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Projekte/Wikimania 2018/Berichte: Unterschied zwischen den Versionen

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Ich hatte erstmals die Gelegenheit, ein wenn auch nur sehr kurzes kurzes Gespräch mit Jimmy Wales zu führen. Wir unterhielten uns über sein Projekt ''WikiTribune'' bzw. über "''evidence-based journalism''". Er sagte mir, dass er auf der Suche nach "''fact checkers''" sei. Ich lese täglich den in London erscheinenden "''WikiTribune Newsletter''". Im Jahr 2006 schien er in der Liste der "''The 100 Most Influential People in the World''" des Time-Magazins auf. Toll, dass sich Jimmy Wales nunmehr in die Schlacht gegen die zunehmende Verbreitung von "''fake news''" geworfen hat!
Ich hatte erstmals die Gelegenheit, ein wenn auch nur sehr kurzes kurzes Gespräch mit Jimmy Wales zu führen. Wir unterhielten uns über sein Projekt ''WikiTribune'' bzw. über "''evidence-based journalism''". Er sagte mir, dass er auf der Suche nach "''fact checkers''" sei. Ich lese täglich den in London erscheinenden "''WikiTribune Newsletter''". Im Jahr 2006 schien der Wikipedia-Gründer in der Liste der "''The 100 Most Influential People in the World''" des Time-Magazins auf. Toll, dass sich Jimmy Wales nunmehr in die Schlacht gegen die zunehmende Verbreitung von "''fake news''" geworfen hat!




Kapstadt ist wegen seiner hohen Dichte an Museen und sonstigen "''must-see-attractions''" ein ideales Terrain für Wikimedianer(innen), die auf dem GLAM-Sektor aktiv sind. Das "''South African Jewish Museum''" wurde im Dezember 2000 von Nelson Mandela persönlich eröffnet. Das "''Cape Town Diamond Museum''" dokumentiert die Entwicklung dieses wichtigen Sektors, nachdem 1867 Diamanten in Südafrika gefunden wurden. Das "''South African Museum''" beherbergt über eineinhalb Millionen Millionen Exponate, darunter rund 120 000 Jahre alte Steinwekzeuge. In der rund zweieinhalb Millionen Einwohner(innen) zählenden Township ''Khayelitsha'' (bedeutet "''neues Heim''" in der Sprache isiXhosa) gibt es ein eigenes "''Gangster Museum''", das erste seiner Art in der Nähe von Kapstadt.  
Kapstadt ist wegen seiner hohen Dichte an Museen und sonstigen "''must-see-attractions''" ein ideales Terrain für Wikimedianer(innen), die auf dem GLAM-Sektor aktiv sind. Das "''South African Jewish Museum''" wurde im Dezember 2000 von Nelson Mandela persönlich eröffnet. Das "''Cape Town Diamond Museum''" dokumentiert die Entwicklung dieses wichtigen Sektors, nachdem 1867 Diamanten in Südafrika gefunden wurden. Das "''South African Museum''" beherbergt über eineinhalb Millionen Exponate, darunter rund 120 000 Jahre alte Steinwerkzeuge. In der rund zweieinhalb Millionen Einwohner(innen) zählenden Township ''Khayelitsha'' (bedeutet "''neues Heim''" in der Sprache isiXhosa) gibt es ein eigenes "''Gangster Museum''", das erste seiner Art in der Nähe von Kapstadt.  




