv und lehrreich. Insbesondere zeigten sie auf, dass wir alle vor ungefähr ähnlichen Problemen und Herausforderungen standen und die Größe oder Art der jeweiligen Residence-Institution dabei nur eine untergeordnete Rolle spielte. Ebenfalls zeigte sich, dass die bisherige Meinung, Wikipedians in Residence seien nur eine Form von GLAM-Kooperationen, nicht mehr haltbar ist, da Wikipedians in Residence derzeit bereits weit über das Feld von GLAM-Institutionen hinaus tätig werden (z.B. wie in meinem Fall an einem Gericht aber auch beispielsweise an biotechnischen Forschungseinrichtungen). Eine Abkopplung bzw. Emanzipation des Konzepts WiR von GLAM ist daher – z.B. im Rahmen der angedachten User Group – jedenfalls notwendig.
Weiterführende Hinweise: Folien der Diskussionsveranstaltung, Etherpad-Notizen
Raimund
Bericht über eine Einzelveranstaltung: Patterns and Antipatterns in Volunteer Leaders
Ich berichte über Patterns and Antipatterns in Volunteer Leaders – und das gewissermaßen exklusiv, gibt es doch keine Vortragsfolien oder Diskussionsprotokolle von dieser Veranstaltung. Es ging um drei wiederkehrende Muster bei Wikipedianern, die Führungsrollen übernehmen.
1. Gründersyndrom: Ein Wikipedianer gründet ein Projekt. Die daran lebhaftes Interesse zeigende Gruppe wächst und es wird für den Gründer Zeit, dass es er seine Macht teilt (wenn er sie nicht überhaupt abgibt). Wenn diese Übergangsphase nicht reibungslos funktioniert, spricht man von einem Gründersyndrom. Das Ende eines Alleinherrschaftsanspruchs sollte möglichst früh passieren, je später, desto schwieriger. Dabei wird der Respekt vor den Leistungen der Gründerpersönlichkeit ausbalanciert mit den Bedürfnissen der Gruppe, aber manchmal gibt es am Ende keine bessere Lösung, als den Gründer vor den Kopf zu stoßen.
2. Wenn Besprecher nicht Entscheider sind: Es steht eine größere Entscheidung an. Davor werden in der Gruppe Meinungen eingeholt – und dann passiert gar nichts oder es wird eine andere Entscheidung getroffen, als sich in der Gruppe abgezeichnet hatte. Wikipedianer sind es gewohnt, Entscheidungen in der Gruppe zu treffen. Es gibt aber Fälle, wo die Entscheidung woanders oder (aus von außen gesehen unverständlichen Gründen) gar nicht passiert. Besonders schwierig ist das dann, wenn die entscheidende Person nicht in den Prozess des Meinungen-Einholens eingebunden ist. Es ist wichtig, von vornherein die Erwartungshaltung abzuklären. Darin zeigt sich die Qualität einer Führungspersönlichkeit, den Entscheidungsfindungsprozess eindeutig und unmissverständlich zu kommunizieren.
3. In dieser Funktion falsch: Ein Wikipedianer übernimmt eine bestimmte Aufgabe, hat aber eigentlich gar nicht die Fähigkeiten dazu. Das Ergebnis ist Frustration auf beiden Seiten, bei ihm selbst und bei denen, die von seiner Leistung abhängig sind. Verschärft wird das Ganze noch, wenn dem Betreffenden die gleiche Aufgabe über die Jahre immer wieder zufällt, weil er das ja schon immer gemacht hat. Je mehr ungeteilte Macht mit der Aufgabe verbunden ist, desto eher sollte man darauf achten, die Person aus ihrer Rolle zu (er-)lösen. Alternativ, wenn es noch nicht zu spät ist, könnte dem Wikipedianer mithilfe eines Mentors ermöglicht werden mit seiner Aufgabe zu wachsen. Am besten wird schon im Vorfeld ein „in dieser Funktion falsch“ verhindert. Wie wäre es, prinzipiell nur Projekte zu machen, bei denen es darum geht, als Gruppe Spaß zu haben, daraus Freude zu gewinnen? Damit könnte es überhaupt nicht erst zu einem „das muss aber gemacht werden“ kommen.
Was hat mir persönlich die Teilnahme an der Wikimania gebracht?
