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==== Rahmenbedingungen ==== | ==== Rahmenbedingungen ==== | ||
===== Unsicherheit und Komplexität ===== | |||
Unser Engagement im Rahmen der internationalen 2030 Strategie (Weiterentwicklung des Volunteer Support Netzwerks, regionale Hubs und Neuordnung der internationalen Governance-Strukturen) zeichnet sich vor allem durch Unsicherheit und Komplexität aus, entsprechend setzen wir hier auf nicht auf linear-kausale Planungstechniken, sondern einen ressourcenbasierten Ansatz im Sinne von Effectuation. Konkret bedeutet das für uns, dass wir unsere Stärken und Expertise (insbesondere in den Bereichen Communityarbeit und Governance) gezielt einsetzen, die verfügbaren zeitlichen und finanziellen Ressourcen quantifizieren, leistbare Verluste benennen und schließlich in Zusammenarbeit mit aufgeschlossenen Partner*innen unsere Ideen umsetzen und weiterentwickeln. Weitere Richtungsentscheidungen und Etappenziele werden zusammen mit den beteiligten Partner*innen diskutiert und entschieden. Effectuation ist eine somit eine iterative Methodik der kleinen Schritte und ermöglicht Innovation mit überschaubaren Risiken. | Unser Engagement im Rahmen der internationalen 2030 Strategie (Weiterentwicklung des Volunteer Support Netzwerks, regionale Hubs und Neuordnung der internationalen Governance-Strukturen) zeichnet sich vor allem durch Unsicherheit und Komplexität aus, entsprechend setzen wir hier auf nicht auf linear-kausale Planungstechniken, sondern einen ressourcenbasierten Ansatz im Sinne von Effectuation. Konkret bedeutet das für uns, dass wir unsere Stärken und Expertise (insbesondere in den Bereichen Communityarbeit und Governance) gezielt einsetzen, die verfügbaren zeitlichen und finanziellen Ressourcen quantifizieren, leistbare Verluste benennen und schließlich in Zusammenarbeit mit aufgeschlossenen Partner*innen unsere Ideen umsetzen und weiterentwickeln. Weitere Richtungsentscheidungen und Etappenziele werden zusammen mit den beteiligten Partner*innen diskutiert und entschieden. Effectuation ist eine somit eine iterative Methodik der kleinen Schritte und ermöglicht Innovation mit überschaubaren Risiken. | ||
===== Covid-19 Pandemie ===== | |||
Ein wichtiges Instrument für unsere Arbeit mit den Freiwilligen ist unsere jährliche Communitybefragung. Hier war 2021 zum ersten Mal seit dem Start der Befragung in 2015 ein merkbares Absinken der Motivation unserer Ehrenamtlichen zu verzeichnen (70% statt 80%). Zusammen mit den Rückmeldungen zu anderen Themenkomplexen (Unterstützungsangebote, Freifeld für generelles Feedback etc) ergibt sich ein kohärentes über die negativen Konsequenzen der Pandemie für unsere Communitys. Insbesondere die persönlichen Treffen, der direkte Austausch auch offline mit dem WMAT-Team und anderen Freiwilligen sowie das Fehlen motivierender Ereignisse wie internationale Events wurden als Gründe angeführt. Verschärft wird die Situation durch die Tatsache, das selbst in Zeiten in denen aufgrund niedriger Inzidenzen mehr gemeinsame Aktionen möglich wären, WMAT als einzige Organisation im deutschsprachigen Raum an die nach wie vor global geltenden Beschränkungen der Wikimedia Foundation gebunden ist. WMDE und WMCH können sich durch ihre Fundraisingprivilegien selbst finanzieren und sind nicht an Grants gebunden, an die diese Einschränkungen geknüpft sind. Das verschärft die ohnehin bestehende Marginalisierung der österreichischen Communitys im deutschsprachigen Raum. | Ein wichtiges Instrument für unsere Arbeit mit den Freiwilligen ist unsere jährliche Communitybefragung. Hier war 2021 zum ersten Mal seit dem Start der Befragung in 2015 ein merkbares Absinken der Motivation unserer Ehrenamtlichen zu verzeichnen (70% statt 80%). Zusammen mit den Rückmeldungen zu anderen Themenkomplexen (Unterstützungsangebote, Freifeld für generelles Feedback etc) ergibt sich ein kohärentes über die negativen Konsequenzen der Pandemie für unsere