Der Kunstmarkt ist heute komplett globalisiert. Seit dem Jahr 2000 erstellt die Firma ''Artprice'' einen Index ("''Global 500''") der wichtigsten Kunstschaffenden der Welt. Afrikanische Kunst gewinnt immer mehr an Bedeutung. Der frühere Chef von Puma ''Jochen Zeitz'' hat in Kapstadt ein ultramodernes Museum für zeitgenössische afrikanische Kunst errichtet - das von ''Thomas Heatherwick'' designete Gebäude, in welchem sich früher Getreidesilos befanden, ist ein Kunstwerk für sich. Im nahe Kapstadt gelegenen Botanischen Garten von Kirstenbosch (gegründet 1913, rund 36 Hektar groß) befindet sich auch ein Skulpturengarten, der Steinskulpturen des Volkes der Shona (Zimbabwe) zeigt. Da ich Hobby-Bildhauer bin, habe ich Kirstenbosch nach der Konferenz einen ganztätigen Besuch abgestattet.
Der Kunstmarkt ist heute komplett globalisiert. Seit dem Jahr 2000 erstellt die Firma ''Artprice'' einen Index ("''Global 500''") der wichtigsten Kunstschaffenden der Welt. Afrikanische Kunst gewinnt immer mehr an Bedeutung. Der frühere Chef von Puma ''Jochen Zeitz'' hat in Kapstadt ein ultramodernes Museum für zeitgenössische afrikanische Kunst errichtet - das von ''Thomas Heatherwick'' designete Gebäude, in welchem sich früher Getreidesilos befanden, ist ein Kunstwerk für sich. Im in unmittelbarer Nähe von Kapstadt gelegenen Botanischen Garten von Kirstenbosch (gegründet 1913, rund 36 Hektar groß) befindet sich auch ein Skulpturengarten, der Steinskulpturen des Volkes der Shona aus Zimbabwe zeigt. Da ich selbst Hobby-Steinbildhauer bin, habe ich Kirstenbosch nach der Konferenz einen ganztätigen Besuch abgestattet, um afrikanische Kreativität zu bewundern.




Die Wikimedia-Bewegung muss auch das politische und ökonomische Umfeld der Staaten, in denen sie agiert, genauestens mit "''impact studies''" analysieren, gefährlich sind Pauschalurteile aller Art. Afrika konnte im Jahr 2017 nur 2,9 % der weltweiten Investitionen anlocken. Ungeachtet dessen haben Staaten wie etwa Botswana eine beeindruckende Erfolgsbilanz vorzuweisen - als die frühere britische Kolonie 1966 unabhängig wurde, gab es nur 12 km gepflasterte Straßen und 22 Universitätsabsolventen. Der Anteil der Entwicklungshilfe am Budget Ruandas sank in den letzten 10 Jahren von 80 % auf 17 %. In Südafrika gab es erst im April 1994 freie und faire Wahlen. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist in den meisten afrikanischen Ländern wesentlich kürzer als in Österreich (81,5) gegenüber etwa Burundi (60,9). 68 % aller EU-Unternehmen, die auf dem afrikanischen Kontinent operativ tätig sind, haben ihren Hauptsitz in der Republik Südafrika. ''Wanda Guma'', der in der ersten Township namens ''Langa'' (gegründet noch unter dem 1923 erlassenen "''Urban Areas Act''" im Jahr 1927) geboren wurde und selbst an der Wikimania teilnahm, organisierte eine "''Wikimania Ubuntu Township Tour''", an der ich gerne teilnahm. Besonders beeindruckend war das "''Guga s'Thebe Arts and Cultural Centre''", gegründet 1999. Es umfasst unter anderem einen Theaterraum mit 200 Plätzen. Es herrscht also nicht nur Tristesse in Afrika, es gibt trotz aller Rückschläge und trotz der durch den jahrhundertelangen Kolonialismus bedingten wirtschaftlichen Probleme viel Erfolgreiches.
Die Wikimedia-Bewegung muss auch das politische und ökonomische Umfeld der Staaten, in denen sie agiert, genauestens mit "''impact studies''" analysieren, gefährlich sind Pauschalurteile aller Art. Afrika konnte im Jahr 2017 nur 2,9 % der weltweiten Investitionen anlocken. Ungeachtet dessen haben Staaten wie etwa Botswana eine beeindruckende Erfolgsbilanz vorzuweisen - als die frühere britische Kolonie 1966 unabhängig wurde, gab es nur 12 km gepflasterte Straßen und 22 Universitätsabsolventen. Der Anteil der Entwicklungshilfe am Budget Ruandas sank in den letzten 10 Jahren von 80 % auf 17 %. In Südafrika gab es erst im April 1994 freie und faire Wahlen. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist in den meisten afrikanischen Ländern wesentlich kürzer als in Österreich (81,5) gegenüber etwa Burundi (60,9). 68 % aller EU-Unternehmen, die auf dem afrikanischen Kontinent operativ tätig sind, haben ihren Hauptsitz in der Republik Südafrika. ''Wanda Guma'', der selbst in der ersten Township namens ''Langa'' (gegründet noch unter dem 1923 erlassenen "''Urban Areas Act''" im Jahr 1927) geboren wurde und selbst an der Wikimania teilnahm, organisierte eine "''Wikimania Ubuntu Township Tour''", an der ich gerne teilnahm. Besonders beeindruckend war das "''Guga s'Thebe Arts and Cultural Centre''", gegründet 1999. Es umfasst unter anderem einen Theaterraum mit 200 Plätzen. Es herrscht also nicht nur Tristesse in Afrika, es gibt trotz aller Rückschläge und trotz der durch den jahrhundertelangen Kolonialismus bedingten wirtschaftlichen Probleme viel Erfolgreiches. Bei dieser Township-Tour spendierte ich einen großen Topf traditionell frisch gebrauten Bieres allen Personen, die sich in der Shebeen (Bierlokal in einem Slum) befanden - wir tranken auf das Wohl meiner Ahnen :)