Unter den von mir besuchten Sessions möchte ich solche hervorheben, die folgende Qualitäten hatten: differenzierte inhaltliche Einsichten und verbessertes Einander-Verstehen mittels Gruppengesprächen (z. B. Patterns and Antipatterns in Volunteer Leaders, siehe mein Bericht von einer Einzelveranstaltung oben), einen aufbereiteten Zugang zu neuen Informationen (z. B. Readership metrics: Trends and stories from our global traffic data) oder die unmittelbare Vermittlung von persönlichen Erfahrungen (z. B. Constitutional Court meets Wikipedia). Das Format der Lightning talks gewann sehr durch eine energiegeladene und charmante Moderation. Vereinzelt war ich allerdings auch in ziemlich nutzlosen Vorträgen und Diskussionen, die an ihrer schlechten Vorbereitung bzw. ungeeigneten Vortragenden scheiterten. Ich selbst habe im Rahmen der Wikimania-Vorkonferenz gemeinsam mit meiner deutschen Kollegin Veronika Krämer einen 90-minütigen Workshop zum Thema Volunteer Support: What makes the difference? abgehalten. Da ging es darum herauszuarbeiten, warum überhaupt Wikimedia-Geld in (bezahlte) Community-Unterstützung fließen soll; ein wichtiger Punkt war dabei das Thema Motivation.
Regiomontanus
Shikeishu
Bericht über eine Einzelveranstaltung
Das LGBT Meetup auf der Wikimania hat fast schon Tradition. Jedes Jahr treffen sich Leute, die sich für LGBT-Themen in Wikimedia-Projekten interessieren, egal ob Teil der Wikimedia LGBT+ User Group oder nicht. Weil es sich letztes Jahr für mich nicht ausgegangen ist, zu dem Meetup zu gehen, war das diesjährige mein erstes. Und anscheinend bin ich da gleich in das größte seiner Art dazugestoßen. Es war echt schön zu sehen, dass so viele Leute aus der ganzen Welt zu dem Meetup kamen und das Thema wichtig fanden. Saskia, Stipendiatin für Wikimedia Deutschland und gemeinsam mit mir Organisatorin von Wikipedia for Peace, und ich haben auf dem Meetup ein Projekt vorgeschlagen. Analog zum Wikipedia-for-Peace-Event zur World Pride in Madrid diesen Juni, das Saskia organisiert hat, wollen wir zur nächsten World Pride wieder ein Camp aufsetzen. Diese wird 2019 anlässlich des 50-jährigen Jubliäums der Stonewall-Unruhen in New York stattfinden und auf dem Meetup war New York stark vertreten. Der Projektvorschlag kam gut an und wir werden gemeinsam mit den New Yorkern wohl demnächst Förderanträge einreichen.
Es ist viel Redebedarf zu dem Thema da in der Wikimedia-Community – und das war eines der wenigen Foren dafür. Über Bildrechte in Bezug auf LGBT-Themen wurde gesprochen, über Gender-Binarität auf Wikidata, darüber dass Wiki Loves Pride noch immer nicht wirklich nach Europa übergeschwappt ist, usw. Weil nicht genügend Zeit beim ersten Meetup war, um alles zu besprechen und vor allem unser New-York-Projekt noch etwas gründlicher beredet werden wollte, haben wir ein zweites Meetup am Folgetag in Gang gesetzt, diesmal im Archiv BanQ etwas weiter weg vom Konferenzhotel. Das Meetup war eine eher gemütliche Runde und hat nochmal die Gelegenheit gegeben, Themen anzusprechen, die mir interessant schienen. Lesson learned: Es braucht mehr themenbezogene Vernetzung international; da können großartige Sachen dabei entstehen!
Kurzes Statement zur Wikimania insgesamt
Wie ich schon letztes Jahr an dieser Stelle geschrieben habe, waren auch dieses Mal wieder die Gespräche zwischen und nach den Sessions die eigentlich wichtigen für mich, bei denen ich viel mitgenommen habe. Wahnsinnig spannende Menschen treffen sich da jedes Jahr ein. Auffälig war vielleicht, dass ich dieses Jahr viel weniger mit Menschen aus dem Globalen Süden geredet habe, was ich letztes Jahr extrem spannend fand. Der Hauptgrund dafür war wohl vor allem, dass kaum Stipendiaten aus dem Globalen Süden rechtzeitig Visas für Kanada erhalten haben – ein sehr großer und sichtbarer Verlust, den die nächstjährige Wikimania in Kapstadt glücklicherweise ziemlich sicher nicht haben wird. Dann vielleicht auch nicht mehr in einem Luxushotel?
Etwas schade war, dass beide Vorträge, die Saskia und ich gemeinsam eingereicht haben, um Wikipedia for Peace vorzustellen, zu bewerben und zu mehr internationaler Nachahme aufzurufen, es nicht ins Programm geschafft haben. Im Nachhinein hätten wir es wohl echt mit einem griffigeren Titel versuchen sollen.