Communitys. Insbesondere die persönlichen Treffen, der direkte Austausch auch offline mit dem WMAT-Team und anderen Freiwilligen sowie das Fehlen motivierender Ereignisse wie internationale Events wurden als Gründe angeführt. Verschärft wird die Situation durch die Tatsache, das selbst in Zeiten in denen aufgrund niedriger Inzidenzen mehr gemeinsame Aktionen möglich wären, WMAT als einzige Organisation im deutschsprachigen Raum an die nach wie vor global geltenden Beschränkungen der Wikimedia Foundation gebunden ist. WMDE und WMCH können sich durch ihre Fundraisingprivilegien selbst finanzieren und sind nicht an Grants gebunden, an die diese Einschränkungen geknüpft sind. Das verschärft die ohnehin bestehende Marginalisierung der österreichischen Communitys im deutschsprachigen Raum. | ||
Unsere Erfahrungen und unsere Metriken der letzten 1,5 Jahre zeigen, dass unser Handlungsspielraum und damit das Erreichen unserer Ziele entscheidend von der weiteren Entwicklung der Pandemie und dem Umgang der Wikimedia Foundation mit dem Thema abhängig sein werden. Wir fordern, die Entscheidung darüber, welche Maßnahmen zum Schutz der Angestellten und Freiwilligen nötig sind wieder zurück in die Hände der betroffenen Organisationen gegeben wird. Anders als zu Beginn der Pandemie, gibt es keine One-size-fits-all-Lösungen mehr, da sich das Infektionsgeschehen regional und lokal sehr unterschiedlich entwickelt. | Unsere Erfahrungen und unsere Metriken der letzten 1,5 Jahre zeigen, dass unser Handlungsspielraum und damit das Erreichen unserer Ziele entscheidend von der weiteren Entwicklung der Pandemie und dem Umgang der Wikimedia Foundation mit dem Thema abhängig sein werden. Wir fordern, die Entscheidung darüber, welche Maßnahmen zum Schutz der Angestellten und Freiwilligen nötig sind wieder zurück in die Hände der betroffenen Organisationen gegeben wird. Anders als zu Beginn der Pandemie, gibt es keine One-size-fits-all-Lösungen mehr, da sich das Infektionsgeschehen regional und lokal sehr unterschiedlich entwickelt. | ||
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==== Rahmenbedingungen ==== | ==== Rahmenbedingungen ==== | ||
===== Covid-19 Pandemie ===== | |||
Da Freie Inhalte zu einem guten Anteil das Ergebnis unserer Freiwilligenförderung darstellen, ergibt sich ein enger Zusammenhang mit den oben dargestellten Herausforderungen rund um Covid-19 und dem Ausmaß der Einschränkungen, die in dieser Hinsicht künftig zu erwarten sind. | Da Freie Inhalte zu einem guten Anteil das Ergebnis unserer Freiwilligenförderung darstellen, ergibt sich ein enger Zusammenhang mit den oben dargestellten Herausforderungen rund um Covid-19 und dem Ausmaß der Einschränkungen, die in dieser Hinsicht künftig zu erwarten sind. | ||
Ein mangelndes Interesse der oberen Führungsebenen an Digitalisierung im Allgemeinen und Skepsis gegenüber Freiem Wissen im Besonderen, waren bisher häufig große Hürden für erfolgreiche große GLAM-Projekte in Österreich. Hier lassen sich im Rahmen der Pandemie (hoffentlich nachhaltig) positive Entwicklungen erwarten, da viele Institutionen kreativer werden müssen, um ihrem Auftrag gerecht zu werden und Zugang zu ihren Inhalten auch unter erschwerten Bedingungen zu ermöglichen. | Ein mangelndes Interesse der oberen Führungsebenen an Digitalisierung im Allgemeinen und Skepsis gegenüber Freiem Wissen im Besonderen, waren bisher häufig große Hürden für erfolgreiche große GLAM-Projekte in Österreich. Hier lassen sich im Rahmen der Pandemie (hoffentlich nachhaltig) positive Entwicklungen erwarten, da viele Institutionen kreativer werden müssen, um ihrem Auftrag gerecht zu werden und Zugang zu ihren Inhalten auch unter erschwerten Bedingungen zu ermöglichen. | ||
==== Ausblick 2023-24 ==== | |||