Südafrika ist der achtgrößte Weinproduzent der Welt, rund 290 000 Personen sind in der Weinwirtschaft beschäftigt. Da ich aus einer Weinregion stamme, verkostete und bewertete ich einige südafrikanische Weine aus der Kapregion an Ort und Stelle und besuchte nach der Konferenz auch zwei Weingüter. Die Tendenz zur Globalisierung (Stichwort: "''flying winemakers''") ist in diesem Wirtschaftszweig besonders hoch.
Südafrika ist der achtgrößte Weinproduzent der Welt, rund 290 000 Personen sind in der Weinwirtschaft beschäftigt. Da ich aus einer Weinregion stamme, verkostete und bewertete ich einige südafrikanische Weine aus der Kapregion an Ort und Stelle und besuchte nach der Konferenz auch zwei Weingüter. Die Tendenz zur Globalisierung (Stichwort: "''flying winemakers''") ist in diesem Wirtschaftszweig besonders hoch, es gibt einen regen Erfahrungsaustausch zwischen Österreich und Südafrika.




Bei der Wikimania in Kapstadt wurden im Rahmen der ''#visiblewomencampaign'' Postkarten über Frauen wie etwa ''Marielle Franco'' verteilt - diese brasilianische Feministin wurde wegen ihrer unbeirrbaren Kritik an der Polizeibrutalität in den Favelas 2018 ermordet. Die Wikimedia-Bewegung ist und war seit ihrem Beginn auch immer eine Human-Rights-Bewegung! In der Stadt Timbuktu im nordafrikanischen Mali haben Islamisten im Jahr 2012 eine Bibliothek mit wertvollen historischen Büchern und Kunstschätzen angezündet. Dass Digitalisierung notwendig ist, um Kulturgut zu dokumentieren und vor derartigen barbarischen Akten für die Nachwelt zu sichern, ist wohl jedem GLAM-Aktivisten klar. Es gab, was ich ganz toll fand, bei der Wikimania auch eine sehenswerte Kunstausstellung zum Thema "''What is knowlege?''" im Konferenzhotel, an der sich insgesamt 10 Künstlerinnen und Künstler beteiligten. Ich unterhielt mich sehr lange mit Frau ''Siko Bouterse'', welche diese Ausstellung organisiert hatte. Eine Wikimania ist nicht nur eine Angelegenheit für Nerds, sondern auch für kunstaffine Menschen wie mich.
Bei der Wikimania in Kapstadt wurden im Rahmen der ''#visiblewomencampaign'' Postkarten über Frauen wie etwa ''Marielle Franco'' verteilt - diese brasilianische Feministin wurde wegen ihrer unbeirrbaren Kritik an der Polizeibrutalität in den Favelas 2018 ermordet. Die Wikimedia-Bewegung ist und war seit ihrem Beginn auch immer eine ''Human-Rights-Bewegung''! In der Stadt Timbuktu im nordafrikanischen Mali haben Islamisten im Jahr 2012 eine Bibliothek mit wertvollen historischen Büchern und Kunstschätzen angezündet. Dass Digitalisierung notwendig ist, um Kulturgut zu dokumentieren und vor derartigen barbarischen Akten auch für die Nachwelt zu sichern (!), ist wohl jedem GLAM-Aktivisten klar. Es gab, was ich ganz toll fand, bei der Wikimania auch eine sehenswerte Kunstausstellung zum Thema "''What is knowlege?''" im Konferenzhotel, an der sich insgesamt 10 Künstlerinnen und Künstler beteiligten. Ich unterhielt mich sehr lange mit Frau ''Siko Bouterse'', welche diese Ausstellung organisiert hatte. Eine Wikimania ist bekanntlich nicht nur eine Angelegenheit für Nerds, sondern auch für kunstaffine Menschen. Es war interessant, zu sehen, wie sich Kunstschaffende mit der Frage, was denn eigentlich "Wissen" ist, auseinandersetzen und welche künstlerischen Konzepte sie entwickelt haben, um ihre Ideen darzustellen.