Zum Abschluss noch zwei persönliche Highlights: Eine honourable mention bekommen alle Wikidata-Sessions, an denen ich teilgenommen habe. Ich wurde wieder wahnsinnig dazu motiviert, mich mehr auf Wikidata zu engagieren und eigene Projekte dort zu starten. Besonders inspirierend fand ich dabei das Projekt Sum of all Paintings und die Gamification zur Datengewinnung. Und mein eigentliches Highlight war das vollkommen verregnete erste Gruppenfoto. Ich habe 10 Minuten lachend in strömendem Regen eingepfercht mit anderen Konferenzteilnehmern in einer Bushaltestelle verbracht. Dieses Gruppenfotoerlebnis war sowas wie Teambuilding für die ganze Wikimedia-Community – und war ein Ausflug, raus aus dem Sheraton und hinaus zum eigentlichen Graswurzelcharakter unserer Community.
Simon04
Was hat mir persönlich die Teilnahme an der Wikimania gebracht?
Als Wikimania-Neuling bin ich weitgehend ohne konkrete Vorstellungen bzw. Erwartungen nach Kanada gereist. Die Konferenz hat mich in unterschiedlichen Facetten beeindruckt und weiter gebracht.
Sicherlich vorrangig zu nennen sind die vielen persönlichen Gespräche, bestehenden Kontakte, neuen Bekanntschaften. Diese machen das Wikimedia-Universum wesentlich lebendiger und persönlicher.
Genauso interessant habe ich den Wissensaustausch über neue Projekte (z.B. Monumental), Tools (z.B. Wikidata-Tools) sowie anstehende Neuerungen (z.B. Structured data auf Commons) empfunden. Erste Anlaufstelle dafür waren klarerweise die Vorträge; kurze Gespräche beim Kaffee haben ebenso tolle Anregungen gebracht. Spannend in diesem Zusammenhang finde ich die Lightning Talks, eine volle Session bestehend aus zahlreichen fünfminütigen Vorträgen. Während des Hackathon habe ich mit Philip einige Verbesserungen an WikiDaheim (T173136) umgesetzt und beim Showcase am Sonntag präsentiert. Über mein Locator-tool zum Verorten von Bildern auf Commons habe ich einen Lightning Talk gehalten.
Montréal wird bestimmt nicht meine letzte Wikimania gewesen sein.
Bericht über The Internet Archive and Wikimedia – Common Knowledge Goals
Der Vortrag des Internet Archive begann mit einer offenen Einladung zum Friday Open Lunch in San Francisco, bei dem Interessierte zum Mittagessen eingeladen werden und mit Mitarbeitern von Internet Archive Ideen austauschen können.
In weiterer Folge wurden beeindruckende Zahlen der archivierten Objekte – 30 Petabytes – präsentiert: 90.000 Spiele und Programme, 2.000.000 bewegte Bilder, 2.400.000 Audioaufnahmen, 3.000.000 Stunden Fernsehaufnahmen, 3.000.000 eBooks, 300.000.000.000 Webseiten. Der letzte Punkt war die Überleitung zur Zusammenarbeit mit der Wikipedia. Seit 2013 würden 99% aller hinzugefügten Weblinks durch Bearbeitungen archiviert. Der InternetArchiveBot, welcher auf enwiki, nlwiki, nowiki, Wikispecies, svwiki, zhwiki bereits zum Einsatz kommt, ersetzt automatisch defekte Weblinks durch eine archivierte Version. Der Einsatz in sieben weiteren Wikipedias ist geplant, die deutschsprachige Wikipedia sträubt sich derzeit (hoffentlich nur noch kurz) gegen den Einsatz.
Im zweiten Teil des Vortrags wurde die Teilnahme des Internet Archive an 100&Change der John D. und Catherine T. MacArthur Foundation, einem 100-Millionen-Dollar-Grant für den Gewinner. Das Internet Archive hat es unter die acht Semifinalisten geschafft. Mit dem Geld sollen vier Millionen Bücher digitalisiert werden, insbesondere um die Verfügbarkeit von nach 1923 veröffentlichten Büchern (Stichtag public domain) zu erhöhen.
Es wurden mögliche Einsatzzwecke für archivierte Fernsehaufzeichnungen gezeigt: FactCheck.org, eine Auswertung der New York Times, welcher US-Fernsehsender welche Ausschnitte einer Clinton–Trump-Konfrontation zeigte, und Face-O-Matic, welches über künstliche Intelligenz Clips heraussucht, in denen Trump und Putin gleichzeitig zu sehen sind.
Der Vortrag endete mit der Einladung zur gemeinsamen Ideenfindung über künftige Kooperationen. Wegen der fortgeschrittenen Zeit verließen allerdings die meisten Zuhörer den Raum.