Ausgehend von Pilotprojekten in 2022 (Wikimedians in Residence der Stadt Linz, virtuelle Kulturveranstaltungsreihe) möchten wir künftig Contentpartnerschaften in Österreich verstärkt vorantreiben, auch mit dem Ziel insbesondere Inhaltslücken in den Projekten zu schließen. Kultur- und Gedächtnisorganisationen, die dafür in Frage kommen gibt es zahlreich, bisherige Hürden sehen wir vor allem in einem Rückstand hinsichtlich Digitalisierung in vielen österreichischen Organisationen sowie mangelnden zeitlichen Ressourcen und Fertigkeiten (technische Expertise, Data Literacy) auf beiden Seiten. Hier gilt es über Förderungen und Partnerschaften die Handlungsspielräume zu erweitern. | Ausgehend von Pilotprojekten in 2022 (Wikimedians in Residence der Stadt Linz, virtuelle Kulturveranstaltungsreihe) möchten wir künftig Contentpartnerschaften in Österreich verstärkt vorantreiben, auch mit dem Ziel insbesondere Inhaltslücken in den Projekten zu schließen. Kultur- und Gedächtnisorganisationen, die dafür in Frage kommen gibt es zahlreich, bisherige Hürden sehen wir vor allem in einem Rückstand hinsichtlich Digitalisierung in vielen österreichischen Organisationen sowie mangelnden zeitlichen Ressourcen und Fertigkeiten (technische Expertise, Data Literacy) auf beiden Seiten. Hier gilt es über Förderungen und Partnerschaften die Handlungsspielräume zu erweitern. | ||
Ein weiteres Anliegen ist es uns, mittelfristig die Nachnutzung freier Inhalte auf breiter Basis in Österreich und Europa zu fördern, indem wir niedrigschwellige und verständliche Angebote und Leitfäden dazu erstellen und verbreiten. | Ein weiteres Anliegen ist es uns, mittelfristig die Nachnutzung freier Inhalte auf breiter Basis in Österreich und Europa zu fördern, indem wir niedrigschwellige und verständliche Angebote und Leitfäden dazu erstellen und verbreiten. | ||
== Freies Wissen: Bewusstsein und Veränderung == | === Freies Wissen: Bewusstsein und Veränderung === | ||
''„Gemeinsam mit Partner*innen möchten wir politische Veränderungen zugunsten Freien Wissens auf verschiedenen Ebenen mitgestalten und Menschen dabei unterstützen das Internet auch als offene und öffentliche Ressource zu nutzen.“'' | ''„Gemeinsam mit Partner*innen möchten wir politische Veränderungen zugunsten Freien Wissens auf verschiedenen Ebenen mitgestalten und Menschen dabei unterstützen das Internet auch als offene und öffentliche Ressource zu nutzen.“'' | ||
=== Zentrale Handlungsfelder === | ==== Zentrale Handlungsfelder ==== | ||
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=== Rahmenbedingungen === | ==== Rahmenbedingungen ==== | ||
===== Advocacy ===== | |||
Dank stabiler strategischer Partner*schaften, rechtlicher Expertise im Vorstand und anderen Gremien sowie der verlässlichen Unterstützung der Kolleg*innen der Brüssler Free Knowledge Advocacy Gruppe, kann WMAT trotz schlanker Strukturen und ohne eigene bezahlte Stelle, effektive Advocacyarbeit leisten. Allerdings trägt dies nur im bisherigen Rahmen der mehr oder wenigen reaktiven Ausrichtung auf Gesetzgebungsprozesse, die direkte Auswirkungen auf unsere Projekte haben. 2021 starteten wir mit ORF.Wie Wiki unsere erste proaktive Kampagne, rund um die Wahl des neuen ORF-Chefs, um für mehr freie Inhalte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu werben. Möglich war dies nur durch ein Corona-bedingtes Finanzpolster (Gelder, die aufgrund der Restriktionen nicht anderweitig verbraucht werden konnten). Künftige Initiativen benötigen daher entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen (siehe Fundraising-Strategie). | Dank stabiler strategischer Partner*schaften, rechtlicher Expertise im Vorstand und anderen Gremien sowie der verlässlichen Unterstützung der Kolleg*innen der Brüssler Free Knowledge Advocacy Gruppe, kann WMAT trotz schlanker Strukturen und ohne eigene bezahlte Stelle, effektive Advocacyarbeit leisten. Allerdings trägt dies nur im bisherigen Rahmen der mehr oder wenigen reaktiven Ausrichtung auf Gesetzgebungsprozesse, die direkte Auswirkungen auf unsere Projekte haben. 2021 starteten wir mit ORF.Wie Wiki unsere erste proaktive Kampagne, rund um die Wahl des neuen ORF-Chefs, um für mehr freie Inhalte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu werben. Möglich war dies nur durch ein Corona-bedingtes Finanzpolster (Gelder, die aufgrund der Restriktionen nicht anderweitig verbraucht werden konnten). Künftige Initiativen benötigen daher entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen (siehe Fundraising-Strategie). | ||