"''Wiki Loves Love - International Photographic Competition"'' - wird im Februar 2019 erstmals stattfinden. Photos von "''love testimonials''" sollen en masse gesammmelt werden. Regionalisierungsansätze wie der 2015 gestartete "''Wikipedia Asian Month''" werden fortgesetzt, im November 2018 erfolgt die vierte Ausgabe dieses Projekts. "''Wikitongues''" ist eine Initiative, um gefährdete Sprachen zu dokumentieren und zu retten (organisiert als non-profit mit Registrierung in Brooklyn, New York). Bei der Wikimania wurde für die "''GLAM Wikimedia Conference''" vom 3. bis 5. November 2018 in Tel Aviv geworben. Bei einer Wikimania sind nicht nur die Vorträge und Workshops wichtig, sondern auch die vielen, oft sehr einfallsreich Stände im Konferenzhotel, welche die gesamte Bandbreite der Wikimedia-Bewegung belegen!
"''Wiki Loves Love - International Photographic Competition"'' - wird im Februar 2019 erstmals stattfinden. Photos von "''love testimonials''" sollen ''en masse'' weltweit gesammmelt werden. Regionalisierungsansätze wie der 2015 gestartete "''Wikipedia Asian Month''" werden fortgesetzt, im November 2018 erfolgt die vierte Ausgabe dieses Projekts. "''Wikitongues''" ist eine Initiative, um gefährdete Sprachen weltweit zu dokumentieren und zu retten (organisiert als non-profit mit Registrierung in Brooklyn, New York). Es  wurde für die Teilnahme an der nächsten "''GLAM Wikimedia Conference''" vom 3. bis 5. November 2018 in Tel Aviv geworben. Bei einer Wikimania sind nicht nur die vielen Vorträge und Workshops wichtig, sondern auch die zahlreichen, oft sehr einfallsreich und mit großem Einsatz gestalteten Stände im Konferenzhotel, welche eindrucksvoll die gesamte Bandbreite der globalen Wikimedia-Bewegung belegen!




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==== Shikeishu (Stipendiat) ====
==== Shikeishu (Stipendiat) ====
===== Bericht von einer Einzelveranstaltung =====
===== Bericht von einer Einzelveranstaltung =====
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Wie jedes Jahr war ich auch dieses Mal wieder am meisten von den Meetups in kleinerem Rahmen und den informellen Gesprächen mit faszinierenden und inspirierenden Leuten aus dem Wikiverse begeistert, die man führen darf. Klar, Vorträge und Workshops sind spannend, für mich wird es aber vor allem dann aufregend, wenn man dabei ist, Änderungsprozesse in Gang zu bringen und das passiert oft in kleineren Gruppen und spontanen Settings. Am Herausragendsten war für mich wohl wieder das [https://wikimania2018.wikimedia.org/wiki/LGBT%2B LGBT+ User Group Meetup]. Das durfte ich dieses Jahr sogar moderieren.
 
Im Rahmen des alljährlichen Teilens von Projekten, die wir zu LGBT-Themen umsetzen, hatten Saskia und ich - wir organisieren gemeinsam [[:meta:Wikipedia for Peace|Wikipedia for Peace]] - die Möglichkeit, unsere drei geplanten Projekte zur Europride 2018 in Stockholm, zur Europride 2019 in Wien und zur World Pride 2019 in New York vorzustellen und um Ideen, Anregungen und Mitorganisation zu bitten. Das war insofern spannend, als wir nochmal die Kommunikationsprobleme innerhalb der User Group ansprechen konnten (es gibt gefühlte 40 Kommunikationskanäle und keiner ist so richtig aktiv) und wir gemeinsam diskutieren konnten, dass die Größe der drei Events davon abhängt, wie viele Menschen mitorganisieren.
 