Thomas Ledl
Was hat mir persönlich die Teilnahme an der Wikimania gebracht?
Zunächst das Positive. Die gemeinsamen Essen, das gemeinsame Frühstücken, die Möglichkeit mit völlig unterschiedlichen Leuten spontan etwas zu unternehmen und sich auszutauschen, seinen Horizont zu erweitern. Das war wie immer großartig. Die Stadt Montreal und ihre Bewohner sind extrem freundlich, das Klima war herrlich bei etwa 20 Grad. Das Hostel war jugendlich frisch und das Frühstück mit den anderen Österreichern fast schon familiär. Ein Glücksgriff! Mir wurde Wikidata näher gebracht (eigentlich wurden meine Vorbehalte zerstreut) und ich konnte mich mit den Python Basics vertraut machen. Darüber hinaus war es mir möglich meinen Passionen Städtetrips und Fotografieren nachzugehen.
Nachdem ich mein nicht sonderlich hoch gestecktes persönliches Ziel 2016 nicht erreicht hatte (Klärung von Änderungen, die die Unterdrückung von Koordinaten in der Mobilversion zur Folge hatten https://phabricator.wikimedia.org/T91481) war ich versucht, mich mit einem Vortrag mit dem Titel "Architecture Photography" nützlich zu machen. Dieser war abgelehnt worden. Eine Begründung wurde nicht genannt. Ich darf aber annehmen, dass der Titel zu sachlich war und die obligatorische Selbstbeweihräucherung (xx Fotos, davon xx QI) habe ich gleich ganz sein lassen. Ich wollte halt einfach über Architekturfotografie reden und im Idealfall mal in die Runde fragen, ob nicht andere auch Verbesserungspotential in diesem Themenbereich sehen. Das Thema Fotografie war insgesamt sehr schwach abgedeckt auf dieser Wikimania. Vielleicht meint man auch die anstehenden Probleme aussitzen zu müssen. Ob die gegründete commons-Usergroup https://commons.wikimedia.org/wiki/Commons:Photographers_User_Group_Meeting_2018 über das Planungsstadion hinausgeht wird sich zeigen.
Mein Versuch den Wikidata-Stream zu begleiten, wurde davon vereitelt, dass diese grundsätzlich in Räumen für 80 Personen stattfanden, dort aber bereits 120 drinnen waren, und die Luft immer dünner wurde.
Es wären vielleicht noch andere Vorträge von Interesse für mich gewesen. Warum es dieses Jahr kein gedrucktes Programm gegeben hat ist mir schleierhaft. Der Bildschirm am Gang war erst Samstag mittag verfügbar. Die Mobilversion zeigt leider keinen horizontalen Scrollbalken auf meinem S6, weshalb ich erst am dritten Tag den vollen Umfang der Veranstaltung gesehen habe. Und es wäre schön, wenn die Titel so prägnant wären, dass man nicht die Langbeschreibung lesen muss.
Bericht einer Einzelveranstaltung
Ich möchte hier von meinen Erfahrungen vom Hackathon berichten. Nach meinem Verständnis ist der Hackathon eine Veranstaltung, wo gemeinsam technische Probleme analysiert und bearbeitet werden. Das war hier eher nicht so. Ich erinnere mich an Mexiko, wo bestimmte Interessensgruppen bestimmte Schilder am Tisch hatten und absolut greifbar waren. Hier aber nicht. Das Internet war langsam (6 Minuten für 4MB upload). Kaffee gab es so gut wie nie (offizielle Pausen waren 10:00-10:30, 14:00-15:00). Viele holten sich am Morgen und zu Mittag was beim Starbucks. Da die Klimaanlage auf schätzungsweise 16 Grad eingestellt war, konnte man maximal eine Stunde in der fensterlosen Halle sitzen, bevor man wieder ins Freie zum Aufwärmen musste. Es war zudem gerade die ersten Tage ausgesprochen laut, weil die breite Masse den Wiedersehensfreuden Ausdruck verliehen hat. Der größere Teil der anwesenden Leute hatte auch gar kein Laptop dabei. Nachdem die Umgebung zum Arbeiten wenig inspirierend war hab ich den ersten Tag mit Bildbearbeitung und uploads zugebracht, aber eben wegen der 6 Minuten pro Upload nicht richtig lustig. Ich habe mich daher nach dem ersten Tag ins Hostel zum Coden zurückgezogen, wo ich keines der o.g. Probleme hatte. So weit ich das beurteilen kann, haben sich auch andere Techniker in die Luxushotelzimmer zurückgezogen. Wenn das Ziel war, Techniker zusammenzubringen, dann wurde es nicht erreicht.