===== Bildung ===== | |||
Unsere Universitätsprojekte möchten wir im Rahmen der neuen Strategie grundlegend auf den Prüfstand stellen und insbesondere kaum skalierbare, personalintensive Konzepte künftig nicht weiterverfolgen. | |||
==== Ausblick 2023-24 ==== | |||
=== | ===== Advocacy ===== | ||
Mittel- bis langfristig verfolgen wir sowohl in Österreich als auch auf EU-Ebene einen proaktiveren Ansatz bei der Advocacy-Arbeit. Bisher reagieren wir vor allem auf Anlassfälle und Gesetzgebungsprozesse, die uns (häufig) negativ betreffen. Künftig soll die Agenda aktiv mitgestaltet werden, um das Internet im positiven Sinne frei und offen mitzugestalten. Wir möchten uns als Stimme von “Good-Tech” und selbstverwalteten Online-Communities positionieren. Dies erfordert verstärkte inhaltliche Arbeit, ebenso wie nachhaltige Präsenz in und um Verhandlungen. Dazu müssen wir weiterhin verstärkt auf Synergien durch Partnerschaften bauen und zusätzliche Ressourcen aufstellen, was sich insbesondere im europäischen Kontext anbietet. | Mittel- bis langfristig verfolgen wir sowohl in Österreich als auch auf EU-Ebene einen proaktiveren Ansatz bei der Advocacy-Arbeit. Bisher reagieren wir vor allem auf Anlassfälle und Gesetzgebungsprozesse, die uns (häufig) negativ betreffen. Künftig soll die Agenda aktiv mitgestaltet werden, um das Internet im positiven Sinne frei und offen mitzugestalten. Wir möchten uns als Stimme von “Good-Tech” und selbstverwalteten Online-Communities positionieren. Dies erfordert verstärkte inhaltliche Arbeit, ebenso wie nachhaltige Präsenz in und um Verhandlungen. Dazu müssen wir weiterhin verstärkt auf Synergien durch Partnerschaften bauen und zusätzliche Ressourcen aufstellen, was sich insbesondere im europäischen Kontext anbietet. | ||
===== Bildung ===== | |||
Unsere Bildungsprogramme müssen auf eine neue, selbsttragende und skalierbare Basis gestellt werden. Dazu arbeiten wir 2022 aktiv mit bestehenden und neuen Partner*innen zusammen und leiten daraus Schritte für die Folgejahre ab. Im Rahmen unseres Strategieprozesses hat sich darüber hinaus herauskristallisiert, dass die Förderung Freien Wissens in der Gesellschaft kohärenter Weise bereits in der Schulbildung ansetzen sollte. Abgesehen von einigen Einzelinitiativen in der Vergangenheit, wäre ein skalierbares Konzept für Schulen eine komplett neues Handlungsfeld für uns, das sich nur mit entsprechenden Partner*innen erreichen lässt. Im Raum steht daher die Einführung einer neuen Expert*innengruppe für Strategische Partnerschaften mit einem Schwerpunkt im Bildungsbereich, um Möglichkeiten und tragbare Konzepte im Sinne eines ressourcenbasierten Effectuation-Ansatzes zu erarbeiten und evaluieren. | Unsere Bildungsprogramme müssen auf eine neue, selbsttragende und skalierbare Basis gestellt werden. Dazu arbeiten wir 2022 aktiv mit bestehenden und neuen Partner*innen zusammen und leiten daraus Schritte für die Folgejahre ab. Im Rahmen unseres Strategieprozesses hat sich darüber hinaus herauskristallisiert, dass die Förderung Freien Wissens in der Gesellschaft kohärenter Weise bereits in der Schulbildung ansetzen sollte. Abgesehen von einigen Einzelinitiativen in der Vergangenheit, wäre ein skalierbares Konzept für Schulen eine komplett neues Handlungsfeld für uns, das sich nur mit entsprechenden Partner*innen erreichen lässt. Im Raum steht daher die Einführung einer neuen Expert*innengruppe für Strategische Partnerschaften mit einem Schwerpunkt im Bildungsbereich, um Möglichkeiten und tragbare Konzepte im Sinne eines ressourcenbasierten Effectuation-Ansatzes zu erarbeiten und evaluieren. | ||