Eine Teilnehmerin aus dem britischen Chapter schlug daraufhin vor, eine Person im Movement für die Koordination von LGBT-Themen auf internationaler Ebene anzustellen, und hatte schon recht konkrete Ideen, wie das funktionieren könne. Zu dritt haben wir die Idee nach dem Meetup weitergesponnen und auf verschiedenen Ebenen noch direkt auf der Konferenz angebracht, um eventuell noch dieses Jahr Fortschritt zu sehen und der LGBT+ User Group etwas stärker unter die Arme zu greifen. Wir sprechen schließlich immer von Diversität, aber niemand in der ganzen Bewegung ist für die Stärkung von LGBT-Themen angestellt.


===== Was hat mir die Teilnahme an der Wikimania gebracht? =====
===== Was hat mir die Teilnahme an der Wikimania gebracht? =====
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Da das meine dritte Wikimania war, verlagert sich mein Schwerpunkt bei der Wikimania langsam weg vom Besuch von Vorträgen hin zum Kennenlernen relevanter Personen und hin zu Meetups, um neue Projekte kennenzulernen, Updates von derzeitigen Prozessen wie dem Strategie-Prozess zu erhalten, Möglichkeiten der Teilnahme an solchen Prozessen zu erfragen oder um sogar eigene Projekte wie Wikipedia for Peace nochmal ein bisschen anzubringen. Leider war das aufgrund der erneuten Ablehnung eines Vortrags zu dem Projekt nur eingeschränkt möglich, aber einen kurzen Lightning Talk zu Wikipedia for Peace haben wir trotzdem gemacht, was spaßig war und ein paar Leute nochmal auf unser Projekt aufmerksam gemacht hat, die uns nachher noch darauf angesprochen haben.
 
Ich fand es, wie letztes Jahr, schade, dass die Konferenz in einem großen Hotel stattfand statt an einem Ort, der einer Graswurzelbewegung wie der unseren gerecht wird. Gerade bei einer kleineren Wikimania wie der diesjährigen wäre das spannend gewesen. Auch wegen der Sicherheitslage rund um das Hotel habe ich mich oft ein wenig eingeschlossen gefühlt. Natürliches Tageslicht, Grünflächen und das Schaffen einer Community-Atmosphäre in den Räumlichkeiten statt steriler globalisierter Hotelwände sind das A und O! :) Aber es gab ja auch gute Aspekte allerhand: Innerhalb des Hotels gab es viele Orte, an denen man sich für kleine Meetings oder Gespräche zurückziehen konnte. Und auch wenn die Konferenz auch in Kapstadt dominiert war von Europäern und Nordamerikanern, war es schön, dieses Mal mehr afrikanische Präsenz zu haben und dass die globale Ungerechtigkeit unserer Bewegung in Vorträgen, Ausstellungen und Reden sichtbar gemacht wurde. Hoffentlich blieb das nicht nur eine südafrikanische Eintagsfliege!


Seit diesem Jahr bin ich vegan - das hat bedeutet, dass das Besorgen von Essen nicht der einfachste Aspekt der Wikimania war dieses Jahr. Recht symbolisch dafür war die Auftaktveranstaltung in einem Aquarium, ein nicht gerade tierrechtsaffines Setting ohnehin und ohne vegane Optionen. Die recht zahlreichen anderen Veganerinnen und Veganern haben sich deshalb zusammengeschlossen und eine Vegane User Group gegründet, um bei zukünftigen Veranstaltungen im Wikiverse stärker für vegane Optionen eintreten zu können und die pflanzliche Ernährungsweise in Wikimedia-Projekten zu bewerben.


