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Benutzer:Philip Kopetzky/Wikimania 2013

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Impressionen zur Wikimania 2013 in Hongkong.

Allgemeine Eindrücke

Hongkong ist eine eindrucksvolle Stadt. Eingezwängt zwischen Bergen und dem Meer auf einer kleinen Insel, fasziniert alleine der Erfindungsreichtum was die Nutzung des kargen Platzes anbelangt. Analog dazu konnte man im Hotel Ibis North auf Hongkong Island auch bei mittlerem Preisniveau auch nicht sonderlich viel Platz erwarten: Im 21. Stockwerk (von ca. 35!) hatte man auf ca. 4x3 Metern sein Zimmer. Nur ein Bruchteil davon war für ein Badezimmer eingeplant, was für durchaus unterhaltsame Situationen beim Benutzen der Dusche und des WCs sorgte. Dass das ganze Hotel nur über zwei Aufzüge verfügt, machte selbst die Treppe zu einer zeitlich sinvollen Alternative.

Das subtropische Klima in Hongkong trug das seinige dazu bei, dass Aufenthalte außerhalb von eiskalt klimatisieren Räumen in der Stadt auf ein Minimum beschränkt werden. Die schwüle Luft ist durchaus gewöhnungsbedürftig, vor allem im August sah man daher selbst um Mitternacht noch genug Menschen, die ihren Hobbies und Freizeitaktivitäten nachgingen.

Der Veranstaltungsort in Kowloon war von North Point sehr einfach mit dem sehr billigen und guten Öffi-Netz zu erreichen. Für eine Fahrt nur 38 Eurocent bezahlen zu müssen würde man sich auch in Wien wünschen ;-)

Tag -1

Idealab

Am Tag vor dem Beginn der Wikimania fand ein Ideen-Workshop statt, in dem Ideen zur Wiki-Bewegung gesammelt wurden. Ausgerichtet war die Veranstaltung scheinbar nur auf Leute, die bereits konkrete Ideen hatten und Unterstützung/Skills/Geld dafür suchten. Sollte man das nächste Mal besser ausschreiben, so war das dann doch zu spezfisch und für "normale" Wiki-Autoren nicht sonderlich gut geeignet.

WCA Meeting

Meeting der WCA, Austritt von WMFR aufgrund der "Bürokratie" in der WCA.

Die Wikimedia Chapters Association ist/war ein Zusammenschluss der Chapters, um sich untereinander auszutauschen und gegenüber der Foundation einen organisierten Verband aufzubauen. Das Meeting war geprägt von dem Streit um Sinn und Zweck der Wikimedia, den zwar auch das französische Chapter (WMFR) nicht in Frage stellte, jedoch die "ausufernde Bürokratie" der Association bemängelte und forthin austrat. Nachdem WMFR allerdings ein sowohl finanziell als auch personell bedeutendes Chapter ist, war dies ein schwerer Rückschlag für die WCA - das Endergebnis war eine Evaluation der WCA.

Tag 1

Wikimedia Chapters – The coolest projects of the Wikimedia Chapters – be inspired

Am ersten Tag stand zu Beginn eine zweistündige Präsentation auf dem Programm, bei der es um interessante Projekte der einzelnen Chapters ging und den anderen Chapters Anreize für neue Ideen geben sollte, präsentiert von Vertretern von WMDE und WMNL.

Die gezeigten Projekte waren teils vergleichbar mit dem, was in der deutschsprachigen Community gemacht wird (Stichwort: Fotoflüge), reichen aber auch zu völlig anderen Ideen wie dem Projekt einer Offline-Wikipedia auf einem USB-Stick durch WMFR für Entwicklungsländer, in denen es mit einer Internetverbindung nicht weit hin ist.

Am interessantesten für mich persönlich war ein Projekt in Polen, wo für Wikisource und andere Projekte Hörproben in Wilmesaurisch gesammelt wurden. Auch wenn das dortige Projekt mit erheblichen Aufwand betrieben wurde, so war doch die Erkenntnis, dass die Aufnahmen auch mit einem normalen Mobiltelephon gemacht werden könnten, recht motivierend. Es wäre also nicht sonderlich aufwendig, ein solches Projekt z.B. in Österreich für gewisse Mundarten zu machen.

Präsentation einsehbar unter http://prezi.com/8vsfcaanlvyv/cool-projects-be-inspired-final-version/?utm_campaign=share&utm_medium=copy

Wiki Ecology

"Wiki Ecology" befasste sich mit der Analyse von Wikis und stellte drei Studien vor, die sich mit Verhalten von Benutzern in verschiedenen Wikis auseinandersetzten. Die nachfolgenden Ergebnisse sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, da zwar interessante Ansätze präsentiert wurden, aber weder genug Material analysiert worden ist, noch konkrete Aussagen getroffen werden können. Es gibt aber interessante Anhaltspunkte:

  • Die erste Studie befasste sich mit der Frage, ob Wikis sich gegenseitig Benutzer und Arbeitszeit wegnehmen. Interessanterweise scheint aber das Gegenteil der Fall zu sein: Bearbeitungen in einem speziellen Teilgebiet eines Wikis erzeugten auch Bearbeitungen in anderen Wikis, teilweise von denselben Benutzern.
  • Die zweite Analyse beschäftigte sich mit der Verwaltung von Wikis - interessant ist dabei, dass je mehr Bearbeitungen in einem Wiki gemacht werden, desto mehr Reverts (=rückgängig machen von Bearbeitungen) gibt es und auch die Zahl der Administratoren bleibt gleich

Wikimania 2013-Seite

Big Brother Is Watching - Obsession of Control In a Seemingly Free Movement

Eine Präsentation zum Thema der Überwachung. Dabei wurde die immer wieder gern verwendete Metapher eines Panoptikums verwendet, die allerdings im Zuge der Diskussion als unzutreffend befunden wurde, da dies nur in sehr eingeschränkten Themenfeldern möglich wäre und selbst dort in großen Wikis keiner die Möglichkeit hat, alles und jeden zu überprüfen.

Dennoch hatte die Präsentation etwas für sich, da aufgezeigt wurde, dass die Reglementierungswut in einzelnen Wikipedia Überhand nimmt, so finden sich alleine in der en-Wikipedia ca. 1200 Regeln und Hinweisseiten, was eingesessenen Benutzern den Vorteil verschafft, Neueinsteiger erstmal mit einem komplizierten Regelwerk zu überwältigen und somit berechtigte Anliegen in der Bürokratie zu ersticken. Das sollte man sich bei der Erstellung von MBs, die keine alten Regeln mit abschaffen, auch einmal in Erinnerung rufen.

Government Generated Content and an opportunity to fix copyright

In diesem Meeting gings hauptsächlich darum, wie die Wiki-Bewegung Regierungen beeinflussen kann, um die Urheberrechtslage positiv zu beeinflussen. Dabei wurden einige Beispiele genannt, wo solch ein Eintreten Erfolg hatte bzw. keinen Erfolg hatte. Richtig sinnvolle Ansätze, um die Situation zu verbessern, waren allerdings leider nicht zu finden.

Chapters in Numbers

Ein durchaus interessanter Ansatz, die krassen Unterschiede zwischen den Chaptern in Zahlen zu fassen und herauszufinden, wie diese Unterschiede zustande kommen. So kann etwa WMDE mit mehr als 9 Millionen Dollar pro Jahr planen, während das nächstgrößte Chapter nur im Bereich zwischen 1 und 2 Millionen Dollar liegt. Leider waren die Zahlen nicht differenziert genug, wodurch es auch den anwesenden Personen von der Foundation schwer fiel, das Gesamtbudget aufzudröseln (ein ziemlich großer Teil des WMDE-Budgets ist z.B. an die Entwicklung von Wikidata gebunden).

Fazit: Interessantes Thema, vielleicht gibts dazu nächstes Jahr konkretere Zahlen.

Chapters Exchange: When organisations work together as peers

Eine Präsentation der am Tag zuvor in Retrospektive geschickten WCA, die im Endeffekt als Verkündigung der Ergebnisse vom Vortag umfunktioniert wurde. Vertreter der Foundation äußerten ihr Bedauern über den Austritt von WMFR und betonten, dass die WCA durchaus wünschenswert sei, um den Austausch untereinander zu fördern und Hilfe bei der Entwicklung von neuen Chapters zu verbessern. Mal sehen wie der Zustand der WCA nächstes Jahr in London aussieht.

Tag 2

Keynote Charles Mok

Eine sehr eindrucksvolle Präsentation zur Freiheit des Internets in Hongkong und der Volksrepublic China, mit interessanten Fakten und Zahlen zu Themen wie der Zensur in China und den behördlichen Ermittlungen in Hongkong, die ein erstaunlich hohes Ausmaß angenommen haben. Die Folien alleine sind mMn lesenswert und online hier auffindbar.

Wiki Makes Video - Towards a More Visual Encyclopedia

Diese Präsentation beschäftigte sich mit dem Thema der vermehrten Darstellung von Wissen in Video-Form und was für diese Art der medialen Aufbereitung von Wissen notwendig ist. Grundtenor der kurzen Präsentation war, dass jeder mit einem neueren Smartphone in der Lage ist, Videos anhand eines simplen Scripts zu erstellen. Beispiele dafür sind etwa die Zubereitung von Speisen, die mittels Schnittechnik im Zeitraffer erstellt werden - ein interessanter Ansatz etwa für unsere Kochtreffen!

Are Wikimedians french or zombies? A tale of moaning.

Eine kurze, humorvolle Präsentation, die sich mit dem Rumgejammer im Wikiversum beschäftigte. Interessant auch, dass auch bei Meta-Benutzern (also jene, die sich mit der Foundation und übergreifenden Themene verschiedener Wikis beschäftigen) ein gewisser Erschöpfungsgrad bemerkbar ist und gerne rumgejammert wird. Eher als Humoreinlage als als seriöser Beitrag zu verstehen - aber gut zu wissen, dass Müdigkeitserscheinungen nicht nur auf die deutschsprachige Wikipedia beschränkt ist ;-)

The Wikipedian Condition

Ein Beitrag über soziale Verhältnisse im Wikiversum, wieder mit dem allseits beliebten Panoptikum als Beispiel. Die Ergebnisse, die hier im Rahmen einer universitären Arbeit ermittelt wurden, widersprachen teilweise anderen Analysen vom Vortag.