==== Pkraker (Stipendiat) ====
==== Pkraker (Stipendiat) ====
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==== Tanteuschi (Stipendiatin) ====
==== Tanteuschi (Stipendiatin) ====
===== Bericht von einer Einzelveranstaltung =====
===== Bericht von einer Einzelveranstaltung =====
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Die Session [https://wikimania2018.wikimedia.org/wiki/Program/Building_capacity_with_communities:_WMF's_Community_Capacity_Development_program „Building capacity with communities: WMF's Community Capacity Development program“] präsentierte Updates zum [https://meta.wikimedia.org/wiki/Community_Capacity_Development CCD-Programm].
Das CCD-Programm entwickelt Strategien und Richtlinien für aktive Communities, welche dabei helfen sollen, Potenziale innerhalb der Communities zu evaluieren und herauszufinden, wo konkreter Handlungsbedarf besteht.
 
Das Projekt wird seit 2016 von Asaf Bartov (WMF) kontinuierlich weiterentwickelt und soll skaliert werden, so dass Communities in der Lage sind, diese Richtlinien selbständig und im eigenen Kontext anzuwenden.
 
Asaf Bartov recherchierte zunächst, in welchen Bereichen Communities, abgesehen von finanzieller Unterstützung, Hilfe benötigen. Wie er mehrmals anmerkte, helfen Grants nicht notwendigerweise dabei einen bestimmten Bedarf zu decken. Aus vertiefenden Interviews und weiterer Recherchearbeit haben sich 6 Kategorien (capacities) ergeben:
# Community Governance
# Konfliktmanagement (Conflict management)
# Technische Fähigkeiten (Technical skills)
# Neue Mitglieder gewinnen / Umgang mit neuen Mitgliedern (New contributor engagement and growth)
# Partnerschaften (Partnerships)
# Kommunikation (Communications & Media Realtions)
 
Ziel des Programm ist es, sicher zu stellen, dass alle Communities und vor allem neue Communities in der Lage sind, nach Hilfe in diesen Bereichen zu fragen, bspw. Trainings bereitstehende Ressourcen und Materialien anzufragen.
 
Das Pilotprojekt wurde in drei verschiedenen Communities und in folgenden Ländern: Indien Brasilien, Ukraine durchgeführt. Es handelte sich dabei um Weiterbildungen vor Ort und in der jeweiligen Landessprache. Nach dem Pilot wurde das Curriculum entwickelt und als [https://meta.wikimedia.org/wiki/Community_Capacity_Map Community Capacity Map] veröffentlicht. Die ursprünglich 6 Kategorien wurden in insgesamt 34 aufgeteilt.
Auf [https://meta.wikimedia.org/wiki/Community_Capacity_Map dieser Meta-Seite] findet man eine Beschreibung der einzelnen Kategorien und Anweisungen, wie man selbst evaluieren kann, welche Potenziale innerhalb der eigenen Community bereits ausgeschöpft werden und welche nicht. Die entsprechende Kategorie wird entweder mit niedrig (low), medium oder hoch (high) bewertet. Außerdem gibt es eine Tabelle, die die aktuelle Evaluierung einzelner Communities anzeigt. Alle Communities sind dazu eingeladen sich in die Tabelle einzutragen.
 
Was bringt diese Form der Selbstevaluierung?
Es gibt natürlich der WMF einen Überblick, wie es um die Communities steht und dadurch die Möglichkeit, ungenutzte Potentiale der Foundation aufzudecken.
Außerdem sind Communities in der Lage, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu evaluieren, wo Handlungsbedarf besteht. Asaf betonte mehrmals, dass dies von den Communities selbst bestimmt werden soll, ob sie Unterstützung in diesen Bereichen benötigen. Welche Hilfe in Anspruch genommen wird oder nicht hängt immer vom eigenen Kontext ab (z.B. kulturellen Kontext). Diese Umstände kann er der Tabelle nämlich nicht entnehmen.
 
Communities können sich jeder Zeit an Asaf wenden. Er unterstützt sie gerne mit Trainingsmaterialien und anderen Ressourcen.
Du möchtest herausfinden welche Potenziale deine Community noch ausschöpfen kann? [https://meta.wikimedia.org/wiki/Community_Capacity_Map/Guidelines Hier findest du heraus wie es geht.]
 
Übrigens sind diese Richtlinien nicht nur für Wikimedia Communities interessant. Auch alle anderen Bewegungen und Vereine können davon profitieren. Ich werde sie verwenden, um ungenutzte Potenziale in [https://openknowledgemaps.org/ Open Knowledge Maps] aufzuspüren ;-).


===== Was hat mir die Teilnahme an der Wikimania gebracht? =====
===== Was hat mir die Teilnahme an der Wikimania gebracht? =====
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Die Wikimania 2018 hat mich für die Themen Inklusion, Knowledge Equity, und Diversity sensibilisiert und mich auch dazu bewegt, meine eigenen Privilegien zu hinterfragen.
Ich kann die Konferenz jedem empfehlen, denn die Wikimania gibt nicht nur Einblicke in die Wikimedia Communities und Projekte, sondern auch in einige der dringendsten gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit. Als Außenstehende bin ich der Wikimedia Community sehr dankbar für ihren offenen Umgang mit diesen Problemen innerhalb ihrer eigenen Bewegung.
 
„Difference is a teacher. Fear difference, you learn nothing“ ([https://en.wikipedia.org/wiki/Hannah_Gadsby Hannah Gadsby])
Auf der Wikimania habe ich in vielen Sessions die Bereitschaft gesehen, gemeinsam Lösungen zu entwickeln um die Wikimedia Bewegung sicherer, inklusiver und einladender zu gestalten und somit in Zukunft die Teilhabe aller zu ermöglichen.
Inklusion heißt auch, dass wir uns verschiedene Perspektiven anhören, dass wir und unsere Communities dazu lernen müssen und zu mehr Empathie zu motivieren. Nur durch einen offenen Dialog können wir gemeinsam an Lösungsansätzen arbeiten.
 
Auch den Output, den die Wikimedia allen zugänglich macht, kann ich in meiner eigenen Arbeit verwenden. Mindestens zwei der Sessions die ich besucht habe, bieten wiederverwertbare Ideen und Materialien für Community Engagement an: [https://wikimania2018.wikimedia.org/wiki/Program/Lessons_from_creating_a_diversity_toolkit Lessons from creating a diversity toolkit] und [https://meta.wikimedia.org/wiki/Community_Capacity_Development Community Capacity Development].
 
Es gab außerdem in der [https://wikimania2018.wikimedia.org/wiki/Program/Poster_and_art_reception Postersession], in der wir die Arbeit unseres Vereins [https://openknowledgemaps.org/ Open Knowledge Maps] vorstellen konnten, Gelegenheit neue Kontakte zu knüpfen.
Vielen Dank für diesen sehr wertvollen Austausch! Ich komme gerne wieder.


==== Derhuti (Stipendiat) ====
==== Derhuti (Stipendiat) ====
===== Bericht von einer Einzelveranstaltung =====
===== Bericht von einer Einzelveranstaltung =====
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Das Thema Urheberrecht stand bei mehreren Veranstaltungen – [https://wikimania2018.wikimedia.org/wiki/Program/Copyright_-_what_could_possibly_go_wrong%3F_Copyfights_as_a_global_challenge Copyright - what could possibly go wrong? Copyfights as a global challenge] und [https://wikimania2018.wikimedia.org/wiki/Program/EU_Copyright_Reform:_Google_vs._the_content_industry._Is_Wikimedia_stuck_in_the_middle%3F EU Copyright Reform: Google vs. the content industry. Is Wikimedia stuck in the middle?] – im Mittelpunkt.
 
In der EU wurde der Beschluss einer [https://en.wikipedia.org/wiki/Directive_on_Copyright_in_the_Digital_Single_Market Copyright-Reform] – auch auf massiven Druck durch Wikimedia und andere zivilgesellschaftliche Initiativen hin – vorerst verhindert und die Diskussion auf den Herbst vertragt. Ana und Dimi, die Wikimedia in Brüssel vertreten, haben die Community über den Stand der Debatte informiert: der bislang vorliegende Entwurf enthält einige positive Änderungen (Ausnahmen für den Bildungsbereich, Panoramafreiheit und einen Schutz der Public Domain), würde aber zwei besonders problematische Neuerungen bringen: eine sogenannte Link-Steuer sowie verpflichtende Upload-Filter für nutzergenerierte Inhalte.
 