Wikimania-Seite

Discussing Our Legal Strategy Going Forward: A Talk with the WMF General Counsel

Wohl einer der interssanteren Beiträge. Das Legal Team der Foundation stellte sich vor und besprach einige Fälle, die in den letzten Jahren in Punkto Urheberrecht besonders viel Aufmerksamkeit erzeugten. Dabei handelt es sich meist um Fälle, wo Bilder auf Commons gelöscht wurden, da das Urheberrecht in den USA nicht zu umgehen sei und aufgrund von Präzdenzfällen im Gerichtsbezirk, in dem die Foundation sich befindet, ein Entscheidung zugunsten der Foundation im Falle eines Rechtsstreits nicht zu erwarten gewesen wäre.

Dies war vor allem bei der Aktion "Wiki loves Public Art" ein Problem, wo zwar in Deutschland das Fotografieren öffentlicher Kunst erlaubt ist, in den USA aber ein Urheberrecht darauf besteht. Eine Stiftung eines bekannten Künstlers schickte darauf eine Abmahnung an die Foundation, die sich gezwungen sah, die Fotos auf Commons zu löschen.

Nach der Beschreibung dieses Falls fragten sich einige Personen im Auditorium, wieso dann die Foundation die Server in den USA belasse - die einfache Antwort: In den USA ist der Betreiber eines Servers nicht sofort dafür haftbar, wenn dritte Personen Inhalte hochladen, die das Urheberrecht oder andere Rechte verletzen. Dies sei ein immenser Vorteil, der in keinem anderen Land zu finden sei, weshalb man die (geringen) Nachteile in Kauf nehmen müsse.

Wikimania 2013 Seite

Challenges to the Arabic Wikipedia: Stories from Different Volunteers

Eine andere Wikipedia mal von Autoren beschrieben: Die Eindrücke von der arabischen Wikipedia sind nach dieser Präsentation recht vielfältig. Zum einen glauben viele Personen im arabischen Raum, dass Wikipedia von einem feststehenden Kreis an hauptberuflichen Autoren geschrieben werde, was einen eindeutigen Nachholbedarf bei der Erklärung der Funktionsweise der Wikipedia aufweist. Zum anderen scheint die Internet-Infrastruktur im arabischen Raum so mangelhaft, dass selbst die Wikipedia nur schwer zu erreichen ist - eine Tatsache, die wohl nicht so gut bekannt ist und einiger Öffentlichkeitsarbeit bedarf, um dafür ein Bewusstsein zu schaffen.

Das Ziel der Präsentation, Aufmerksamkeit und Hilfe für die arabische Wikipedia zu generieren, wurde mMn durchaus erfüllt. Es fanden sich einige Personen, die ihre Hilfsbereitschaft signalisierten (was daraus wird, finden wir vielleicht nächstes Jahr heraus).

Wikimania 2013 Seite

Tag 3

Wikimedia Foundation and the Bad Apple – How Freedom of Panorama Conflict Was Handled and what can be done

Eine Präsentation, die sich wie die Präsentation des Legal Teams am Vortag mit dem Problem der Panoramafreiheit und Urheberrechtsfragen beschäftigte. Es wurde in der Diskusion nach Lösungsansätzen gesucht, mit denen die bestehenden Probleme gelöst bzw. umgangen werden könnten, allerdings blieb es bei reinen Konzepten, die nach Sicht der Foundation nicht so einfach umsetzbar seien.

Wikimania 2013 Seite

Fazit

Viele mögen sich nun Fragen: Was bringt eine solche Wikimania bei den großen Kosten für den Event?

Vielleicht sollte man sich zuerst in Erinnerung rufen, dass die Wikimania eine Veranstaltung für alle Projekte der Wikimedia Foundation und befreundeten Organisationen (wie etwa Mozilla) ist. Viele Personen in beiden Organisationen sind rund um die Welt verstreut und treffen sich nur einmal im Jahr bei der Wikimania persönlich. Man kann daher die Wikimania (auch was weit enfernte Chapter wie Australien, Kanada, usw.) als Werkzeug für das Bilden sozialer Netzwerke verstehen, die über persönliche Treffen gebildet oder vertieft werden. Dies beinhaltet auch einen Erfahrungsaustausch, wo man z.B. die Probleme in der deutschsprachigen Wikipedia vortragen und Lösungsansätze in anderen Wikis erfahren kann, und natürlich umgekehrt. In diesem Sinne ist die Wikimania ein zentrales Organ der Wiki-Bewegung, ohne dem die Koordination und Zusammenarbeit der Wikimedia deutlich schlechter funktionieren würde. Mit der Entscheidung für bestimmte Veranstaltungsorte kann man zudem neue Impulse für das gastgebende Chapter schaffen, die für die Durchführung der Wikimania Strukturen schaffen müssen und später für andere Projekte des Chapters nutzen können.

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