Der Rahmen der Diskussion habe sich in den vergangenen Jahren verändert: Es würde nicht mehr vom Schutz von Kunst gesprochen, sondern von "content", von Inhalten. Die Content Industry, Verlage etwa, möchte ihre Inhalte gewinnmaximierend verwerten, um eine "value gap" zu schließen. Auf der anderen Seite stehen die globalen Online-Plattformen, "big tech", die mit der Darstellung von Inhalten viel Geld verdienen. Auf eine Gruppe wird in der politischen Diskussion jedoch oft vergessen: die Nutzerinnen und Nutzer. Wikipedia hat hier eine besondere Position zwischen den beiden Polen: die Community nutzt Informationen, und sie generiert gleichzeitig neue Inhalte.
 
Durch die Diskussion wurde klar, dass die Copyright-Reform in Europa weltweite Auswirkungen haben wird: viele Regierungen planen Reformen des Urheberrechts und werden sich an einer neuen europäischen Lösung orientieren – im Guten wie im Schlechten. Diese Regelungen können sehr konkrete Auswirkungen auf den Alltag der Menschen haben: in Südafrika sind laut einem Teilnehmer Schulbücher für große Teile der Bevölkerung kaum oder nicht erschwinglich, unter anderem weil der Parallel-Import von Büchern verboten ist. Eine Teilnehmerin aus einem südamerikanischen Land berichtete von Polizei-Razzien in Copyshops, die von den Behörden geschlossen wurden. 
 
Klar ist für mich: Wikipedia sollte in den Policy-Diskussionen um das Urheberrecht – und generell stets dann, wenn es um das Verteidigen von Meinungs- und Informationsfreiheit geht – eine starke Stimme sein und aktiv Lösungsvorschläge einbringen.
 
Spannend, unterhaltsam und nützlich waren mehrere [https://wikimania2018.wikimedia.org/wiki/Lightning_talks#Friday Lightning Talks], bei denen verschiedenste Initiativen vorgestellt wurden: etwa der [http://www.kiwix.org/ Kiwix offline Wikipedia Reader], der [https://meta.wikimedia.org/wiki/Keeping_events_safe Keeping Events Safe Guide], [http://wikidata.org/wiki/WD:1 Wikidata in One Page] und der [https://tools.wmflabs.org/wikidata-terminator/#/ Wikidata Terminator], der Wikidata items ohne Beschreibungen aufspürt.
 
Ein Update der [https://meta.wikimedia.org/wiki/Sustainability_Initiative Sustainability Initiative] hat gezeigt, dass bei Umweltschutz und Nachhaltigkeit noch massiver Aufholbedarf besteht: Nur 9% der Energie für Wikipedia-Server kam 2017 aus erneuerbaren Energiequellen.


===== Was hat mir die Teilnahme an der Wikimania gebracht? =====
===== Was hat mir die Teilnahme an der Wikimania gebracht? =====
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Es war meine erste Wikimania und ein sehr positives Erlebnis (vom subjektiven Sicherheitsgefühl rund um das Veranstaltungshotel vielleicht abgesehen). Cape Town als Konferenzort fand ich sehr bereichernd, ebenso wie den Fokus der Konferenz auf Diversität und Inklusion. Ich konnte zahlreiche spannende neue Kontakte knüpfen und interessante Diskussionen führen.
 
Schade war, dass die Pre-Konferenz "Decolonizing the Internet" nur auf Einladung zugänglich war, es aber keinen für mich nachvollziehbaren Bewerbungsprozess gab.  


Ich konnte insbesondere aus den Policy Diskussionen vieles für mein Engagement für Informationsfreiheit und staatliche Transparenz mitnehmen. Etwas überrascht hat mich, dass es zwischen der Wikimedia-Community und der Transparenz- bzw. "Right to Know"-Community, in der ich mich viel bewege, global bislang nur recht wenig Kooperation zu geben scheint – obwohl beide versuchen, den freien Zugang zu Wissen und Information voranzutreiben. In Österreich, wie auch in Deutschland, [https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:F%C3%B6rderung/Geb%C3%BChrenerstattungen_f%C3%BCr_Beh%C3%B6rdenanfragen übernimmt die Wikimedia] ja bereits Gebühren bei Auskunftsbegehren über [http://fragdenstaat.at/ FragDenStaat.at]. Hier sehe ich die Möglichkeit, neue und stärkere Brücken zwischen den Communities zu bauen. Vielen Dank für die Gelegenheit, teilnehmen zu können!


==== Loht (Stipendiat) ====
==== Loht (Stipendiat) ====
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